Streit um Trikotwerbung eskaliert CL: Wirft Behörde die Bayern raus?

München (RPO). Könnte es tatsächlich passieren, dass eine Münchner Behörde Bayern München aus der Champions League wirft? Theoretisch ist das möglich, denn der Streit zwischen der Münchner Stadtverwaltung (Kreisverwaltungsreferat) und dem AC Mailand eskaliert.

 Daniel van Buyten traut seinen Ohren nicht: Der Trikot-Streit könnte Ärger bringen.

Daniel van Buyten traut seinen Ohren nicht: Der Trikot-Streit könnte Ärger bringen.

Foto: AFP, AFP

Die Behörde hat den Klub aufgefordert, im Viertelfinal-Rückspiel am 11. April bei den Bayern auf ihre etatmäßigen Trikots zu verzichten, weil der Milan-Sponsor bwin als privater Wettanbieter den bayrischen Behörden nicht genehm ist. Die Europäischen Fußball-Union (UEFA) hat die Hemden mit diesem Aufdruck allerdings genehmigt.

Die Italiener haben allerdings angekündigt, dass sie sich der europäischen Rechtsauffassung (Niederlassungsfreiheit, europaweites Dienstleistungsangebot) anschließen und deshalb auf das Tragen ihrer Trikots bestehen. In einem Fax an das Kreisverwaltungsreferat, das dem Sport-Informations-Dienst (sid) vorliegt, kritisiert der AC Mailand, dass das KVR als lokale Behörde sich bislang noch nie damit beschäftigt habe, europäische Rechtsauffassungen außer Kraft zu setzen und sich jetzt beim Versuch, ein Exempel statuieren zu wollen, europaweit zu profilieren versucht.

Theoretisch ist nun folgendes Szenario denkbar: Das Kreisverwaltungsreferat setzt auf Kosten des Steuerzahlers zwei Dutzend Polizisten in Marsch, welche die Milan-Sieler, die ihre gewohnten Trikots tragen, am Betreten des Spielfeldes hindern. Verantwortlich wäre der FC Bayern als Hausherr. Er würde unweigerlich von der UEFA mit einem 0:3 am grünen Tisch belegt und wäre so aus der Champions League ausgeschieden.

"Zwangsgeld" von 10.000 Euro angedroht

So weit wollen es die Münchner Staatsdiener aber offensichtlich doch nicht kommen lassen. Zwar verweigerten sie eine differenzierte Auskunft, erläuterten in einer kurzen Pressemitteilung allerdings, dass sie dem AC Mailand ein "Zwangsgeld" in Höhe von 100.000 Euro angedroht haben.

Das ist angesichts der Millionen-Umsätze in der Champions League vergleichsweise lächerlich. Bei der UEFA hält man sich mit Kommentaren vornehm zurück. Hinter vorgehaltener Hand wird aber erwartet, dass der AC Mailand vor einem bayrischen Gericht gegen das Zwangsgeld klagt, dort aller Voraussicht nach verliert und in Berufung vor ein europäisches Gericht geht. Ein UEFA-Sprecher sagte: "Das dauert Jahre, kostet viel Geld, aber dann hätten wir endlich mal Klarheit."

Wilfried Straub, der Wettbeauftragte des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) und der Deutschen Fußball Liga (DFL) meint zu dem Streit: "Ich bin froh, dass der DFB weder Hausherr noch Veranstalter ist und uns das Problem deshalb nicht direkt betrifft. Grundsätzlich aber würde ich nach den Expertisen, die wir beauftragt haben und der bisher bekannten Haltung der EU-Kommission die Auffassung vertreten, dass der AC Mailand es durchaus wagen kann, für seinen Sponsor aufzulaufen."

Jörg Wacker, Deutschland-Drektor bei Milan-Sponsor bwin, ist sich sogar sicher, dass die Mailänder den Spieß umdrehen werden: "Der AC Milan hat dem Kreisverwaltungsreferat mitgeteilt, dass er ein Werbeverbot für eklatant gemeinschaftsrechtswidrig hält. Dies ergibt sich eindeutig aus dem jüngsten Schreiben der EU-Kommission an Deutschland. Sollte das KVR dennoch die Werbung untersagen, wird dies sicher Schadensersatzklagen zur Folge haben."

(sid)
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