Uli Hoeneß beim Ständehaustreff "Unsere Spieler lieben Heynckes und es gibt keinen Plan B"

Düsseldorf · Uli Hoeneß besucht den Ständehaustreff in Düsseldorf. Der Präsident des FC Bayern München sagt, dass er mit Jupp Heynckes weiter zusammenarbeiten möchte, er kritisiert das Theater um Aubameyang und wird plötzlich politisch, als er über Russland und die Krim spricht.

Uli Hoeneß beginnt seinen Besuch in Düsseldorf mit einem Heimspiel. Doch, doch, das geht auch im Fußball-Westen. Denn Bayern Münchens Präsident ist am späten Nachmittag zu Gast beim Fanclub "Seestern des Südens" im linksrheinischen Düsseldorf. Er ist dort unter Freunden. Erst danach kommt er zum Ständehaustreff an den Kaiserteich. Auch dort muss er kein Pfeifkonzert befürchten - ganz anders als bei Bayern-Auftritten in den Arenen von NRW.

Hoeneß lächelt, als er kurz vor 18.30 Uhr ganz nach den Vorgaben des Protokolls seinen großen Bahnhof am Eingang bekommt. Er lächelt bei den Fotos mit dem Mönchengladbacher Amtskollegen Rolf Königs, er lächelt am Tisch, denn dort sitzt er bei seinem Vizepräsidenten Walter Mennekes. Er schüttelt viele Hände, und er lächelt auch auf dem Podium - meistens zumindest. Michael Bröcker, Chefredakteur der Rheinischen Post, führt ihn durch einen Bilderbogen eines bewegten Lebens unter den Augen der Öffentlichkeit. Fotos werden auf der Bühne eingeblendet. Sie zeigen Hoeneß als ganz jungen Kerl in Ulm, wo er als Sohn eines Fleischermeisters aufwächst. Sie zeigen ihn als Spieler des FC Bayern, der in den 1970er Jahren dreimal in Folge den Europapokal der Landesmeister (die heutige Champions League) gewann, als Europameister 1972, als Weltmeister 1974. Sie zeigen ihn als Manager des Klubs, den er zum führenden Fußball-Unternehmen der Republik gemacht hat, das heute 650 Millionen Euro umsetzt.

Die Fotos zeigen auch seine Freunde. Zu denen gehört der Mönchengladbacher Jupp Heynckes, den er im Oktober 2017 als Trainer zurück zu den Bayern geholt hat. Seither spielen die Bayern die Bundesliga-Konkurrenz in Grund und Boden. Das Geheimnis? "Jupp verbindet das moderne Sportmanagement mit dem Menschlichen. Er sorgt dafür, dass es in der Kabine stimmt", sagt Hoeneß, "für uns ist es ein Traum. Wir müssen uns darum nicht mehr kümmern. Bevor er kam, mussten wir es jeden Tag machen."

Bayern-Präsident Uli Hoeneß zu Gast beim Düsseldorfer Ständehaustreff
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Bayern-Präsident Uli Hoeneß zu Gast im Ständehaustreff

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Foto: Bretz, Andreas

Weil es so gut läuft, würde Hoeneß am liebsten mit Heynckes weitermachen. "Ich denke, dass die Arbeit in München noch nicht getan ist. Wir glauben, dass der Jupp den Übergang am besten moderieren kann. Unsere Spieler lieben ihn. Einen Plan B habe ich nicht."

An der beherrschenden Rolle der Münchner würde wohl nicht mal ein Trainerwechsel etwas ändern. Das ist Hoeneß ganz recht, obwohl er betont: "Man darf ja nicht vergessen, dass vor vier Monaten alle geschrieben haben, dass die Wachablösung da ist, und jetzt finden es alle wieder langweilig."

