Dortmund gegen Galatasaray BVB mit Bundesliga-Ballast zum Bosporus

Dortmund · In der Bundesliga derzeit ein Problemfall, schlägt sich Borussia Dortmund in der Champions League bislang bravourös. In Istanbul gilt es nun, die weiße Weste zu verteidigen.

 Borussia Dortmund gastiert am 3. Spieltag der Champions League in Istanbul.

Borussia Dortmund gastiert am 3. Spieltag der Champions League in Istanbul.

Foto: dpa, tb sam

Der Bundesliga-Ballast wog schwer auf dem Weg zum Bosporus. Von Vorfreude auf einen Festtag in der Champions League war bei Borussia Dortmund vor dem Start des Fluges TK 3321 am Dienstag nach Istanbul nur wenig zu spüren, obwohl es für den deutschen Vizemeister zuletzt ausschließlich auf der europäischen Bühne Grund zum Feiern gab.

"Der Zeitpunkt für dieses Spiel ist sehr gut, weil es ein Spiel ist, in dem wir defensiv gut stehen müssen. Meine Erwartung ist, dass wir das schaffen und dass wir uns Sicherheit für die Bundesliga holen", sagte Jürgen Klopp. Nach Einschätzung des BVB-Trainers sind nur kleine Änderungen nötig, um zur alten Stabilität zurückzufinden. "Der Weg es richtig zu machen, ist nicht weit."

Die Liga-Krise mit dem indiskutablen Tabellenplatz 14 und rätselhaften Auftritten kreist vor dem dritten Gruppenspiel am Mittwoch (20.45 Uhr/Live-Ticker) bei Galatasaray Istanbul in den Köpfen der BVB-Profis, auch wenn Nationalspieler Marco Reus anmahnt: "Aber jetzt müssen wir die Konzentration erst einmal auf das Spiel in Istanbul legen." Dort muss der BVB erneut auf Weltmeister Erik Durm verzichten, der aufgrund von Problemen im linken Oberschenkel die Reise an den Bosporus nicht antrat.

Zwei Spiele, sechs Punkte, 5:0 Tore - so die bisher makellose Bilanz der Westfalen vor dem Duell mit dem türkischen Rekordtitelträger. "Es geht darum, unsere sehr gute Ausgangssituation in der Champions League zu festigen", sagte BVB-Sportdirektor Michael Zorc vor dem Abflug nach Istanbul: "Vielleicht können wir mit einem guten Ergebnis und einem guten Spiel Rückenwind mit nach Hause nehmen." Ein weiterer Sieg würde die Tür zum Achtelfinale bereits weit öffnen, wäre da nicht die allgemeine Verunsicherung um den mentalen Zustand der Borussen.

"Hauptsache wir gewinnen"

"Abschalten dürfen wir jetzt nicht", wird Weltmeister Kevin Großkreutz im kicker zitiert, "wenn wir alle Spiel verlieren, sind wir raus." Dazu wird es nicht kommen, ist sich Torhüter Roman Weidenfeller sicher, denn in zwei Wochen im Heimspiel gegen Galatasaray könne man bereits alles klarmachen fürs Überwintern in der Beletage - und sich danach verstärkt auf die Aufholjagd in der Bundesliga konzentrieren.

Weidenfeller selbst möchte saisonübergreifend das vierte Mal in Folge in der Königsklasse ohne Gegentor bleiben, das wäre ein Novum in der Klubgeschichte und vielleicht ein Fingerzeig für die kommenden Wochen. Doch das ist derzeit alles sekundär. "Hauptsache wir gewinnen", so der Weltmeister.

Die abweichenden Vorstellungen in der Liga und Königsklasse kann sich in Dortmund niemand erklären. Eine Gala gegen den FC Arsenal (2:0) folgte ein ungefährdetes 3:0 beim RSC Anderlecht. Die logischen Fragen nach der unterschiedlichen Einstellung der Spieler blieben ohne eindeutige Antworten.

Wie auch immer: Die Borussen lieferten in den vergangenen Wochen nur wenige Gründe zur Zuversicht. Die türkischen "Spione" dürften die Schwachstellen längst ausgemacht haben und ihrerseits auf eine Wende in der Königsklasse hoffen. Denn Galatasaray steht mit nur einem Punkt (1:1 gegen Anderlecht und 1:4 bei Arsenal) bereits unter Zugzwang.

Im Europapokal trafen die Dortmunder bisher viermal auf den aktuellen Tabellen-Zweiten der Süper Lig und landete zwei Siege. Galatasaray konnte bisher nur zwei von bisher zwölf Heimspielen gegen einen deutschen Klub gewinnen, tritt aber mit der Motivation eines 2:1-Erfolges im Lokalderby gegen Fenerbahce Istanbul an.

Alte Bekannte

Beim Duell von Borussia Dortmund mit Galatasaray Istanbul kommt es zum Wiedersehen vieler alter Bekannter. Yasin Öztekin war zwischen 2006 und 2011 bei den Amateuren der Westfalen aktiv und nahm auch am Training von Jürgen Klopp teil. In der Bundesliga lief er einmal auf: Beim 1:1 am 31. Januar 2009 gegen Leverkusen wurde Öztekin eingewechselt. In Koray Günter steht ein zweiter ehemaliger Dortmunder bei Galatasaray unter Vertrag. In der Champions League ist er jedoch nicht spielberechtigt.

Fünf Galatasaray-Profis sind in Deutschland geboren: Hamit Altintop (Gelsenkirchen), Hakan Balta (Berlin), Tarik Camdal und Furkan Özcal (München) sowie Öztekin (Dortmund). Beim BVB haben in Nuri Sahin, Ilkay Gündogan and Burak Camoglu drei Spieler türkische Wurzeln.

Darüber spielten einige bereits gemeinsam in einem Team: Aurelien Chedjou und Pierre-Emerick Aubameyang (OSC Lille, 2009/10), Hamit Altintop und Sahin (Real Madrid, 2011/12) sowie Felipe Melo und Ciro Immobile (Juventus, 2009/10).

Fraglich ist, mit welchem Personal Klopp die Hürde im Hexenkessel der 52.650 Zuschauer fassenden Arena nehmen will. Für Ilkay Gündogan, der nach 14 Monaten in Köln sein Comeback feierte, dürfte ein zweiter kraftraubender Einsatz innerhalb von fünf Tagen zu früh kommen. Kevin Großkreutz dürfte wie schon in Köln als Linksverteidiger auflaufen, Henrich Mchitarjan dafür im Mittelfeld in der Anfangsformation stehen.

Die voraussichtlichen Mannschaftsaufstellungen:

Istanbul: Muslera - Veysel Sari, Chedjou, Semih, Tarik - Felipe Melo, Selcuk - Olcan, Sneijder, Dzermaili - Burak. - Trainer: Prandelli

Dortmund: Weidenfeller - Piszczek, Sokratis, Hummels, Großkreutz - Bender, Kehl - Mchitarjan, Kagawa, Reus - Ramos. - Trainer: Klopp

Schiedsrichter: Antonio Mateu Lahoz (Spanien)

(sid)
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