Brasilianischer Verband CBF verschenkt sündhaft teure Uhren an Funktionäre

Berlin · Der brasilianische Verband CBF hat hochrangigen Funktionären bei der WM in Brasilien Luxus-Uhren im fünfstelligen Euro-Wert zukommen lassen.

Die Fifa – ein Verein macht Milliardenumsatz
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Foto: AFP

Der Fußball-Weltverband Fifa ist von neuen Recherchen der unabhängigen Ethik-Kommission aufgeschreckt worden. Es geht um die Schenkung von Luxus-Uhren im fünfstelligen Euro-Wert am Rande der Weltmeisterschaft in Brasilien in diesem Sommer an mehrere Dutzend hochrangige Fußball-Funktionäre durch den brasilianischen Verband CBF. Dies berichten die Welt am Sonntag und der Daily Telegraph.

Allerdings bestritt Fifa-Sprecherin Delia Fischer auf SID-Anfrage, dass es ein offizielles Ermittlungsverfahren des Ethik-Komitees unter Chefermittler Michael J. Garcia gebe. "Bereits im Juni ist der Fall gemeldet worden", sagte Fischer. Es werde nun geschaut, welcher Funktionär das Geschenk überhaupt angenommen hat.

Betroffen waren auch Fifa-Exekutiv-Mitglied Theo Zwanziger (69) und DFB-Präsident Wolfgang Niersbach (63). Der DFB-Chef sandte das Präsent aber laut Erklärung der DFB-Medienabteilung umgehend an den CBF zurück. Zwanziger informierte mit Verzögerung die Ethik-Kommission, weil er - laut eigener Darstellung - die Uhr in der CBF-Geschenktüte übersehen hatte.

Zwanziger fordert Sanktionen

Zwanziger sagte der Welt am Sonntag, er habe gar nicht bemerkt, "dass mir der CBF eine Uhr geschenkt hat". Er machte dem brasilianischen Verband Vorwürfe und forderte eine Sanktionierung: "Falls die Uhr einen großen Wert hat, dann ist das eine Frechheit. Dann muss der CBF bestraft werden."

Zwanziger skizzierte die Umstände, unter denen er das Geschenk erhalten hatte: "Vor meiner Abreise vom Fifa-Kongress in Sao Paulo stand eine Tüte der Fifa in meinem Hotelzimmer, in die ich nur kurz reingeschaut habe. Ich sah ein Brasilien- sowie ein Fifa-Trikot, Kugelschreiber, Wimpel und Anstecknadeln, eine Uhr habe ich nicht gesehen."

Erst der Anruf eines britischen Journalisten, "der fragte, ob ich eine Uhr erhalten habe, hat mich dazu gebracht, noch mal in die Tüte zu schauen. Dabei habe ich eine Uhr gefunden, in Plastik verpackt und eingewickelt in das Brasilien-Trikot", sagte der ehemalige DFB-Präsident. Er habe dann die Ethikkommission informiert und erklärt, "dass ich die Uhr umgehend zurückgeben möchte", betonte der Jurist aus Altendiez.

DFB-Mediendirektor Ralf Köttker sagte der WamS bezüglich Niersbach: "Der brasilianische Verband wollte dem DFB-Präsidenten während der WM eine Uhr überlassen, aber Wolfgang Niersbach hat sie gar nicht erst angenommen, sondern umgehend per Boten an den CBF zurückgeschickt." Niersbach als Verbandschef ist nicht grundsätzlich untersagt, eine teures Geschenk anzunehmen, sofern er es offiziell deklariert, dem Verband zur Ausstellung zur Verfügung stellt und auch dem Verband nach Ausscheiden aus seinem Amt überlässt.

Es handelt sich offenbar um Chronometer der Schweizer Firma Parmigiani Fleurier; das Unternehmen ist offizieller Partner des CBF. Die Uhren sollen den 25 Mitgliedern des Exekutivkomitees, darunter Zwanziger, den Verbandspräsidenten der 32 WM-Teilnehmer, darunter Niersbach, sowie den Präsidenten der Mitgliedsstaaten des südamerikanischen Kontinentalverbandes CONMEBOL geschenkt worden sein. Anlass war der 100. Geburtstag des CBF.

Annahme der Geschenke ist verboten

Der Ethikkodex der Fifa verbietet ausdrücklich die persönliche Annahme solcher Geschenke. In Paragraf 20 heißt es: "Diesem Reglement unterstellte Personen dürfen (...) nur Geschenke und sonstige Vorteile gewähren oder von diesen solche annehmen, (...) die einen symbolischen oder geringen Wert haben." Andere Geschenke und Vorteile "sind verboten". Weiter heißt es: "Im Zweifelsfall sind Geschenke weder zu gewähren noch anzunehmen."

Die WamS zitiert aus einem internen Dokument, das an hochrangige Fifa-Mitarbeiter gerichtet wurde: "(...) Der brasilianische Fußballverband (CBF) hat bei der Fifa-Weltmeisterschaft in Brasilien Erinnerungsuhren von seinem eigenen Sponsor (...) an verschiedene Leute, darunter die Mitglieder des Fifa-Exekutivkomitees, verteilt." Die Ethikkommission sei darüber in Kenntnis gesetzt worden und beschäftige sich mit der Thematik.

Schon während der WM soll es im Exekutivkomitee der Fifa Diskussionen um Schenkung von Luxusuhren gegeben. Die Fifa-Führung wollte offenbar den Mitgliedern des Exekutivkomitees Uhren der Marke Hublot, ebenfalls im fünfstelligen Euro-Wert, schenken. Hublot war Sponsor der WM in Brasilien und stellte die sogenannte "offizielle Uhr der Fifa-Fußball-Weltmeisterschaft" als Souvenir zur Verfügung.

Fifa-Präsident Joseph S. Blatter und dessen Generalsekretär Jerome Valcke wollten die Schenkung von den im Jahr 2012 neu installierten Aufsichtsgremien allerdings zunächst genehmigen lassen. Dieses Ersuchen war allerdings nicht von Erfolg gekrönt. Garcia und Domenico Scala, der Vorsitzende der Audit- und Compliance-Kommission, reagierten ablehnend. Das bestätigte Fifa-Sprecherin Fischer dem SID: "Die Uhren sind nicht nach Brasilien geschickt worden."

In einem Schreiben, das dem SID vorliegt, weist die Fifa zudem darauf hin, dass sie zu keiner Zeit ihren Exko-Mitgliedern, dem Präsidenten Blatter oder Generalsekretär Jerome Valcke Uhren übereignet habe.

(sid)
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