"Ugly Sweater" und Christbaumschmuck Wo die Bundesligisten das große Weihnachtsgeschäft wittern

Deutschland ist in den Tagen vor Weihnachten im Kaufrausch. Milliarden werden für Geschenke ausgegeben. Die großen deutschen Fußballvereine wollen an dem Geschäft partizipieren. Mit Fanartikeln zum Fest werden Millionen umgesetzt.

Die skurrilen Fanartikel zu Weihnachten
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Die skurrilen Fanartikel zu Weihnachten

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Foto: Fanshop Bayern München

Christbaumkugeln haben die Fußball-Klubs fast alle im Sortiment. Blau, rot, grün, gelb - eine Kugel in der Farbe des Lieblings-Fußballvereins darf bei vielen Fans am Festbaum nicht fehlen. Längst haben die Bundesligisten und Zweitligisten erkannt, dass Weihnachten auch für sie lukrativ ist.

"Das Geschäft mit Weihnachtsartikeln wird immer mehr zum Wettlauf", stellt Marketing-Experte Peter Rohlmann fest, der den Markt mit Fußball-Fanartikeln seit Jahren untersucht. "Die Artikel werden immer verrückter". Da kostet die Christbaumkugel mit Wappen auf dem Bauch und gestricktem Schal am Hals knapp 16 Euro - wie bei Eintracht Frankfurt. Bei Borussia Mönchengladbach ist das Modell mit Schal etwas günstiger. Glühwein mit Bayern-Logo auf der Flasche, Weihnachtsteller mit HSV-Rauten oder Christbaumschmuck in Geißbock-Form.

Vereine, die zum Fest nur auf Klassiker wie Adventskalender und Weihnachtsmänner aus Schokolade setzen, gibt es wenige. Dafür wird inzwischen sogar mit sonderbar aussehenden Weihnachtspullovern, den "Ugly Christmas Sweatern", Geld gemacht. Verkaufsschlager und damit Umsatztreiber zu Weihnachten sind aber bei fast allen Klubs die Trikots. Gefolgt von klassischen Fanartikeln wie Schals, Mützen oder Bettwäsche.

Marketing-Experte Rohlmann schätzt, dass die 36 Erst- und Zweitligaklubs zu Weihnachten in den Monaten November und Dezember rund ein Viertel bis ein Drittel ihres Jahresumsatzes mit Fanartikeln machen. In Zahlen ausgedrückt seien das etwa 160 Millionen Euro in diesen Monaten. Darin enthalten sind Umsätze mit Produkten, die Vereine selbst verkaufen. Aber auch Einnahmen durch Lizenzartikel, die in Fremdläden, wie Kaufhäusern, erzielt werden.

Im Vergleich zum Einzelhandel in Deutschland ist die Zahl aber verschwindend klein. Nach Prognose des Einzelhandelsverbands Deutschland (HDE) werden im diesjährigen Weihnachtsgeschäft 91,1 Milliarden Euro umgesetzt.

November und Dezember die wichtigsten Monate

Die Bundesliga-Vereine bestätigen die Einschätzungen von Rohlmann zum Geschäft zum Fest. "November und Dezember sind für uns mit Abstand die beiden wichtigsten Monate im Jahr", sagt der Marketing-Chef vom 1. FC Köln, Frank Sahler. 30 Prozent des Jahresumsatzes mit Fanartikeln macht der Traditionsclub zu dieser Zeit.

Ähnlich viel Umsatz wird zum Fest bei Vereinen wie Borussia Dortmund, FC Schalke 04, Borussia Mönchengladbach, Hertha BSC Berlin, VfL Wolfsburg, Hamburger SV oder SV Darmstadt 98 generiert. Immerhin ein Viertel des Jahresumsatzes sind es etwa bei Bayer Leverkusen, dem VfB Stuttgart oder der TSG 1899 Hoffenheim. Beim deutschen Rekordmeister FC Bayern München schweigt man zu entsprechenden Zahlen.

Konsumkritiker sind wenig erstaunt, dass das Weihnachtsgeschäft für Bundesliga-Klubs so wichtig ist. "Es wundert mich überhaupt nicht, dass die Umsatzerlöse von Fan- und Sportartikeln so in die Höhe schnellen - gerade wenn es auf Weihnachten zugeht", sagt der Oldenburger Ökonom Nico Paech. Denn in einer multioptionalen und letzten Endes schon übersättigten Konsumgesellschaft suchen Menschen immer nach Lücken, in denen sie noch Gegenstände oder Symbolträger finden, die dazu geeignet sind, Freunde oder Nahestehende positiv zu überraschen wenn es gilt, Geschenke zu überreichen." Da seien gerade Fanartikel besonders prädestiniert.

"Außergewöhnliches brauche ich als Gag"

Längst haben einige Vereine erkannt, dass das von Paech beschriebene "positive Überraschen" besonders gut mit ausgefallenen und kuriosen Produkten funktioniert. Schalke 04 vertreibt essbare Kohleklumpen aus Schaumzucker. Bei Borussia Dortmund gibt es ein schwarz-gelbes Vogelhäuschen, bei Hertha BSC eine Hundeleine zu kaufen. "Der Fan sagt sich: Normale Fanartikel hat jeder. Außergewöhnliches brauche ich als Gag", sagt Marketing-Experte Rohlmann.

Beim 1. FC Köln nimmt man das Geschäft mit Ausgefallenem besonders ernst. Das Vereins-Maskottchen, Geißbock Hennes VIII., gibt es in Lebensgröße aus Plüsch - für 1948 Euro. Die Fans schlagen zu: "Der Geißbock läuft erschreckend gut", sagt Marketing-Chef Sahler. Mehrere Dutzend habe der Verein schon verkauft. "Wir wollen mit unseren Produkten Innovationstreiber sein." Sahlers Ziel: "Die Leute sollen bei uns finden, was sie woanders noch nicht gesehen haben."

Kein Wunder, dass beim 1. FC Köln die sogenannten "Ugly Christmas Sweater" im Sortiment nicht fehlen dürfen. Die eher hässlichen als hübschen Pullover sind in den USA und Großbritannien längst Trend. Klubs wie Bayern München oder der VfB Stuttgart haben die Kleidungsstücke mit lachenden Rentieren und verspielten Mustern im Sortiment. "Man mag die Pullover belächeln - sie sind aber ein Modephänomen", sagt VfB-Marketingchef Jens Bräunig. Beim FC Schalke 04 sind die Pullis bereits ausverkauft. Weihnachten kann kommen.

(dpa)
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