Sicherheitsdebatte im deutschen Fußball Rauball: "Der Bundesliga-Spieltag wird stattfinden"

Hannover · Den deutschen Fußball hat die Terror-Angst eingeholt. Die Absage des Länderspiels in Hannover zwingt auch die Bundesliga zum Nachdenken über ihre Sicherheitskonzepte. Für das deutsche Weltmeister-Team endet das Jahr mit zwei Schock-Erlebnissen.

 Sichtlich mitgenommen: Reinhard Rauball.

Sichtlich mitgenommen: Reinhard Rauball.

Foto: dpa, gam

Nach der Länderspiel-Absage von Hannover hat im deutschen Fußball eine Debatte um die Sicherheit begonnen. "Das wird den Fußball verändern und stellt uns vor eine neue Herausforderung", sagte Präsident Martin Kind von Hannover 96 der Deutschen Presse-Agentur. Ligapräsident Reinhard Rauball versicherte trotz der kurzfristigen Absetzung der Testpartie zwischen der deutschen Nationalmannschaft und den Niederlanden wegen einer Terrorwarnung am Dienstagabend, die Bundesliga werde am Wochenende spielen. "Der Spieltag wird stattfinden", sagte Rauball.

Rainer Koch, der derzeit gemeinsam mit Rauball den Deutschen Fußball-Bund (DFB) führt, warnte vor übereilten Reaktionen. "Wir müssen jetzt entsprechend besonnen damit umgehen und einfach wachsam sein und auch die Sicherheitsvorkehrungen entsprechend für zukünftige Veranstaltungen kritisch überprüfen und gegebenenfalls auch erhöhen, wo notwendig", sagte Koch.

Die Austragung von Fußball-Topereignissen wollte Koch allerdings nicht grundsätzlich infrage stellen lassen. "In einer Demokratie müssen wir unsere Lebensform verteidigen und solche Großveranstaltungen auch weiter stattfinden. Ich denke, dass man nach vorne schauen und das gesellschaftliche Leben immer weiter nach vorne bringen sollte, natürlich aber immer auch unter der Voraussetzung, dass die Bürger sicher ins Stadion gehen können."

Auf Fragen nach Konsequenzen der Absage für den bevorstehenden Bundesliga-Spieltag wollte Koch sich nicht äußern. "Das ist zunächst eine Angelegenheit für die Deutsche Fußball Liga und ihre Führung."

Aus der Absage des Länderspiels zwischen Deutschland und den Niederlanden in Hannover wegen einer Terror-Warnung lassen sich nach Einschätzung von Polizegewerkschafts-Chef Rainer Wendt jedoch kaum Konsequenzen für den Alltag im deutschen Profi-Fußball ableiten. "Die Entscheidung für die Absage fiel aufgrund von konkreten Hinweisen. Das war ein Einzelfall, der keine Wirkungen auf künftige Großereignisse entfalten wird", sagte der Vorsitzende der Deutschen Polizeigewerkschaft im Interview mit dem TV-Sender "Sky Sport News HD".

Für die deutschen Fußball-Weltmeister war der Schock von Hannover das zweite Alptraum-Erlebnis nach den Attacken von Paris vier Tage zuvor. Nachdem Selbstmordattentäter während der Partie gegen Frankreich vor dem Stade de France Bomben gezündet hatten, verbrachte das Team von Bundestrainer Joachim Löw eine Nacht voller Angst im Stadion. Die Absage am Dienstag erreichte das Team auf dem Weg in die Arena. Der Mannschaftsbus wurde von der Polizei gestoppt, die Spieler wurden in Sicherheit gebracht.

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"Mein Eindruck ist, dass der Fußball in Deutschland mit dem heutigen Tage in allen Facetten eine andere Wendung genommen hat", sagte DFB-Interimschef Rauball. Auf die Frage nach zusätzlichen Sicherheitsmaßnahmen für die bevorstehenden Bundesliga-Partien sagte der Präsident von Borussia Dortmund: "Darüber denken wir natürlich auch nach."

Hannovers Vereinschef Kind forderte ein einheitliches Konzept für alle Vereine unter Federführung der Deutschen Fußball Liga (DFL). Auch der DFB sieht zunächst den Ligaverband in der Verantwortung, wie Übergangspräsident Koch sagte. "Für den Fußball in Deutschland gilt das gleiche wie für alle anderen Großveranstaltungen in Deutschland auch. Wir müssen uns unter diesem Aspekt entsprechend aufstellen, wir müssen uns bewusst sein, dass Gefährdungslagen bestehen", sagte Koch.

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Die nächsten Spiele in den Fußball-Profiligen sind für Freitag angesetzt. In der Bundesliga treffen dann der Hamburger SV und Borussia Dortmund aufeinander. Für die deutsche Nationalelf ist das Länderspiel-Jahr nach dem traurigen Abend von Hannover beendet. Erst Ende März stehen die Klassiker gegen England in Berlin und gegen Italien in München an. "Was dann zu beachten sein wird, muss mit den Sicherheitsbehörden zu klären sein", sagte Rauball.

Der Bundesligist Hannover 96 hat derweil die für Mittwoch geplante erste Trainingseinheit abgesagt. Organisatorische Gründe haben nach der Absage des Länderspiels zu der Entscheidung geführt. Die Spieler seien bereits am Abend informiert worden, sagte ein Vereinssprecher. Das für den Nachmittag geplante Training soll stattfinden.

(dpa)
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