Finale der Champions League Cristiano Ronaldo: Stark nur am Elfmeterpunkt

Mailand/Düsseldorf · Cristiano Ronaldo entscheidet das Elfmeterschießen im Champions-League-Finale für Real gegen Atletico Madrid. Es war eine seiner wenigen gelungenen Aktionen.

Cristiano Ronaldo bejubelt entscheidenden Elfer im Finale "oben ohne"
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Ronaldo bejubelt entscheidenden Elfer im Finale "oben ohne"

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Cristiano Ronaldo verbringt viele Stunden im Kraftraum und nicht wenige bei der Körperpflege. Das Ergebnis ist ein vorzeigbarer Körper. Natürlich reicht es dem Portugiesen nicht, sich selbst morgens und abends begeistert im Spiegel zu betrachten. Er will, dass möglichst viele Menschen bewundern, was er in mühevoller Arbeit geschaffen hat. Der Sieg von Real Madrid im Champions-League-Finale von Mailand gegen den Lokalrivalen Atlético bot ihm wieder mal einen willkommenen Anlass, das Trikot vom Leib zu reißen und wie ein aufgepumpter Bodybuilder vor den Fans zu posieren.

Mit einer seiner wenigen gelungenen Aktionen hatte der Stürmer das Finale entschieden. Nach einem zähen Abnutzungskampf, in dem Atlético über weite Strecken das bessere Team stellte, fielen in 120 Minuten nur zwei Tore. Mit 1:1 ging es ins Elfmeterschießen. Ronaldo hatte den letzten Versuch, und er traf. "Ich wusste, dass ich das Tor machen würde", sagte er, "es ist ein wunderschöner Tag."

Lange sah es nicht so aus, für Real nicht und für Ronaldo schon gar nicht. Der Favorit ging zwar früh durch einen Treffer von Sergio Ramos in Führung, den der deutsche Nationalspieler Toni Kroos mit einem Freistoß eingeleitet hatte. Aber er beschränkte sich viel zu früh auf gelangweilten Verwaltungsfußball. Real spielte ohne Tempo in die Breite, und Ronaldo blieb in vorderster Linie nahezu unsichtbar.

Champions League: Finale bringt Cristiano Ronaldo an seine Grenzen
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Finale bringt Ronaldo an seine Grenzen

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Erst als Atlético das Kommando übernahm und immer forscher auf den Ausgleich drückte, boten sich dem prominenten Gegner erstklassige Torchancen nach Kontern. Doch auch da konnte Ronaldo nicht überzeugen. Seine beste Gelegenheit verschleuderte er, weil er vor dem Torschuss noch unbedingt einen eleganten Übersteiger auf den Rasen legen musste.

In dieser Phase war Kroos schon nicht mehr dabei. Zur Überraschung der Zuschauer nahm Reals Trainer Zinedine Zidane den Deutschen vom Feld, obwohl der am ehesten mit seinem sicheren Passspiel für Ruhe hätte sorgen können. Vielleicht war es kein Zufall, dass Atlético den Ausgleich herstellte, als Kroos bereits auf der Bank saß.

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Der Weltmeister aus Deutschland durfte seiner Mannschaft nicht mehr helfen, Ronaldo konnte es lange nicht. Der einstige Weltfußballer fand kein Tempo, er brachte keinen Abschluss hin, und er hatte nicht einmal den Ansatz eines erfolgreichen Dribblings. Der Portugiese ging ganz offensichtlich nicht in Champions-League-Form ins Endspiel - abgesehen von der Oberkörper-Muskulatur. Die Skeptiker behielten also recht, die ihm nach etlichen kleinen Verletzungen nicht zugetraut hatten, ein Finale auf höchstem Niveau zu spielen.

Zidane vertraute seinem Star dennoch. Wahrscheinlich erinnerte er sich daran, dass große Spieler, wie er selbst einer war, sogar an schwachen Tagen etwas Besonderes zu bieten haben. Der Trainer hätte sich dabei aber fast verspekuliert. Denn solange Fußball gespielt wurde in Mailand, hatte Real nur zehn Mann auf dem Platz.

Dass Ronaldo durch seine Soloshow nach dem Schuss aus elf Metern den glücklichen Sieg Reals in einen persönlichen Triumph umwidmete, werden ihm seine Fans verzeihen. Die Kollegen nehmen es hin, weil er das Team mit seinen 16 Toren in dieser Saison überhaupt erst nach Mailand brachte. Die Krönung im Finale sah sein eigenes Karriere-Drehbuch dringend vor.

Ob er seiner Nationalmannschaft damit einen Gefallen tat, dass er trotz erkennbarer Fitnessmängel 120 Minuten auf dem Platz stand, ist eine andere Frage. Schon vor zwei Jahren bei der WM kam er zwar als Champions-League-Sieger (ebenfalls gegen Atlético), aber auch ziemlich schlapp zum Länderteam. Das Resultat: Portugal schied nach der Vorrunde aus.

(pet)
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