Fußballprofi als vermeintlicher Traumjob Steve Gohouri und die falschen Freunde

Düsseldorf · Das frühe, schnelle Geld kann verhängnisvolle Folgen haben, wenn das Umfeld nicht stimmt. So wie beim Ex-Gladbacher Steve Gohouri, der vor einem Jahr tot am Rheinufer aufgefunden wurde.

Steve Gohouri: Fotos aus seiner Zeit bei Borussia Mönchengladbach
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Steve Gohouri: Bilder aus seiner Zeit bei Borussia

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Foto: Dieter Wiechmann

Am Silvestertag 2015 entdeckt ein Spaziergänger am Rheinufer bei Krefeld einen leblosen Körper. Feuerwehrleute bergen die Leiche. Es ist Steve Gohouri, der Fußball-Profi wird seit Mitte Dezember vermisst. Gohouri hat bei vielen Klubs gespielt, unter anderem bei Borussia Mönchengladbach. In den besten Zeiten verdient er viel Geld. Er trägt ausgefallene Kleidung, "total verrückt", sagt ein Mitspieler in Gladbach. Er fährt teure Autos, er feiert gern. Und er hat selbstverständlich viele Freunde.

Irgendwann aber schlägt der fröhliche Lebenswandel auf die Leistungen durch. In Mönchengladbach fliegt der baumlange Verteidiger mit dem großen Talent schon mal aus dem Kader, und der lange Abstieg beginnt. Er endet in der vierten Liga, beim TSV Steinbach in der hessischen Provinz. Gohouri hat nicht mehr so viele Freunde, dafür reichlich Schulden. Die Freundin zieht aus der Wohnung in Düsseldorf aus, das Nachtleben gibt ihm keinen Trost mehr. Seine Berater, es sollen mal acht gewesen sein, sind abgetaucht. Der Mann ist am Ende. In der Nacht vom 11. auf den 12. Dezember verschwindet er zwischen Altstadt und Rheinkniebrücke. Gohouri wird 33 Jahre alt.

Gohouri nur eins von vielen Beispielen

Die Fußball-Welt trauert um Steve Gohouri
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Foto: Dieter Wiechmann

Natürlich endet nicht jede gescheiterte Profikarriere so tragisch. Aber es gibt hunderte von Beispielen dafür, wie verhängnisvoll das schnelle, frühe Geld, glamouröse Lebensumstände, das Fehlen eines funktionierenden sozialen Umfelds und falsche Freunde sein können. Wer nicht gut geerdet ist, wer keine richtigen Wurzeln geschlagen hat, der kann im Zirkus Profifußball untergehen.

Dieser Zirkus besteht eben nicht nur aus Training, Spiel und Autogrammstunde. Er besteht auch aus Menschen, die sich für begehrt halten, weil sie Stars sind, und die vielleicht irgendwann feststellen müssen, dass sie die Rolle mit der Wirklichkeit verwechselt haben. Und er besteht aus Fans, Schulterklopfern und solchen, die mit im Scheinwerferlicht stehen wollen. Wenn dieses Licht verlischt, wenn die Rollen ausgespielt sind, zeigt sich erst, auf wen Verlass ist.

Thomas Müller, der Weltmeister von 2014, hat sich über die Scheinwelt des Profifußballs schon früh Gedanken gemacht. Kurz nach der WM 2010, sein Stern ist gerade so richtig aufgegangen, sagt er vor einem Länderspiel in Hamburg: "Ich hatte schnellen Erfolg, da sind Schulterklopfer ganz normal. Das muss man wissen." Richtige Freunde aber habe er nur zwei, "beide kenne ich schon seit Ewigkeiten".

Solche Beziehungen geben Halt. Deshalb ist Müller nicht empfänglich für die Reize eines unterhaltsamen Nachtlebens auf der Überholspur. Er ist buchstäblich bodenständig, und es ist unvorstellbar, dass er in seiner Freizeit mit seinen alten Kumpels im aufgemotzten Sportmobil über die Straßen heizt. Andere Dramen, die dieses Geschäft erzählen kann, beginnen genau da.

Die des Wolfsburger Profis Junior Malanda zum Beispiel. Mindestens 20 Mal sei das Auto seines Mandanten auf der Autobahn mit mehr als 200 Kilometern in der Stunde geblitzt worden, sagt sein Manager der belgischen Zeitung "Het Laatste Niews". Malanda habe nur in Ausnahmefällen am Steuer gesessen. Am 10. Januar 2015 kommt er auf der Autobahn 2 bei einem Unfall ums Leben. Er sitzt auf der Rückbank und ist nicht angeschnallt. Sein Agent Peter Smeets sieht ihn "als Opfer seiner falschen Freunde". Malanda wird nur 20 Jahre alt.

Dieser Artikel ist Teil unserer Serie "Fußball-Profi - Traumjob mit Tücken"

(pet)
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