Spiel des Jahres in London Buchungswahnsinn: Alle wollen nach Wembley

Englands Hauptstadt rüstet sich für das heißeste Wochenende des Jahres, die Mitarbeiter in den Reisebüros in Dortmund und München sind längst reif für die Insel. Seit Tagen tobt der Kampf um einen Platz im Flugzeug, auf der Fähre oder im Autozug zum Finale der Champions League am 25. Mai in London zwischen der Borussia und dem FC Bayern. Die Preise explodieren, die Bereitschaft der Anhänger zur Improvisation ist gefordert.

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Wer seine Anreise über den Kanal plant, braucht "in den meisten Fällen entweder etwas mehr Geld oder starke Nerven", wurde Sebastian Walleit, Fan-Beauftragter des BVB, in den Ruhr Nachrichten zitiert. Die Reise über den Kanal entpuppt sich mehr denn je als organisatorisches Hindernis. "An einem anderen Finalort wäre man nicht so zwingend auf das Flugzeug angewiesen", sagte Geschäftsführer Thomas Heß vom BVB-Reisebüro besttravel.

Offenbar habe die Europäische Fußball-Union (UEFA) bei der Auswahl des Finalortes nicht damit gerechnet, dass sich zwei Klubs qualifizieren, deren Fans mit dem Auto anreisen können, vermutet Heß. Zu ändern ist es nicht mehr, Heß und seine Mitarbeiter sind gefordert. Der "Jumbo" von besttravel zum Beispiel war am Montag innerhalb von sieben Minuten ausgebucht. "Wir hätten 20 Flugzeuge füllen könnnen", ergänzte Heß.

Ein weiterer Buchungsschub wird erwartet, wenn die jeweils 24.042 Gewinner von Tickets bei den Verlosungen in München und Dortmund in den nächsten Tagen von ihrem Glück erfahren. Sollten sie auf einen Flug setzen, wird es vermutlich teuer. In Dortmund, wo sich allein eine halbe Million Fans um Eintrittskarten bemühten, wollen Ryanair und Germanwings insgesamt sechs Sonderflüge am Spieltag starten. In München sind am Spieltag sämtliche Direktflüge längst ausgebucht.

Man müsse entweder frühzeitig anreisen und möglichst erst zwei oder drei Tage nach dem Endspiel die Heimfahrt antreten, empfehlen Insider. Zumal London auch touristisch nichts von seiner Anziehungskraft verloren hat und die Unterbringung in Hotels weitere Probleme birgt. Denn die Hotelbesitzer und -ketten nutzen die Gunst der Stunde und haben die ohnehin stolzen Preise in der Weltmetropole noch einmal drastisch erhöht, zumeist gekoppelt mit einer Mindestbuchung von zwei Nächten.

Viele Fans wollen jedoch schnell hin und zurück, weichen auf Fähren aus oder wählen die kostengünstigere Variante mit dem PKW. Plätze für die Verbindung von Calais nach Dover sind bereits knapp, weil auch zahlreiche Busse transportiert werden müssen. Beim BVB veranschlagt man die Zahl der Fans, die vermutlich ohne Karte nach London reisen, zwischen 3000 und 5000. Die Hoffnung auf ein Ticket auf dem Schwarzmarkt sind gleich null, denn die offiziellen Tickets der UEFA sowie jene in Dortmund und München sind personalisiert.

Allein 27.000 Tickets sicherte sich die UEFA, 9000 kamen in den freien Verkauf und sind längst vergriffen. Zu dem Kontingent für die beiden Klubs kommen jeweils 450 Sichtbehindertenkarten, die ebenfalls in den Verkauf gehen. Die Karten für den BVB zum Beispiel verteilen sich wie folgt: 80 Prozent für Mitglieder, Fanklubs und Dauerkarten-Besitzer, fünf Prozent waren frei zugänglich, zehn Prozent erhielten Sponsoren, fünf Prozent besttravel und Mitarbeiter.

Alle wollen dabei sein, beim ersten deutschen Finale der Champions-League-Geschichte - um fast jeden Preis. Doch leider führen für die Fans nur wenige Wege nach London.

(sid/are/seeg/felt)
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