Zehn Hingucker des 14. Spieltags Stuttgart verzettelt sich auch ohne Zorniger zuverlässig

Düsseldorf · Borussia Mönchengladbach verliert einfach nicht mehr in der Bundesliga, obwohl die Mannschaft von André Schubert beim 3:3 in Hoffenheim zeitweise einiges dafür tat. Das gilt auch für den VfB Stuttgart – nur ist der äußerst effektiv bei seinem Verlierer-Vorhaben.

VfB Stuttgart: Georg Niedermeier unterläuft ein Eigentor beim Comeback
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Niedermeier trifft bei Saison-Premiere ins eigene Tor

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Borussia Mönchengladbach verliert einfach nicht mehr in der Bundesliga, obwohl die Mannschaft von André Schubert beim 3:3 in Hoffenheim zeitweise einiges dafür tat. Das gilt auch für den VfB Stuttgart — nur ist der äußerst effektiv bei seinem Verlierer-Vorhaben.

André Schubert hat für seine Spielern in Hoffenheim beim Stand von 2:3 aus Sicht der Borussia ein paar Botschaften gehabt — wie "Zettel-Ewald" Lienen, einer seiner Vorgänger beim VfL. Nico Elvedi war nach seiner Einwechslung in der 80. Minute der Überbringer der Nachrichten an Lars Stindl und Granit Xhaka, Oscar Wendt erhielt den Spickzettel an der Außenlinie direkt vom Trainer. In der Situation stellte Schubert auf mehreren Positionen um. "Da bot es sich an, ein paar zentrale Spieler zu informieren, damit die das ordnen können", sagte er nach dem Spiel. Auch im Aktuellen Sportstudio wollte Schubert nicht auspacken: "Ich habe Lars Stindl gesagt, dass er nicht mehr zurückspielen soll".

Borussia Mönchengladbach: André Schubert wird zum Zettel-Ewald
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Schubert wird zum "Zettel-Ewald"

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Den Fairplay-Preis der Bundesliga erhält in dieser Saison mit ziemlich großer nicht Leon Andreasen von Hannover 96. Nachdem der Däne schon vor Wochen mit einem Handtor gegen den 1. FC Köln aufgefallen war, sorgte er nun beim 4:0 der Niedersachsen gegen den FC Ingolstadt für einen Aufreger. Beim Stand von 3:0 ließ er sich im Duell mit Tobias Levels im Strafraum fallen. Die Spieler des Aufsteigers forderten die Gelb-Rote Karte für den bereits verwarnten Andreasen, doch Schiedsrichter Tobias Stieler verzichtete auf den Platzverweis. Der Däne sah sich nach dem 1:0 gegen Köln im Nachhinein übrigens als Opfer: "Ich weiß nicht, wieso ich hier stehen und mich entschuldigen muss." Kurz darauf verletzte er sich daheim beim Öffnen eines Pakets an der Hand und fiel damit verletzt aus. Zu der Schwalbe hat sich Andreasen noch nicht geäußert, von einem Sturz des Mittelfeldspieles über ein Paket im Eigenheim ist auch noch nichts bekannt.

Mit fünf Heimniederlagen in Serie hat Werder Bremen an diesem Spieltag einen Negativrekord in der Vereinsgeschichte aufgestellt. Dabei gilt das Weserstadion in der Bundesliga durchaus als Festung. In 52 Bundesliga-Saisons und bislang 872 Heimspielen holte Werder beeindruckende 1713 Punkte und belegt damit in der ewigen Heimtabelle der Bundesliga Platz zwei hinter dem deutschen Rekordmeister FC Bayern München. Nur 163 Partien verloren die Nordlichter vor heimischen Publikum. In der laufenden Spielzeit ist Werder allerdings die schwächste Heimmannschaft. Aus den bisherigen sieben Spielen im Weserstadion gewannen die Norddeutschen lediglich eines — am 3. Spieltag gegen Borussia Mönchengladbach siegte Werder 2:1.

Schwalbe von Leon Andreasen erhitzt Gemürter beim FC Ingolstadt
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Andreasen-Schwalbe bringt Ingolstadt auf die Palme

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Foto: dpa, pst htf

Den besten Platz am Darmstädter Böllenfalltor hatte am Freitagabend vor dem Spiel Darmstadt gegen Köln Tennisstar Andrea Petkovic. Bei Temperaturen knapp über dem Gefrierpunkt stand Petkovic in einer Grillbude und löste ihre Wettschulden ein. "Schön warm hier", sagte die Darmstädterin. Vor dem ersten Saisonspiel der "Lilien" gegen Hannover 96 hatte die 28-Jährige angekündigt, sie würde am Böllenfalltor grillen, wenn der Aufsteiger nicht verliere. Die Darmstädter spielten 2:2, so dass die ehemalige Top-Ten-Spielerin nun in Darmstadt-Jacke mit der Grillzange in der Hand Würstchen verkaufte. "Wettschulden sind Ehrenschulden", sagte Petkovic. In der kommenden Woche steckt Petkovic aber in der Zwickmühle. Sie ist Fan von Eintracht Frankfurt, ihr Herz als Darmstädterin hängt aber natürlich auch an den 98ern. Beide Teams treffen am nächsten Spieltag im brisanten Hessen-Derby aufeinander. "Für mich ist es doch optimal. Ich kann mich beruhigt zurücklehnen und das Spiel genießen", sagte Petkovic, die ein ereignisreichen Wochenende hatte: Am Samstagabend war sie im ZDF-Sportstudio zu Gast und traf ohne Schuhe an der Torwand.

