Moskau - Bayern 0:1 Bayern landen Pflichtsieg in trostlosem Geisterspiel

Moskau · Thomas Müller blickte kurz auf die leeren Sitzschalen, dann verschwand der Matchwinner mit einem Kopfschütteln in die Katakomben. "Das war heute nicht nur wegen der nicht vorhandenen Fans, sondern auch wegen der Spielweise des Gegners ein ganz komisches Spiel", sagte der Weltmeister nach dem gespenstischen 1:0 (1:0) des FC Bayern in der Champions League bei ZSKA Moskau. Auf und neben dem Platz war die Partie vor allem eines: trostlos.

FC Bayern München: Thomas Müller trifft in Moskau per Elfmeter
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Müller trifft in Moskau vom Elfmeterpunkt

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"Das war schon seltsam. Normal ist Fußball ein Sport, der für die Fans gespielt wird. Schließlich sind wir in einer Unterhaltungsbranche tätig", sagte Müller, der in der 22. Minute einen Foulelfmeter zum entscheidenden Tor verwandelte. Bayerns Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge meinte gar bei Sky: "Ich bin seit 40 Jahren im Fußballgeschäft, aber so etwas habe ich noch nie erlebt. Und ich hoffe, dass ich so etwas auch nie wieder erleben muss."

FC Bayern München spielt bei ZSKA Moskau vor leeren Rängen
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Bayerns Geisterspiel in Moskau

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Am Ende zählte für die Bayern aber vor allem der zweite Sieg im zweiten Gruppenspiel, der zudem der 100. Erfolg in der Champions-League-Geschichte des Rekordmeisters war. Weitgehend unbeeindruckt von den widrigen Umständen mit einem Bombenalarm im Hotel und der Geisterkulisse von 400 Augenzeugen gewann der Bundesliga-Tabellenführer verdient, hatte starke 73 Prozent Ballbesitz, überzeugte aber nur selten.

"Wir hätten sicher das eine oder andere Tor mehr schießen können. Aber Moskau war bei Kontern immer gefährlich. Wir haben die drei Punkte, mehr gab es hier eh nicht zu holen", sagte Matchwinner Müller. Bis zum schweren Auswärtsspiel beim italienischen Vizemeister AS Rom (21. Oktober) ist allerdings eine weitere Steigerung nötig.

2. Spieltag: Reaktionen
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Foto: dpa, fg mb hak

In der Abwehr leisteten sich die Münchner einige Nachlässigkeiten, die der russische Meister nicht entschlossen genug nutzte — oder Torhüter Manuel Neuer vereitelte. Darüber hinaus gingen die Bayern, die in Müller ihren größten Aktivposten hatten, oft etwas leichtfertig mit ihren Chancen um.

Götze fällt, Müller trifft

Der FC Bayern dominierte das Spiel und schnürte die Moskauer, die mit einer reichlich defensiven 5-4-1-Formation angetreten waren, in deren Hälfte fest. Im dichten Abwehrverbund taten sich auch bald einige Lücken auf, Mario Götze (9.) und Robben (11.) konnten diese aber nicht nutzen. Der Brasilianer Mario Fernandes tat den Gästen dann den Gefallen, Götze im Strafraum zu Fall zu bringen. Müller guckte Torhüter Igor Akinfejew aus und schoss wuchtig hoch in die Tormitte.

All dies wurde beobachtet von etwa 400 Anwesenden sowie etwa 50 Bayern-Fans in einem nahe gelegenen Hochhaus, die somit Zeugen eines seltenen Schauspiels wurden. Die Begegnung lief ab wie jedes andere Spiel der Königsklasse, mit dem Einlauf der Mannschaften, der Hymne oder dem Verlesen der Aufstellungen. Bizarr klang freilich diesmal die obligatorische Ansage des Stadionsprechers, die Zuschauer sollten bitte den Kampf der Europäischen Fußball-Union (Uefa) gegen Rassismus unterstützen - und das Spiel genießen.

Champions League, 2. Spieltag: Statistik
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2. Spieltag: Statistik

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Schlachtrufe waren trotz der leeren Ränge zu hören - vor dem Stadion hatten sich ein paar Anhänger von ZSKA versammelt, die sich mit Gesängen bemerkbar machten. Sie verpassten ein paar gute Chancen zum Ausgleich, oft begünstigt durch den unsicher wirkenden Benatia. So musste Neuer gegen Musa retten, der dem Marokkaner davongelaufen war (37.). Nur wenig später streifte ein schön gezirkelter Schuss von Roman Jeremenko von der Strafraumgrenze das Lattenkreuz (40.). Nach der Pause dominierten die Bayern Ball und Spiel, machten daraus zwar zu wenig, gewannen unterm Strich aber verdient.

(sid)
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