Bundesliga 15/16 Tränen und Bier: Die Bundesliga-Abschiede
Am letzten Spieltag der Bundesliga flossen die Tränen - und hier und da auch das Bier - in Strömen. Für viele Protagonisten war die Zeit des Abschieds gekommen. Vor allem Christian Heidel und Horst Heldt konnten ihre Gefühle nicht verbergen. Ein Überblick über die prominentesten Abgänge.
Pep Guardiola (Bayern München): Der Trainer eröffnete die Meistersause höchstpersönlich. Nach seinem letzten Heimspiel mit dem FC Bayern schnappte sich der scheidende Coach im strömenden Regen ein überdimensionales Weißbierglas und bescherte Xabi Alonso sowie Assistent Hermann Gerland eine Bierdusche. Der Katalane, zukünftig bei Manchester City an der Seitenlinie, war aber bald selbst durchnässt: "Es ist kalt und stinkt."
Christian Heidel (FSV Mainz 05): Das Mainzer Urgestein stand noch 45 Minuten nach dem Abpfiff vor der Fankurve und heulte. "Danke für völlig verrückte und emotionale Jahre. Das war die beste Zeit meines Lebens", sagte Heidel mit belegter Stimme, nachdem zuvor sein Kumpel Jürgen Klopp via Videobotschaft bewegende Worte übermittelt hatte. "Ich weine normalerweise nur bei Winnetou III oder Lassie", hatte Heidel, der zukünftig die Geschicke bei Schalke 04 bestimmt, kurz vor dem Abschied noch gesagt - stimmte am Ende nicht ganz.
Horst Heldt (Schalke 04): "Ich fahre jetzt nach Hause und haue mir die Hucke voll" - die letzten Worte des 46-Jährigen als Sportvorstand von Schalke 04 machten klar, wie emotional der Abschied Heldts von den Königsblauen war. Als aus Tausenden Kehlen "Ein Leben lang" ertönte, brachen bei dem Ex-Sportchef alle Dämme. Heldt weinte nach sechs Jahren als Schalker bitterlich.
André Breitenreiter (Schalke 04): Erst verkündete der Coach kurz vor Spielbeginn seinen Abgang, dann rechnete der verbitterte 42-Jährige nach nur einem Jahr in Gelsenkirchen mit seinen Kritikern ab. "Ich kann erhobenen Hauptes hier rausgehen. Wir haben die direkte Qualifikation für die Europa League geschafft - und das trotz einer gezielten Hetzkampagne einzelner Medien gegen meine Person", sagte Breitenreiter, der wohl von Markus Weinzierl beerbt wird.
Markus Weinzierl (FC Augsburg): Auch Nachfragen führten in eine Sackgasse. Die Ankündigung, er werde nach dem Spiel etwas zu seiner Zukunft sagen, kassierte der Trainer ein. "Ich bin in einer Position, wo ich Trainer beim FC Augsburg bin und nicht in einer Position, wo ich etwas verkünden kann", sagte der 41-Jährige. Da Weinzierl kein klares Bekenntnis zu den Schwaben abgeben wollte, dürfte klar sein: Sein Wechsel zu Schalke 04 ist nur noch eine Frage der Ablösesumme.
Ralph Hasenhüttl (FC Ingolstadt): Der Trainer erlebte nach den Tränen im letzten Heimspiel am vorletzten Spieltag einen weniger emotionalen Abschied: "Es war der routinemäßige letzte Schlussakt", sagte Hasenhüttl, der zu Aufsteiger RB Leipzig wechselt.
Jürgen Kramny (VfB Stuttgart): Für den Coach kam das erwartete Aus einen Tag nach dem GAU. Der 44-Jährige hatte die Schwaben am 24. November 2015 übernommen, konnte den ersten Abstieg seit 41 Jahren aber nicht verhindern. Dass Kramny zur zweiten Mannschaft des Klubs zurückkehrt, die aus der 3. Liga abgestiegen ist, gilt als fraglich.
Bernd Wahler (VfB Stuttgart): Der Präsident, seit 2013 im Amt, trat am Sonntag wie erwartet von seinem Amt zurück. Der Abschied erfolge "in gegenseitigem Einvernehmen" und "mit sofortiger Wirkung", hieß es vonseiten des Aufsichtsrates. Das Gremium werde einer außerordentlichen Mitgliederversammlung (Termin offen) "ein bis zwei geeignete Kandidaten" für das Wahler-Erbe vorschlagen.
Mats Hummels (Borussia Dortmund): Der BVB löste die brisante Situation geschickt. Er verordnete Hummels für den schweren letzten Gang nach achteinhalb Jahren eine "Eskorte der Legenden" - und die wenigen Pfiffe verstummten. Im Arm der Europapokalhelden Aki Schmidt und Hoppy Kurrat kämpfte Hummels mit den Tränen, Hans Tilkowski wuschelte ihm durch das Haar. Die Fans honorierten es mit höflichem Applaus, trotz des bevorstehenden Wechsels ausgerechnet zu Bayern München. "Ich bin sehr froh über diese freundliche Reaktion, da muss ich gar nicht rumlügen", sagte der BVB-Kapitän, der im Pokalfinale auf seinen neuen Klub trifft.
Mario Götze (Bayern München): In der Welt von Trainer Pep Guardiola kam Mario Götze nur als Ersatzspieler vor. Er spielte nur noch, wenn es um nichts ging. So wie am letzten Spieltag: Gegen Absteiger Hannover 96 traf Götze beim 3:1 doppelt und durfte sogar durchspielen. Der WM-Held, mit dem Ancelotti nicht plant, wirkte wie befreit von tonnenschweren Lasten.
Elkin Soto (FSV Mainz 05): Nach dem Happy End stand der Kolumbianer mit feuchten Augen vor der Fankurve und hörte seinen Namen aus Tausenden von Kehlen. Der letzte Auftritt des kultigen Mittelfeldspielers dauerte nicht einmal 20 Sekunden. Trainer Martin Schmidt hatte den 35-Jährigen nach einem Jahr ohne Spielpraxis in der Nachspielzeit eingewechselt. Soto hatte am 3. Mai 2015 einen "Komplettschaden" im Knie erlitten. Am Abend vor der Partie waren die Führungsspieler zu Schmidt gekommen und hatten ihn davon überzeugt, Soto zumindest in den Kader zu nehmen.
Heribert Bruchhagen (Eintracht Frankfurt): Aufgeschoben ist nicht aufgehoben. Der "Renteneintritt" für den Vorstandsboss beginnt ein paar Tage später als erhofft - die Relegation ist Schuld. Der 67-Jährige, der wohl durch Fredi Bobic ersetzt wird, hofft inständig, einen Bundesligisten zu übergeben.
Knut Kircher, Florian Meyer und Michael Weiner: Das Alter macht auch vor den Schiedsrichtern nicht Halt. Mit 47 ist für die drei Unparteiischen Schluss.