Ungewöhnlich hohe Einnahmen Transfer-Bilanz der Bundesligisten fast ausgeglichen

Gut eineinhalb Wochen vor den Saisonstart haben die 18 Bundesliga-Vereine mehr als 210 Millionen Euro für Neuzugänge ausgegeben. Ungewöhnlich hoch sind diesmal die Einnahmen. Die Transfer-Bilanz ist deshalb fast ausgeglichen.

Transfers der Fußball-Bundesliga 2014/15
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In der Fußball-Bundesliga regiert die wirtschaftliche Vernunft. Eineinhalb Wochen vor dem Saisonstart haben die 18 Bundesliga-Vereine zwar schon 214,4 Millionen Euro an Ablösesummen für 157 neue Spieler ausgegeben. Doch durch die ungewöhnlich hohen Einnahmen von 187,975 Millionen Euro ist die Transferbilanz im WM-Jahr insgesamt sogar fast ausgeglichen. Laut einer Erhebung der Nachrichtenagentur dpa liegen die Investitionen und Erlöse auf Vorjahresniveau. Der Ausgaben-Rekord von 287 Millionen Euro vor der Saison 2012/2013 bleibt unangetastet. Das Transferfenster schließt am 1. September.

Allerdings fließen von den Gesamt-Einnahmen der 18 Klubs mehr als 50 Millionen Euro auf das ohnehin prall gefüllte Konto des FC Bayern München, allein schon durch die Verkäufe der Nationalspieler Toni Kroos (Real Madrid/30,0) und Mario Mandzukic (Atletico Madrid/22,0). Weil der deutsche Meister seinen Wunschspieler Robert Lewandowski von Borussia Dortmund ablösefrei bekam, musste er nicht wie im vergangenen Sommer — Mario Götze und Thiago kosteten zusammen mehr als 60 Millionen Euro — Unsummen für Verstärkungen hinblättern.

Das meiste Geld gab diesmal der Meisterschafts-Zweite aus Dortmund aus. Um den Ausfall des polnischen Bundesliga-Torschützenkönigs zu kompensieren, musste der BVB tief in die Kasse greifen. In dem italienischen Torjäger Ciro Immobile vom FC Turin (18,5 Millionen) leisteten sich die Borussen den teuersten Neuzugang der Eliteliga, Herthas Adrian Ramos (9,7) machte das westfälische Stürmer-Paket perfekt. Dazu kam in Weltmeister Matthias Ginter für 10,0 Millionen Euro noch ein großes Abwehrtalent aus Freiburg. Zudem wurden sieben Millionen Euro für den Rückkauf des zuvor von Real Madrid geliehenen Nuri Sahin fällig. Insgesamt investierte der BVB 45,2 Millionen Euro.

Mit 29,25 Millionen Euro für HSV-Angreifer Hakan Calhanoglu, den Ex-Nürnberger Josip Drmic, den Brasilianer Wendell und weitere vielversprechende Profis veredelte Bayer Leverkusen seinen Kader. "In Dortmund sagen sie, dass sie die Bayern ärgern wollen, wir wollen die Dortmunder ärgern", kündigte Bayers Sportchef Rudi Völler nach Platz vier in der Vorsaison den Angriff auf die Spitze an. Anders als in den Vorjahren habe man es geschafft, "keinen unserer Topspieler abzugeben und uns zusätzlich zu verstärken", erklärte Völler.

Die deutschen Fußballer stehen zwar nach dem WM-Titel der Löw-Elf weltweit noch höher im Kurs. Doch der Run ins Ausland hat deswegen nicht eingesetzt. "Deutsche Topspieler genießen unabhängig vom WM-Erfolg im Ausland stets einen hohen Stellenwert", sagte Wolfsburgs Geschäftsführer Klaus Allofs. Er glaubt, dass die Bundesliga durch den WM-Titel "noch attraktiver geworden ist". Bis auf Kroos wechselte kein deutscher Weltmeister nach der WM ins Ausland.

Die Unsummen werden nach wie vor in Spanien, England oder Frankreich ausgegeben, wo die zum Teil hoch verschuldeten Spitzenvereine weiter bereit sind, 50 bis 90 Millionen Euro für große Namen zu zahlen. So verpflichtete Champions-League-Sieger Reals Madrid neben Kroos auch Costa Ricas WM-Torhüter Keylor Navas (10,0) und den Kolumbianer James Rodríguez, der allein 80 Millionen Euro kostete.

Um nicht ein weiteres Zitterjahr zu erleben, holte Bundesliga-Dino Hamburger SV nicht nur Sportdirektor Dietmar Beiersdorfer zurück, sondern investierte auch kräftig in neue Spieler. Zwar mussten die Hanseaten in Calhanoglu einen wichtigen Leistungsträger ziehen lassen, reinvestierten aber das Geld. In der Ausgaben-Liste rangiert der HSV auch dank der Kühne-Millionen mit 23,25 Millionen Euro hinter dem BVB und Leverkusen auf Platz drei.

Wesentlich bescheidener geht es in Bremen zu. Die klammen Werderaner holten fast nur ablösefreie Spieler und setzen auch wieder vermehrt auf den eigenen Nachwuchs. Ein Weg, den auch der FC Schalke 04 konsequent weiterverfolgt. Das Motto von Manager Horst Heldt und Vereinschef Clemens Tönnies lautet: "Wir machen uns unsere Stars selbst." Dennoch hat man in Gelsenkirchen den Kader punktuell mit Sidney Sam, Fabian Giefer oder Eric Maxim Choupo-Moting ergänzt.

(dpa)
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