Bundesliga-Check, Teil 7 Stuttgart setzt voll auf Angriff

Düsseldorf · Der VfB Stuttgart verstärkte sich nur punktuell und vertraut nahezu komplett dem Team, das die vergangene Saison auf Platz sechs beendete. In der Offensive liegt die Stärke der Schwaben. Dort brillierten vor allem Vedad Ibisevic und Martin Harnik.

30 Millionen Euro kassierte der VfB Stuttgart im Sommer 2009. Für diese Summe gaben die Schwaben ihren Topstürmer Mario Gomez an Bayern München ab. Viel Geld, um nachzurüsten. Doch der VfB entschied sich, nur etwa fünf Millionen Euro für einen Ersatzmann auszugeben. Der russische Nationalstürmer Pavel Pogrebnyak konnte die Lücke aber nicht schließen. Nach dem Sieben-Millionen-Fehleinkauf Ciprian Marica zwei Jahre zuvor war es die zweite Transferschlappe von Manager Horst Heldt. Sein Nachfolger, Fredi Bobic, bewies ein glücklicheres Händchen.

38 Tore von Vedad Ibisevic in drei Spielzeiten für die TSG Hoffenheim waren der sportlichen Leitung und Mäzen Dietmar Hopp wohl nicht gut genug. Der ehemalige Nationalstürmer Bobic zögerte nicht lange und verpflichtete den Bosnier in der vergangenen Winterpause — und diese fünf Millionen Euro waren deutlich besser angelegt. Mit acht Toren und sieben Vorlagen in 15 Partien war der 28-Jährige zusammen mit Martin Harnik, der insgesamt 17 Mal traf und acht Mal vorbereitete, entscheidend am Erreichen des internationalen Startplatzes beteiligt.

Ein weiterer Glücksgriff gelang Bobic mit Trainer Bruno Labbadia, der seit 2010 aus einem Trupp von Einzelgängern eine homogene Einheit formte, die erfrischenden Offensivfußball spielt. Die gute Harmonie zwischen den Mannschaftsteilen dürfte auch den Ausschlag dafür gegeben haben, dass Bobic und Labbadia in dieser Sommerpause auf spektakuläre Verpflichtungen verzichteten. Der lange Zeit verletzte Tim Hoogland wurde ohne Risiko vom FC Schalke 04 ausgeliehen, um auf einer der kleinen Problemstellen auf der rechten Abwehrseite mehr Konkurrenz zu schaffen. Für die offensive Außenbahn wurde der wendige Tunay Torun (Hertha BSC) als Alternative geholt. Ein Mann für die nahe Zukunft ist mit Sicherheit Daniel Didavi, der nach einem sehr erfolgreichen Jahr in Nürnberg zu seinem Stammverein zurückgekehrt ist. Bis November fällt der 22-Jährige aber mit einem Knorpelschaden aus.

In der Defensive steht Labbadia zwei Mal vor der Qual der Wahl. Im zentralen Mittelfeld streiten William Kvist, Zdravko Kuzmanovic und Christian Gentner um die beiden Plätze. Auch in der Innenverteidigung heißt es zwei aus drei. Die Kandidaten: Serdar Tasci, Georg Niedermeier und Maza.

Die Abteilung Attacke stellt sich hingegen nahezu von selbst auf. Das kongeniale Duo Ibisevic und Harnik wird durch den Japaner Shinji Okazaki auf der linken Seite ergänzt. Für die Bälle in die Spitze sorgt Regisseur Tamas Hajnal.

Sechs Mal erzielte der VfB in der Rückrunde vier oder mehr Tore. Daran wird sich das Team in dieser Spielzeit messen lassen müssen. "Wenn wir es schaffen, dass die Mannschaft auf dieses Niveau kommt, ist alles möglich", erklärt Ibisevic. Die große Unbekannte ist in dieser Saison aber nicht das Leistungsvermögen der Mannschaft, sondern die Verarbeitung der höheren Belastung durch den europäischen Wettbewerb. Als Stuttgart 2007 Meister wurde, scheiterte der VfB an dieser Hürde. Diesmal soll es klappen. "Der VfB ist ein Verein, der hohe Ansprüche hat. Auch die Qualität in der Mannschaft ist hoch", sagt Ibisevic hoffnungsfroh.

Zugänge Hoogland (ausgeliehen von Schalke 04), Torun (Hertha BSC), Didavi (war an Nürnberg ausgeliehen), plus vier Akteure aus dem eigenen Nachwuchs.

Abgänge Boulahrouz (Sporting Lissabon), Schieber (Dortmund), Gebhart (Nürnberg), Delpierre (Hoffenheim), Celozzi (Eintracht Frankfurt).

(RP/seeg/rm)
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