Die zehn Hingucker des Bundesliga-Spieltags Küsschenverteiler und Premieren-Jubler

Düsseldorf · Die Bayern marschieren unaufhaltsam an der Spitze. Vom einzigen (zaghaften) Bayern-Jäger der vergangenen Saison entfernt sich der VfL Wolfsburg immer mehr. Dagegen klettert ein Neuling munter weiter nach oben und feiert gleich zwei Premieren. Jubeln darf auch der bisherige Tabellenletzte – ebenfalls nach einer Premiere.

Thomas Müller mischt sich ins Duell Lewandowski gegen Aubameyang ein
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Müller mischt sich ins Duell "Lewa vs. Auba" ein

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Die Bayern marschieren unaufhaltsam an der Spitze. Vom einzigen (zaghaften) Bayern-Jäger der vergangenen Saison entfernt sich der VfL Wolfsburg immer mehr. Dagegen klettert ein Neuling munter weiter nach oben und feiert gleich zwei Premieren. Jubeln darf auch der bisherige Tabellenletzte — ebenfalls nach einer Premiere.

Den Ausgleich durch Pierre-Emerick Aubameyang im Privatduell dieses Spieltags ließ Robert Lewandowski noch zu, dann startete der Pole einmal mehr durch. Nur 23 Sekunden nach dem Wiederanpfiff erzielte er das 3:1 gegen seinen Ex-Verein Borussia Dortmund. In der 58. Minute ließ er das 4:1 folgen. Zwölf Tore nach acht Spieltagen — hochgerechnet auf die gesamte Saison wären das 51.

Robert Lewandowski trifft 23 Sekunden nach Wiederanpfiff
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Lewandowski trifft 23 Sekunden nach Wiederanpfiff

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Foto: afp, ej

Viel war geredet worden vor dem deutschen "Clasico" zwischen Bayern München und Borussia Dortmund über "Lewa" gegen "Auba" — doch dann stahl Thomas Müller den beiden Ausnahmestürmern zunächst die Show. "Er hat mir meinen Lauf abgekauft", hatte Müller vor wenigen Tagen in Richtung seines Teamkollegen Robert Lewandowski gespöttelt. Doch an diesem denkwürdigen Sonntagabend nahm Müller zumindest eine Anleihe beim Polen auf. Mit seinem Doppelpack (26./35., Foulelfmeter) ebnete er dem wieder in Gala-Form auftrumpfenden Rekordmeister den Weg zum 5:1 (2:1) über den bedauernswerten BVB.

Unglaubliche 100 Millionen Euro wollte Manchester United im Sommer angeblich für diesen Killer mit den Storchenbeinen bezahlen, doch die Bayern winkten ab. Wie wertvoll Müller ist, wurde nach drei Ligaspielen ohne Treffer des Nationalspielers überdeutlich. Es war ein typisches Müller-Spiel, das der 26-Jährige da auf den Platz zauberte. Er wühlte und wühlte, tauchte in den unmöglichsten Räumen auf - und sorgte so häufig für Verwirrung. Wie beim 1:0, als er einen langen Ball von Jerome Boateng verwertete. Beim 2:0 verwandelte er seinen Elfer anders als zuletzt in Mainz eiskalt.

Der FC Ingolstadt erzielte Bundesliga-Tor Nummer eins im eigenen Stadion (Pascal Groß/78.). Zugleich fuhr der Aufsteiger Sieg Nummer eins vor heimischer Kulisse ein. In der Tabelle bedeutet das zwar nicht Platz eins, aber beeindruckende 14 Punkte nach acht Spielen. Und auch in Hannover jubelte man über eine Premiere: Saisonsieg Nummer eins. 1:0 gegen den SV Werder Bremen hieß es. Und nebenbei verabschiedeten sich die Niedersachsen auch noch vom letzten Platz.

Wolfsburgs André Schürrle lag auf dem Boden, Gladbachs Torwart Tobias Sippel redete auf ihn ein. Weltmeister Schürrle wollte einen Elfmeter. Verursacht seiner Meinung nach von eben jenem Sippel. Schürrle hatte den Ball am herausgeeilten Keeper vorbeigespitzelt und kam nach einer leichten Berührung zu Fall. Schiedsrichter Felix Zwayer entschied gegen Schürrle und auf Abstoß. Borussias Mittelfeldspieler Granit Xhaka nahm sich Schürrle danach zur Brust: "Manche Spieler sind nicht dumm und lassen sich jetzt gegen uns fallen. Ich glaube nicht, dass es da eine Berührung gab. Ich bin zu ihm hingegangen und hab ihm gesagt, er soll damit aufhören."

Der FC Bayern München zerlegt Borussia Dortmund mit weiten Bällen - Pressestimmen
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Bayern - Dortmund: Pressestimmen

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Foto: qvist /Shutterstock.com/Retusche RPO

Falls Timo Werner auf ein Sonderlob seines Trainers gehofft hatte, lag der Jungstar des VfB Stuttgart gründlich daneben. Denn obwohl der 19-Jährige den taumelnden Schwaben durch seinen Last-Minute-Treffer das 2:2 (0:1) im baden-württembergischen Derby bei 1899 Hoffenheim gerettet hatte, zog er sich den Zorn von Alexander Zorniger zu. Der Coach war sauer, weil Werner die große Chance zum Sieg in der Nachspielzeit nicht genutzt hatte. "Den konnte Timo nicht reinmachen. Er war noch so mit Küsschen verteilen nach dem 2:2 beschäftigt, dass der Fokus noch nicht darauf lag, ihn reinzumachen. Aber das ist das Recht von jungen Spielern", sagte Zorniger.