Dem Mitbewerber Schalke 04 hat er soeben den 22-jährigen Nationalspieler Leon Goretzka weggeschnappt. Weggelockt, würde er sagen, "schließlich endet Goretzkas Vertrag bei Schalke im Sommer. Er hat von seinem Recht der freien Arbeitsplatzwahl Gebrauch gemacht". Die Verpflichtung ist ein Teil der Idee vom FC Deutschland, die Hoeneß schon als Manager verfolgte.

Dabei sieht er die Auswüchse des Geschäfts ziemlich klar. Ablösesummen von 222 Millionen Euro für den Brasilianer Neymar nennt er "Wahnsinn. Ich kann mir nicht vorstellen, dass das mit dem Financial Fair Play zu vereinbaren ist. Die Gehaltsstruktur muss auf den Prüfstand." Das Theater, das derzeit Pierre-Emerick Aubameyang bei Borussia Dortmund aufführt, "kann nicht gut sein für den Fußball". Und er beteuert: "Ousmane Dembélé hätte ich nicht gehen lassen." Der Stürmer hatte seinen Wechsel vom BVB zu Barcelona geradezu erstreikt. Für Hoeneß unmöglich. "Haben Sie schon mal gelesen, dass ein Spieler dem FC Bayern auf der Nase herumtanzt?"

"Die Deutschen machen einen Riesenfehler"

Das Wirtschaftsunternehmen Bayern München ist für Hoeneß trotz der Umsätze noch ein Familienbetrieb mit großer Tradition. "Du musst dafür sorgen, dass der Sport und das Geschäft übereinstimmen", betont Hoeneß. Die Bayern sind sein Lebenswerk. Dem hat er sich nach der Entlassung aus der Haft, die er wegen Steuerhinterziehung verbüßen musste, wieder gewidmet. Mit voller Kraft. "Ich diene diesem Klub", sagt er.

Dann wird Hoeneß überraschend politisch und spricht über die russische Annektion der Krim. "Ich bin nicht der Meinung, dass nur die Russen daran schuld waren, dass diese Krim-Geschichte passiert ist", sagt der FCB-Präsident. "Wenn die Nato immer näher kommt, dann möchte ich mal hören, wie Sie reagieren." Es sei aber "nicht in Ordnung" gewesen, "dass der Krieg passiert ist".

Russland hatte die ukrainische Schwarzmeerhalbinsel Krim im März 2014 annektiert. Außerdem kämpfen prorussische Separatisten seit rund vier Jahren gegen Regierungstruppen im Osten der Ukraine. Die EU reagierte mit Wirtschaftssanktionen. Altkanzler Gerhard Schröder sprach sich im Interview mit unserer Redaktion für ein Auslaufen der Sanktionen aus.

Beim Ständehaustreff äußert sich Hoeneß ähnlich. "Die Deutschen machen einen Riesenfehler, dass wir die Russen permanent attackieren", sagt er. "Es wäre viel besser, wenn wir kooperieren würden." Durch die Sanktionen und die Kritik an Russland habe sich nichts geändert. "Ein Land wie Russland können Sie nicht so führen wie die Demokratie in Deutschland."

Hoeneß über seine Haftstrafe: "Ich habe gebüßt"

Natürlich wird seine Steueraffäre nicht ausgespart an diesem Abend vor 500 geladenen Gästen. Die Affäre führt zur "schlimmsten Zeit in meinem Leben", wie Hoeneß erklärt. "Indem ich die Strafe akzeptiert habe, habe ich gezeigt, dass ich sie gerechtfertigt fand", sagt er. "Es war ein großer Fehler. Ich habe einen Blackout gehabt. Aber ich habe mich über die Strafe nie beschwert. Ich habe gebüßt." Die Haftzeit "hat mich stark geprägt, ich habe viele positive und negative Erfahrungen gemacht, die meinem Umfeld heute zugute kommen". Genauer erklärt er das nicht. Muss er auch nicht, denn das Publikum lauscht ohnehin ergriffen.

(pet)
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