"Aufrechten Ganges durch die Nazi-Zeit gekommen" BVB arbeitet Vereinsgeschichte während NS-Ära auf

Dortmund (rpo). Als erster Verein der Bundesliga hat Borussia Dortmund seine Vergangenheit in der Nazi-Zeit aufgearbeitet. "Der BVB ist durchaus aufrechten Ganges durch die Nazi-Zeit gekommen", sagte der Autor der Studie und Sprecher der Stadt Dortmund, Gerd Kolbe, am Freitag.

"Ich kenne keinen anderen Verein, der sich so widerborstig verhalten hätte." Die traditionelle Mitgliederklientel rund um den Borsigplatz im Dortmunder Norden sei damals politisch zwischen dem sozialdemokratischen und kommunistischen Spektrum anzusiedeln gewesen.

Zwar habe sich der BVB an die Sportregularien angepasst und 1933/34 die NS-Einheitssatzung eingeführt, sagte der frühere BVB- Sprecher Kolbe. "Wer das nicht praktizierte, brauchte nicht auf die Idee zu kommen, als Fußballverein aufzutreten." Einen "Arierparagrafen", mit dem Juden aus dem Verein ausgeschlossen werden konnten, habe es aber nicht gegeben.

Der frühere Vorsitzende Egon Pentrup trat den Angaben zufolge 1934 nicht mehr zur Vorstandwahl an, weil er es ablehnte, in die Nazi- Partei einzutreten. Es habe auch mehrere Widerstandskämpfer in den Reihen des BVB gegeben, darunter den früheren Platzwart und Kommunisten Heinrich Czerkus, der 1945 wie BVB-Mitglied Franz Hippler ermordet wurde.

Es gab aber auch eine andere Seite des BVB: Vor und nach Meisterschaftsspielen verhielten sich die Spieler laut Kolbe "regelkonform" und entboten den "Hitlergruß". Außerdem enthalte das BVB-Vereinslied von 1934 noch immer die Zeile "Ball Heil Hurra, Borussia". Außerdem gehörten 80 Prozent der Spieler der ersten Mannschaft der SA an.

BVB-Manager Michael Meier rief dazu auf, aus der Studie Lehren zu ziehen: "Im BVB wird viel über Ausländerfeindlichkeit nachgedacht", sagte er. Kolbe forderte die Bundesligavereine dazu auf, ebenfalls ihre Vergangenheit aufzuarbeiten. Vielfach sei immer noch Verdrängung im Spiel, sagte er. Für die Studie wurden Archive des Vereins und des Amtsgerichts ausgewertet und Zeitzeugen befragt.

(RPO Archiv)
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