Nachdem Huub Stevens das greifbar nahe Happy End (schon wieder) verwehrt blieb, brannten beim "Knurrer von Kerkrade" die Sicherungen durch. Der Trainer von 1899 Hoffenheim sorgte im Anschluss an das 3:3 (2:1) gegen Borussia Mönchengladbach für einen handfesten Eklat. Stevens, dessen Team ein zwischenzeitliches 3:1 nicht über die Zeit gebracht hatte, beendete seinen Disput mit einem ungeliebten Journalisten verbal weit unterhalb der Gürtellinie: "Ab und zu muss man draufhauen. Du bist es halt nicht wert." Dass der kritische Artikel des Sportchefs der größten Regionalzeitung im Vorfeld der Partie ausreichte, um Stevens auf die Palme zu bringen, ist ein weiteres Indiz für die äußerst angespannte Lage im Kraichgau. Schließlich schafft es auch der Feuerwehrmann nicht, die Talfahrt der TSG in Richtung 2. Liga zu stoppen. Stevens, der am Sonntag seinen 62. Geburtstag feiert, muss auch nach vier Anläufen weiter auf seinen ersten Sieg mit den Hoffenheimern warten.

Georg Niedermeier war ein Sinnbild der Probleme des VfB Stuttgart unter Alexander Zorniger, obwohl er nicht eine Pflichtspielminute unter dem nunmehr Ex-Trainer der Schwaben absolvierte. "Da braucht mir jetzt keiner mit Georg Niedermeier zu kommen", sagte Zorniger einmal, als es um die Abwehrschwächen seiner Mannschaft ging — mangelnde Robustheit, mangelndes Stellungsspiel, Mangel an allem. Am Sonntag feierte Niedermeier unter Interimscoach Jürgen Kramny seine Rückkehr, bei Borussia Dortmund stand er in der Startelf. Zunächst schien die Aufstellung dem entlassenen Zorniger all seine Defizite unter die Nase zu halten. Nach dem Spiel durfte er sich als Sieger fühlen: Der VfB kassierte beim 1:4 gegen den BVB zum dritten Mal in Folge vier Tore, das hatte es noch nie gegeben in der Vereinsgeschichte Niedermeier steuerte einen Treffer selber bei, als er den Ball an Keeper Przemyslaw Tyton vorbeispitzelte. Es war das vierte Eigentor der Stuttgarter in den ersten 14 Spielen — Bundesligarekord.

Der Fußball-Gott bewies Größe: Trotz seines Platzverweises stellte sich Frankfurts Alexander Meier nach dem 1:2 (0:2) der Eintracht im Rhein-Main-Derby beim FSV Mainz 05 geduldig den kritischen Fragen der Medien. Und das waren nicht wenige. Der Kapitän ließ keinen Zweifel daran, dass er nach seiner Gelb-Roten-Karte (40.) ein schlechtes Gewissen hatte. "Man ärgert sich, wenn man nicht mehr helfen kann. Es war ein Reflex, ich war zu spät. Ich habe nicht mehr daran gedacht, dass ich schon Gelb habe", beschrieb Meier selbstkritisch die vielleicht spielentscheidende Szene. Völlig unnötig hatte der Bundesliga-Torschützenkönig der vergangenen Saison weit in der gegnerischen Hälfte den Mainzer Jairo gefoult. Dass Meiers erste Gelbe Karte nach einem Rempler gegen Danny Latza (28.) zumindest fragwürdig war, ließ Eintracht-Coach Armin Veh nicht als Entschuldigung gelten. "Alex weiß, dass es Mist war, 60, 70 oder 80 Meter vor dem eigenen Tor zu foulen. Ich werde mit ihm darüber reden", kündigte Veh sichtlich verstimmt an. Der Platzverweis für Hoffnungsträger Meier passte an einem tristen November-Nachmittag irgendwie ins Bild. Die Eintracht kriselt immer dann, wenn ihr dienstältester Profi (seit 2004) schwächelt. Meier ist seit 461 Minuten ohne Treffer.

