Barcelona holt das Triple Es geht auch ohne Guardiola

Berlin · Eine Viertelstunde ist noch zu spielen, als sich die wenigen der gut 70.000 Zuschauer, die jetzt noch sitzen, erheben. Zu Ehren eines Einwechselspielers. Barcelonas Trainer Luis Enrique nimmt Andres Iniesta vom Platz, seinen Kapitän, der zum "Man of the match" gewählt werden wird.

FC Barcelona: Xavis letztes großes Spiel endet im Triumph
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Xavis letztes großes Spiel endet im Triumph

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Es ist ein feierlicher Akt, als Iniesta seine leuchtend gelbe Kapitänsbinde um den Oberarm von Xavi Hernandez legt. So viele Spiele haben sie gemeinsam bestritten, so viele Titel gewonnen: Meisterschaften und Pokalsiege, Champions League, Europameisterschaft, Weltmeisterschaft.

Berlin beschert Xavi seinen letzten großen Auftritt. Er bringt das zu Ende, was unter der Regie von Iniesta begonnen und zur zwischenzeitlichen 2:1-Führung gelangt war. Der Katalane spielt zum 151. Mal in der Champions League, keiner weist mehr Einsätze auf. Es wird sein letzter Auftritt im großen Fußball. Xavi wechselt im Alter von 35 Jahren nach Katar. Es ist seiner Größe als Fußballer angemessen, dass er sich als Champions-League-Sieger abmeldet. Das Bild, auf dem der nur 1,70 Meter Körpergröße messende Mann den wuchtigen Pokal in Empfang nimmt, bleibt. Zum vierten Mal seit 2006 hat Barca den Wettbewerb gewonnen, zum vierten Mal mit Xavi. Der Klub hat eine Epoche geprägt, der Mittelfeldspieler hat das Spiel geprägt.

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Ivan Rakitic, einst bei Schalke der typische Mal-Kreisklasse-mal-Weltklasse-Jungprofi hat Xavis Rolle im Lauf der Saison übernommen. Dass dem in der Schweiz aufgewachsenen Kroaten nach vier Minuten der Führungstreffer gegen Juve gelang, war gleichsam die Übernahme des Staffelstabs in einem großen Spiel. Seht her, ich übernehme Verantwortung! So wie es Xavi über viele, viele Jahre getan hat.

Mit dem Sieg in Berlin, der für Barca das Triple komplett macht, hat eine neue Epoche bei den Katalanen einen ersten Höhepunkt erreicht. Der 3:1-Sieg über die sperrigen und erwartbar aggressiven Turiner ist der erste große Triumph des Post-Guardiola-Zeitalters. Luis Enrique, Barcelonas dritter Trainer nach dem Abschied von Guardiola, hat den Fußball seines langjährigen Mitspielers weiterentwickelt. Er hat sich freigeschwommen und die Krise des Winters, als von einem Zerwürfnis mit Lionel Messi und von einer bevorstehenden Entlassung die Rede war, als eine die Sinne schärfende Erfahrung abgelegt. Ob er nächste Saison noch Barcelonas Trainer sein wird, ließ er offen: "Jetzt wird gefeiert. Entscheidungen treffen wir zu einem späteren Zeitpunkt." Er befindet sich in einer starken Position.

Der Ballbesitz, den Johan Cruyff einst als stilbildendes Mittel einführte, bleibt die Basis des Spiels, wirkt aber nicht mehr wie ein Selbstzweck. Diagonalpässe über 60 oder 70 Meter gehören zum Repertoire. Tempowechsel finden häufiger statt. Eckbälle fliegen in den Strafraum, werden nicht mehr prinzipiell als Kurzpasse gespielt. Und in Luis Suarez und Neymar, den Schützen des zweiten und dritten Tores für die Spanier, hat Messi zwei Angreifer an der Seite, die ihn prächtig ergänzen. 122 Pflichtspieltore hat der "Dreizack", wie das Trio in Spanien genannt wird, in dieser Saison erzielt.

Die jugendliche Leichtigkeit, das spielerisch Naive des Brasilianers und die Wucht des Uruguayers waren auch gegen Juventus entscheidende Komponenten. Für beide mag der Sieg in Berlin zumindest ein kleiner Trost ein Jahr nach der WM in Brasilien sein. Neymar verletzte sich damals schwer, Suarez gelangte mit seinem Biss gegen Giorgio Chielini weltweit in die Schlagzeilen und ließ die sozialen Netzwerke glühen.

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