Werner hatte nach seinem Treffer auf dem Weg zurück an die Mittellinie Kusshände ins Publikum geworfen. Als der Offensivspieler kurz darauf den Ball aus kurzer Distanz am Tor vorbeischob, bekam Zorniger an der Seitenlinie einen Wutanfall und warf voller Sarkasmus seinerseits Kusshände ins Publikum. Ein intaktes Verhältnis zwischen Profis und Trainer sieht irgendwie anders aus...

Von Albträumen wurde Sandro Wagner nach seinem eklatanten Elfmeter-Fehlschuss im Darmstädter Derby-Drama gegen den FSV Mainz 05 nicht geplagt. Die Schlüsselszene in der 96. Minute bei der 2:3-Niederlage im Nachbarschaftsduell spukte dem Stürmer des Aufsteigers aber auch am Tag danach noch im Kopf herum. "Es tut mir natürlich leid für die Mannschaft. Ich werde den Elfmeter schnellstmöglich abhaken und will in den nächsten Wochen wieder dabei helfen, zu punkten", sagte Wagner.

Beim ersten Bundesliga-Heimsieg seit 33 Jahren gegen Werder Bremen noch der gefeierte Held, nun die tragische Figur — innerhalb von zehn Tagen durchlebte der 27-Jährige die gesamte Gefühlswelt des Profifußballs. Wagner bewertete sein Missgeschick äber pragmatisch. "So ist Fußball. Es ist ja keiner gestorben. Ich hab einen Elfer verschossen, Scheiße, aber ich hab' Verantwortung übernommen", meinte er. Auch Trainer Dirk Schuster nahm es nicht so schwer: "Natürlich ärgert man sich mit dem Elfmeter am Ende, durch den wir einen Punkt hätten hier behalten können. Aber so richtig verdient hatten wir ihn nicht."

Wer innerhalb von acht Tagen den zweiten Doppelpack geschnürt hat, sollte doch eigentlich bester Laune sein - Kevin Volland war es definitiv nicht. "Unterm Strich ist das ein sch... Gefühl. Es fühlt sich wie eine Niederlage an", sagte der frustrierte Nationalstürmer in Diensten des Fußball-Bundesligisten 1899 Hoffenheim nach dem 2:2 (1:0) im baden-württembergischen Derby gegen den VfB Stuttgart.

Im Gegensatz zum Erfolg am vergangenen Spieltag beim FC Augsburg (3:1) hatten die Treffer Vollands in der 33. Minute per Foulelfmeter und in der 77. Minute als Abschluss eines Konters diesmal nicht zum Sieg für die Kraichgauer gereicht. Das Last-Minute-Tor von Werner machte den Hoffenheimern einen Strich durch die Rechnung. Dass die TSG bereits zum dritten Mal in dieser Saison in der letzten Minute Punkte abgeben musste, wurmte Volland so sehr, dass er sogar seine Teamkollegen ins Visier nahm. "Wir stehen mit fünf Mann hinten drin und dennoch macht ein Spieler, der nicht gerade der größte ist, per Kopf das Tor", schimpfte der 23-Jährige: "Das darf nicht passieren."

Am Freitag erfüllte Bundestrainer Joachim Löw einen Kindheitstraum von Bernd Leno, am Sonntag erlebte Bayer Leverkusens Torwart einen Albtaum: Ein Platzfehler ließ einen Rückpass von Jonathan Tah über den Fuß des 23-Jährigen hoppeln. Es war das 0:1 gegen den FC Augsburg. Die Fans in der BayArena munterten Leno mit Sprechchören auf, und Leno war es vielleicht ein Trost, dass sein Rivale Marc-André ter Stegen einst ein beinahe identisches Tor kassiert.

Hennes Weisweiler schaffte es nicht, seine Nachfolger Udo Lattek und Jupp Heynckes ebenfalls nicht. Borussias Mönchengladbachs Interimstrainer André Schubert stellte mit dem 2:0 gegen den VfL Wolfsburg einen neuen Vereinsrekord auf — drei Bundesligasiege vom Einstieg waren noch keinem Coach der "Elf vom Niederrhein" gelungen. Der Erfolg nährt die Diskussionen um Schuberts Zukunft. Und was tat der? Entschuldigte sich fast für seine Identifikation mit dem Job: "Ich genieße das und bin heute ausnahmsweise mal relativ emotional explodiert nach dem ersten Tor", sagte Schubert.

Robert Lewandowski hat zwölf Tore auf dem Konto, Pierre-Emerick Aubameyang zehn und Thomas Müller acht. Gemeinsam mit Mainz' Yunus Malli teilt sich Kölns Stürmer Anthony Modeste mit sechs Treffer den Titel "Best of the rest" der Bundesliga. Seinen Führungstreffer beim FC Schalke feierte der Franzose mit einem Tänzchen an der Eckfahne. Auch ein paar fliegende Bierbecher vermiesten dem Top-Neuzugang der Domstädter nicht die Laune.

(dpa)
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