Andrea Petkovic löst Grill-Wette gegen Köln ein
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Petkovic löst Grill-Wette gegen Köln ein

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Foto: dpa, fve

Thomas Müller hatte seinen persönlichen Saisonrekord von 13. Toren längst eingestellt, als der Weltmeister von Bayern München im Spiel gegen Hertha BSC kurz vor Schluss plötzlich erneut im Mittelpunkt stand. Ein Flitzer hatte sich trotz verschärfter Sicherheitsvorkehrungen in der Allianz Arena Zugang aufs Spielfeld verschafft, stürmte ungehindert auf Müller zu und umarmte den Stürmer. Müller, der den Terror von Paris mit der deutschen Nationalmannschaft hautnah miterlebt hatte, reagierte überraschend cool. "Ich habe nicht an die Geschehnisse der jüngsten Vergangenheit gedacht", sagte er, "ich bin kein Typ, der von der Angst verfolgt wird." Die Gelassenheit eines unbekümmerten Instinktfußballers. Dieselben Eigenschaften verhalfen Müller in der 34. Minute zur wichtigen Führung. Nach einem Eckball und der Kopfballverlängerung von Medhi Benatia schaltete er am schnellsten und köpfelte ein — der Weg zum 2:0 (2:0)-Erfolg war geebnet. Müller erreichte damit schon nach 14 Spielen seine bisherige Saisonbestmarke. In den vergangenen drei Spielzeiten sowie 2009/10 hatte er zwischen 28 und 34 Spiele für 13 Treffer benötigt. "Jetzt hat er ja seinen Rekord eingestellt. Ich hoffe nur, er stellt seine Spielweise jetzt nicht ein", witzelte Kapitän Philipp Lahm. Huldvoller fiel das Lob von Sportvorstand Matthias Sammer aus. "Thomas verkörpert alles, was den FC Bayern auszeichnet: Selbstbewusstsein, Lockerheit, Bescheidenheit, Demut. Und er ist absolut leistungsfähig", sagte er, "er ist eine absolute Identifikationsfigur, ein absolutes Juwel und nicht zu ersetzen." Weder für die Rekord-Bayern, noch für die deutsche Nationalmannschaft. Auch, weil der 26-Jährige selbst in brenzligen Situationen immer cool bleibt.

Pierre-Michel Lasogga ging erst voran und dann unter großen Schmerzen vom Feld. 25 Minuten lang war der bullige Angreifer beim 3:1-Erfolg des Hamburger SV bei Erzrivale Werder Bremen der auffälligste Spieler auf dem Platz, ehe er sich in einem Zweikampf mit Zlatko Junuzovic die Schulter auskugelte. Der 23-Jährige musste verletzt ausgewechselt werden - nun droht ihm sogar eine Operation. "Leider konnte der Mannschaftsarzt die Schulter diesmal nicht mehr wieder einrenken. Die Schmerzen waren zu groß", sagte HSV-Coach Bruno Labbadia nach der nächsten Hiobsbotschaft für seine ohnehin vom Verletzungspech gebeutelte Mannschaft: "Er musste direkt ins Krankenhaus. Es ist unheimlich bitter für uns, dass jetzt der nächste Leistungsträger lange ausfällt." Labbadia prognostizierte für den mit sechs Saisontreffern torgefährlichsten Hamburger gleich einmal eine Pause von "einigen Monaten". Schon im Mai hatte sich Lasogga im Saisonfinale gleich zweimal an der Schulter verletzt und daraufhin lange um seinen Einsatz in der Relegation gebangt. Damals wurde der Torjäger allerdings doch noch rechtzeitig fit und bewies gegen den Karlsruher SC, warum er als emotionaler Anführer so wichtig für das Team ist.

Für Nadiem Amiri war der Weg zum Premierentor in der Bundesliga war alles andere als schmerzfrei. "Ich habe gemerkt, dass die Wade zumacht. Deshalb wurde ich in der Pause genadelt — also akupunktiert", sagte der U19-Nationalspieler in Diensten von 1899 Hoffenheim nach dem 3:3 (2:1) gegen Borussia Mönchengladbach: "Aber man muss den Schweinehund halt überwinden." Und das tat der in Ludwigshafen geborene Deutsch-Afghane. Nur zwei Minuten nach dem Seitenwechsel traf der Offensivspieler, der im ersten Durchgang die Hoffenheimer Tore von Steven Zuber (11.) und Eugen Polanski (34.) vorbereitet hatte, zum ersten Mal in der Eliteklasse. Ohne Amiri hätte der Kraichgauer Krisenklub am Samstag ganz sicher die nächste Pleite kassiert. "Ich hoffe es", antwortete Amiri dennoch bescheiden auf die Frage, ob er in seinem zwölften Bundesligaspiel den Durchbruch geschafft hat: "Es kann aber sein, dass ich am nächsten Wochenende wieder auf der Bank sitze. Ich bin noch jung, ich muss noch lernen." Dass Amiri am Samstag beim FC Ingolstadt nicht zur Startelf gehört, ist nach dem Sonderlob von Trainer Huub Stevens allerdings unwahrscheinlich: "Der Junge gibt seine Antworten", äußerte der Coach: "Und wenn er seine Antworten so gibt, muss man zufrieden sein."

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