Atletico - Chelsea 0:0 Chelsea mauert sich Richtung Lissabon

Madrid · Der berühmt-berüchtigte Mourinho-Beton hat wieder einmal gehalten: Dank einer schamlosen Mauertaktik ist der FC Chelsea dem Finale der Champions League ganz nahe gekommen.

Atletico Madrid - FC Chelsea
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Im Halbfinal-Hinspiel beim spanischen Tabellenführer Atletico Madrid verschafften sich die Blues beim 0:0 mit destruktivem, aber taktisch unantastbarem Defensiv-Fußball eine hervorragende Ausgangsposition für das Rückspiel am kommenden Mittwoch in London. Spötter urteilten, Jose Mourinho habe den Chelsea-Mannschaftsbus vor dem eigenen Tor geparkt.

Hübsche Ärztin versorgt verletzte Chelsea-Spieler
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Der in Madrid erst in der 73. Minute eingewechselte deutsche Nationalspieler Andre Schürrle darf somit von der Krönung seiner bisherigen Karriere träumen, Coach Jose Mourinho von einem Rekord im "Finale daheim" und die Blues vom europäischen Titel-Hattrick. Im Endspiel am 24. Mai gegen Real Madrid oder Bayern München könnte der portugiesische Starcoach Mourinho als erster Trainer die Königsklasse mit einem dritten Verein gewinnen (zuvor 2004 mit dem FC Porto und 2010 mit Inter Mailand). Chelsea hatte schon ohne "The Special One" in den vergangenen beiden Jahren jeweils einen Europacup gewonnen: 2012 die Champions League in München gegen die Bayern, im Vorjahr die Europa League.

"Es ist nicht so schlecht, mit einem solchen Ergebnis nach Hause zu fahren. Wir haben sicher im Rückspiel ganz gute Chancen, auch wenn bei uns einige Spieler fehlen. Wir haben genug Substanz, um mit eine guten Mannschaft aufzulaufen", sagte Schürrle kurz nach dem Match bei Sky. Allerdings fehlen den Briten im Rückspiel Torhüter Petr Cech und Kapitän John Terry nach Verletzungen sowie Routinier Frank Lampard und John Obi Mikel wegen Gelbsperren. "Cechs Saison ist vorbei. Fragen sie mich nicht nach Details, aber das war's für ihn", sagte Mourinho nach dem achtbaren Hinspiel-Resultat in Spanien: "Und wenn wir John in dieser Saison noch einmal spielen sehen wollen, müssen wir schon das Champions-League-Finale am 24. Mai erreichen." Gegner dort wären Bayern München oder Real Madrid.

FC Chelsea: Petr Cech verletzt sich an der Schulter
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Cech verletzt sich an der Schulter

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Für Atletico und den im Winter aus Wolfsburg verpflichteten Diego ist bei der ersten Halbfinal-Teilnahme seit 40 Jahren im wichtigsten Klubwettbewerb der erneute Final-Einzug nur schwer zu erreichen. 1974 hatten sie nach einem 1:1 nach Verlängerung das Wiederholungsspiel gegen die Bayern mit 0:4 verloren.

Schürrle nur auf der Bank

Mourinho hatte Schürrle und den Ex-Hoffenheimer Demba Ba, der in der Nachspielzeit noch eingewechselt wurde, zunächst auf der Bank gelassen und dafür Welt- und Europameister Fernando Torres an dessen alter Wirkungsstätte aufgeboten. Der "verlorene Sohn" wurde von den spanischen Fans — ganz im Gegensatz zum früheren Real-Coach Mourinho — mit frenetischem Applaus begrüßt.

Prinz Felipe und Letizia fiebern mit Atletico mit
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Die Gastgeber rannten von Beginn an beherzt gegen den Abwehr-Riegel an. Die erste gefährliche Aktion resultierte aus einem Eckball, den Koke frech aufs Tor zog (15.). Petr Cech faustete den Ball weg, knallte dabei aber gegen den Pfosten und verletzte sich an der rechten Schulter.

Das 103. Champions-League-Spiel - damit zog er mit Oliver Kahn gleich — war für Cech somit nach 17 Minuten beendet. Der frühere Lauterer und Dresdner Bundesliga-Torhüter Mark Schwarzer kam mit 41 Jahren unverhofft zu seinem zweiten Einsatz in der Königsklasse und wurde zum bislang zweitältesten Spieler in diesem Wettbewerb.

Luiz macht auf Valderrama

Danach agierte Chelsea noch destruktiver. Die Gäste schoben den Ball nur quer, spielten bei jedem Abstoß und Einwurf fast schon aufreizend auf Zeit und blieben nach Foulspielen aufreizend lange liegen. Der Gipfel der Dreistigkeit: David Luiz hüpfte nach minutenlanger "Verletzungspause" wie einst Carlos Valderrama bei der WM 1990 von der Trage.

Atletico fehlten gegen das Bollwerk die spielerischen Mittel, obwohl sich vor allem der nach einer Stunde überraschend ausgewechselte Diego redlich um Struktur bemühte und es auch mal aus der Distanz versuchte. 63 Prozent Ballbesitz und 10:2 Torschüsse wies die Statistik schon zur Pause für Atletico aus, das auch nach der Pause noch gute Möglichkeiten hatte. Mourinho wird es nicht geschert haben — auf der Anzeigentafel stand das Ergebnis, das er offenbar schon vor dem Anpfiff als das ideale erachtet hatte.

Im Rückspiel fehlen Chelsea auf jeden Fall Frank Lampard und John Mikel, die die jeweils ihre dritte Gelbe Karte sahen und ebenso gesperrt sind wie Madrids Gabi, der ebenfalls zum dritten Mal verwarnt wurde.

(sid)
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