Fortuna Düsseldorf "Wir können die Bayern schlagen"
Düsseldorf · Teil zwei des großen Sommer-Gesprächs mit Axel Bellinghausen – Fortunas Heimkehrer über seine Anfänge in Düsseldorf, die einzigartigen Fans, die unglaubliche Entwicklung des Vereins und seine Chancen in der Fußball-Bundesliga.
Teil zwei des großen Sommer-Gesprächs mit Axel Bellinghausen — Fortunas Heimkehrer über seine Anfänge in Düsseldorf, die einzigartigen Fans, die unglaubliche Entwicklung des Vereins und seine Chancen in der Fußball-Bundesliga.
Ihre besondere Verbindung zu Fortuna ist ja kein Geheimnis. Waren Sie immer schon Fortuna-Fan?
Axel Bellinghausen: Nein, das kam erst, als ich in der B-Jugend zu Fortuna wechselte. Als ich noch ein Kind war, hat mein Vater mich zuerst zum FV Bad Honnef mitgenommen, später dann zum 1. FC Köln. War ja logisch, wir wohnten ja in Königswinter. Mein erstes Training bei Bayer Leverkusens Jugend habe ich in voller FC-Montur absolviert.
Das kam sicher großartig an.
Bellinghausen: Na klar. Je länger ich dann in Leverkusen war, desto mehr ebbte die Sache mit dem FC dann aber auch ab.
Wie kam dann der Wechsel zu Fortuna zustande?
Bellinghausen: Ganz einfach: Bei Bayer wollten sie mich nicht mehr. Mein damaliger Mitspieler Michael Rentmeister hat mich dann mit zu Fortuna geschleppt. Ich hatte irren Schiss, dass die mich dort nicht nehmen. Zum Glück taten sie es.
Wie hat die Familie Bellinghausen das logistisch bewältigt?
Bellinghausen: Mein Vater hat mich dann einfach noch ein Stück weiter nördlich gekarrt. Ihm bin ich überhaupt wahnsinnig dankbar. Er war damals Konditormeister, arbeitete bei einer Großbäckerei in Porz. Für ihn hieß das: In aller Frühe von Königswinter zur Arbeit nach Porz, zurück nach Hause, den Jungen abholen und zum Training nach Leverkusen und dann sogar nach Düsseldorf fahren. Während ich trainierte, schlief er im Auto. Nach dem Training zurück nach Königswinter, und dann war es schon fast wieder Zeit für die Arbeit.
Hat sich aber gelohnt, oder?
Bellinghausen: Absolut, auch für meine Eltern. Das Umfeld bei Fortuna war viel familiärer als in Leverkusen. Die Eltern haben zum Teil noch heute untereinander Kontakt. Und auch bei mir hat sich damals ausgeprägt, wie sehr ich mit diesem Verein verwurzelt bin. Wie sehr, das habe ich auch erst aus der Distanz so richtig gemerkt.
Sie kehren jetzt zu einem Erstligisten zurück. Als Sie gingen, spielte Fortuna in der drittklassigen Regionalliga...
Bellinghausen: ...und ich habe sogar die vierte Liga mitgemacht. Man muss sich das einmal vorstellen: Manche der Klubs, gegen die wir damals um Punkte gespielt haben, sind heute in der sechsten, siebten oder achten Liga versunken. Fortuna dagegen ist wieder da. Die Entwicklung, die dieser Verein genommen hat, ist wahnsinnig.
Was glauben Sie, was hat diese Wende möglich gemacht?
Bellinghausen: Vor allem die Fans und das Know-how der Vereinsführung. Nehmen wir doch nur als Beispiel, wie nach dem verkorksten Saisonstart 2010/11 am Trainer festgehalten wurde. So etwas hätte fast nirgendwo sonst gegeben.
Sie haben die Fans angesprochen. Was zeichnet sie besonders aus?
Bellinghausen: Sie sind einzigartig. Wir waren ganz unten nach dem Abstieg in die vierte Liga. Dann ist Fortuna am Flinger Broich Kult geworden, da ist etwas gewachsen. Wir haben damals jede Menge Chancen ausgelassen, haben die Niederrhein-Pokalfinals gegen Velbert und gegen eine B-Mannschaft von Rot-Weiss Essen verloren. Es gab dauernd Schläge in die Fresse, aber die Leute sind doch gekommen.
Glauben Sie, dass Fortuna erst ganz unten ankommen musste, um sozusagen aus Ruinen neu zu entstehen?
Bellinghausen: Ich glaube fest daran. Die Fans, die das alles mitgemacht haben, begegnen dem Ganzen auch im Erfolg mit Demut. Der gemächliche Aufstieg war wichtig. Der Verein hatte die Zeit, sich weiterzuentwickeln, den nächsten Schritt zu gehen und zu wachsen.
Machen Sie das auch an Personen fest?
Bellinghausen: Natürlich. Peter Frymuth und Paul Jäger sind ja sogar heute noch im Amt, Werner Sesterhenn vor nicht allzu langer Zeit auch noch. Und ich denke an Charly Meyer, der leider kürzlich gestorben ist. Zum Glück konnte ich kurz vor dem BV-Turnier noch einmal mit ihm telefonieren. Ich werde ihm nie vergessen, was er für Fortuna getan hat. Diese Leute waren die richtigen, sie waren die Lebensversicherung für Fortuna.
Und jetzt also wieder die Erste Liga. Wie beurteilen Sie die Zugänge?
Bellinghausen: Ich kann natürlich nur zu denen etwas sagen, die ich kenne, also Du-Ri Cha und Nando Rafael. Das sind erfahrene Leute, die man nach einem Aufstieg braucht, aber auch auf die anderen Jungs freue ich mich. Wenn ich an Du-Ri denke, muss ich schmunzeln: Ich habe mal mit Lautern gegen ihn gespielt, als er in Koblenz war. Mein Gott, sind wir zwei die Linie rauf- und runtergeflitzt! Aber er ist ein netter Kerl, das passt gut.
Was ist drin für Fortuna?
Bellinghausen: Es geht definitiv um den Klassenerhalt, um nichts anderes. Aber warum sollten wir den nicht hinkriegen? Ich komme aus Augsburg, und dort haben wir bewiesen, dass man mit einem Zweitliga-Kader in der Bundesliga bleiben kann.
Was wird am Ende ausschlaggebend sein?
Bellinghausen: Unsere Stärke muss das Kollektiv sein. Und damit meine ich nicht nur die Spieler auf dem Platz, auch die Trainer, das Funktionsteam und vor allem die Fans. Wir müssen es schaffen, alle in dieses Kollektiv einzubinden, wir alle müssen Fortuna sein und fest zusammenstehen. Zusammen können wir es schaffen. Denn als Kollektiv können wir auch die Bayern schlagen. Warum denn nicht?
Bernd Jolitz führte das Gespräch