Überragende Leistung in der Champions League Manuel Neuer — Bayern Münchens Stoppschild

London · Manuel Neuer ist der beste Torwart der Welt. Wer daran noch gezweifelt hatte, der sollte spätestens nach Bayern Münchens 2:0-Sieg beim FC Arsenal im Achtelfinal-Hinspiel der Champions League überzeugt sein. Neuer unterstrich mal wieder seine Wichtigkeit für die Bayern.

Auf Manuel Neuer war im Spiel beim FC Arsenal Verlass.

Auf Manuel Neuer war im Spiel beim FC Arsenal Verlass.

Foto: afp, IK/AA

Es war nicht nur der gehaltene Elfmeter gegen seinen Nationalmannschaftskameraden Mesut Özil, der Neuers Weltklasse-Leistung in London eindrucksvoll dokumentierte. Schon vor der Parade gegen Özil in der 9. Minute hatte Neuer gezeigt, dass er auf den Punkt topfit war. Wieder einmal präsentierte Neuer eindrucksvoll, was der ehemalige Bayern-Torhüter Oliver Kahn bereits jahrzehntelang gebetsmühlenartig predigt. Neuer ist da, wenn die Bayern ihn brauchen. Er kann in einem Spiel 89 Minuten beschäftigungslos sein und hält dann den entscheidenden Ball.

Glanztat gegen Sanogo

Über Beschäftigungslosigkeit konnte sich Neuer in London zunächst nicht beklagen. Arsenal legte los wie die Feuerwehr. Nach sieben Minuten entschärfte er einen verdeckten Schuss des jungen Franzosen Yaya Sanogo. In unnachahmlicher Weise tauchte Neuer in die linke Ecke ab, fuhr seine linke Faust aus und wehrte den harten Schuss sicher ab.

Bei Özils Elfmeter profitierte Neuer davon, sein Gegenüber schon seit der gemeinsamen Jugendzeit zu kennen. "Ich weiß wie Mesut Elfer schießt. Ich wusste, dass er lange warten wird, bevor er sich für eine Ecke entscheiden wird. Deshalb habe ich auch versucht , lange stehen zu bleiben. Aber er hätte natürlich auch in die andere Ecke schießen können", sagte Neuer nach dem Spiel. Neuer ist kein klassischer Elfmeter-Killer. Es war der erste Elfmeter aus dem Spiel heraus, den er in der Champions League parierte. In diversen Elfmeterschießen wurde er freilich schon einige Male bei den Bayern zum Matchwinner.

Handschuhe als Stoppschild

Özil, der nach einem Steilpass Jerome Boateng im Bayern-Strafraum mit einem sehenswerten Hackentrick ins Leere laufen ließ und so den Strafstoß selbst herausholte, schnappte sich den Ball, atmete tief durch und schaute Richtung Tor. 7,32 Meter ist so ein Tor breit, 2,44 Meter hoch. Aus nur elf Metern Entfernung wirkt es riesig, das kann auch jeder Amateurfußballer bestätigen. Doch vor Özil tänzelte Neuer auf der Linie auf und ab, die rote Innenseite der Torwart-Handschuhe wie ein Stoppschild auf den Schützen gerichtet. Plötzlich wirkte das Tor gar nicht mehr so riesig, ehr klein. Özil verzögerte den Schuss, Neuer blieb lange stehen, sprang dann in seine linke Ecke und wehrte den relativ schwachen Elfmeter mit seiner rechten Hand ab.

Auch nach der starken Anfangsphase der "Gunners" blieb Neuer konzentriert und war immer dann präsent, wenn seine Vorderleute unachtsam waren. So war er zur Stelle als David Alaba erst ein Laufduell gegen Alex Oxlade-Chamberlain gewann, dann aber seinen Schlussmann mit einem zu kurz geratenen Rückpass in Bedrängnis brachte. Auch als Javi Martinez ihn später ebenfalls mit einem zu lässigen Rückpass unter Druck setzte, stürmte er aus seinem Kasten, kam vor Sanogo an den Ball und bereinigte die Situation.

Neuer ist ein moderner Torwart, immer anspielbereit, beidfüßig und sehr passsicher. In London fand der Torwart, der nicht selten wie ein elfter Feldspieler, wie ein Libero agiert, mit 15 von 16 Pässen einen seiner Mitspieler. 94 Prozent Passquote — auch das ist ein herausragender Wert. Neuer ist der beste Torwart der Welt, das sehen mittlerweile auch die Bayern-Ultras ein. Die "Koan Neuer"-Plakate nach seiner Verpflichtung vom FC Schalke 04 sind längst vergessen, in München liegt schon lange jeder Fan dem Torhüter zu Füßen. Denn: Trotz aller spielerischen Dominanz der Feldspieler, für die großen Spiele braucht der FC Bayern einen Torwart wie Neuer. Auch deshalb darf der FC Bayern von der Titelverteidigung in der Champions League träumen.

(can)
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