Bundesliga-Abstiegskampf Unsere Prognose: BVB dreht auf, Paderborn steigt ab

Düsseldorf · Die Hälfte der Bundesligaklubs kämpft gegen den Abstieg, darunter große Vereine wie Dortmund.

Borussia Dortmunds Absturz und der Durchmarsch des FC Bayern München
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Gesichter und Szenen der Hinrunde

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Christian Seifert ist stolz. Der DFL-Geschäftsführer schaut auf die Tabelle der Bundesliga. Und weil da fast alles so schön beisammen liegt, findet er das Premiumprodukt seiner Deutschen Fußball Liga spannend wie lange nicht mehr. Die Bayern klammert er bei dieser Betrachtung selbstverständlich aus, denn der Meister hat sich längst in einen eigenen Kosmos verabschiedet. Hinter dem Überteam aber hat sich eine Zweiklassengesellschaft gebildet. Das gab es so auch noch nicht. Die Hälfte der Mannschaften kämpft gegen den Abstieg, die andere Hälfte (ganz richtig: beinahe die andere Hälfte) um die Startplätze in Europa. Unter den bedrohten Klubs sind einige, die sich selbst als Traditionsverein bezeichnen und daraus so etwas wie das natürliche Recht auf den Klassenverbleib ableiten. Wir beleuchten die Chancen der Mannschaften ab Platz zehn (absteigend).

10. SC Paderborn (19 Punkte/21:26 Tore) Der krasse Außenseiter aus Ostwestfalen, den so mancher auf den Spuren der legendären Tasmania aus Berlin wähnte, ist eine große Überraschung. Statt mit einstelligem Punktekonto hinter dem Feld herzuhecheln wie einst die Berliner in der Saison 1965/66, belegt das Team einen guten Mittelplatz. Der wöchentlich vorhergesagte Absturz ist bislang ausgeblieben, mit Geschlossenheit, großer Qualität bei den Standards und viel Ruhe behauptet sich Paderborn. Wenn die deutlich besser besetzte Konkurrenz in der Rückrunde aber das große Punkten beginnt, kann es noch sehr ernst werden.

Prognose: Paderborn steigt ab.

11. 1. FC Köln (19/17:23) Der 1. FC Köln war einmal ein Karnevalsklub mit wöchentlichem Ausschlag der Leistungen zwischen erster Liga und Verbandsliga. Diese Form der Unterhaltungskunst haben ihm Trainer Peter Stöger und Geschäftsführer Jörg Schmadtke ausgetrieben. Köln setzt mittlerweile auf seriöses Abwehrspiel. Das wird niemand mit Spaßfußball verwechseln können, aber es bringt zuverlässig Auswärtspunkte. Die reichen zum Leben in der Bundesliga. Und mehr will in dieser Serie keiner. Nicht mal in Köln.

Prognose: Köln hält die Klasse.

12. Mainz 05 (18/19:23) Der nächste selbsternannte Karnevalsklub überlässt die Pappnasen ebenfalls dem Stammpublikum. Auf dem Rasen arbeitet Mainz vergleichsweise verbissen und im professionellen Bewusstsein der eigenen Mängel. Keine schlechte Idee, wie zuletzt sogar die Bayern erfahren mussten. Sie benötigten viel Glück für ihren 2:1-Erfolg. Mainz weiß, worauf es ankommt.

Prognose: Mainz hält die Klasse.

13. Hertha BSC (18/24:35) Der Hauptstadtklub glaubte sich schon einige Male auf dem Weg in die oberen Tabellenregionen und das internationale Geschäft. Vor allem die Fans halten das für geboten, weil sie sich in der Metropole nicht mit Durchschnitt anfreunden wollen. Die Wirklichkeit sieht weitaus nüchterner aus. Berlin geht mit einer 0:5-Klatsche gegen Hoffenheim in die Pause und wird dort nicht so schnell die notwendige Sicherheit finden.

Prognose: Hertha muss bis zum Schluss zittern.

14. Hamburger SV (17/9:19) Den Trainer haben die Hamburger gewechselt, und sie spielen deutlich besser als zu Saisonbeginn. Schlechter ging es auch nicht mehr. Nicht alles ist freilich besser geworden. Es mangelt an Konstanz, und der HSV trifft das Tor nicht. Dazu gibt es wirtschaftliche Probleme, die weitere Verstärkungen wohl unmöglich machen.

Prognose: Der HSV bleibt bis zum Schluss im Abstiegskampf.

15. VfB Stuttgart (17/20:32) Auch der VfB trat mit völlig anderen Zielen an. Die Mannschaft wurde verstärkt, der Meister von 2007 aber hängt trotzdem im Abstiegskampf. Der neue Coach Huub Stevens baut auf alte Tugenden wie Abwehrstärke und kompaktes Auftreten, und die Kurve zeigt leicht nach oben.

Prognose: Wenn der Start in die Rückrunde gelingt, bleibt der VfB in der Liga.

16. Werder Bremen (17/26:39) Werders neuer Trainer Viktor Skripnik setzt auf totale Verjüngung. Dazu passt die Verpflichtung des 18-jährigen Uwe-Seeler-Enkels Levin Öztunali. Das Jugendkonzept führt zu viel Begeisterung im Team, aber auch zu großen Formschwankungen. Angela Merkel würde den Weg dennoch "alternativlos" nennen.

Prognose: Bremen bleibt drin.

17. Borussia Dortmund (15/18:26) Dortmund ist die Negativüberraschung der Hinrunde. Woche für Woche wurde die Wende herbeigeredet, beinahe Woche für Woche wurde es schlechter. Trainer Jürgen Klopp erwartet durch intensiveres Training im Winter endlich ein funktionierendes Team. Sein ehemaliger Konkurrent Jupp Heynckes hat Verstärkungen empfohlen. Dortmund suchte einen torgefährlichen Mittelfeldspieler. Mit dem slowenischen Nationalspieler Kevin Kampl könnten sie ihn gefunden haben. Dortmund gab die Verpflichtung gestern bekannt. Auch hatte der BVB verblüffende Defizite in der Abwehr, an denen auch Stars wie Mats Hummels maßgeblich beteiligt waren. Die Mannschaft wird lernen, sich aufs Wesentliche zu konzentrieren - auch weil es einen erstaunlichen Schulterschluss zwischen Team und Fans gibt.

Prognose: Dortmund kommt noch mal richtig in Gang.

18. SC Freiburg (15/17:25) Christian Streich hat den Klub schon aus schwierigeren Situationen befreit. Doch diesmal scheinen die Freiburger Möglichkeiten ausgereizt. Steigerungsmöglichkeiten sind nicht zu erkennen.

Prognose: Der SC Freiburg steigt ab.

(RP)
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