Niederlage bei Real Madrid FC Bayern sucht nach Fehlern im System

Madrid · Bei den Münchnern begibt man sich nach dem 0:1 im Halbfinal-Hinspiel der Champions League auf die Suche nach der verloren gegangenen Leichtigkeit. Besonders betroffen davon ist Ribéry.

 Franck Ribery konnte die Erwartungen von Trainer Pep Guzardiola im Hinspiel nicht erfüllen.

Franck Ribery konnte die Erwartungen von Trainer Pep Guzardiola im Hinspiel nicht erfüllen.

Foto: dpa, kne fux

Als Franck Ribéry zusammen mit Ehefrau Wahiba nach Mitternacht den Bankettsaal betrat, gab es aufmunternden Beifall für den Franzosen. Das konnte der sensible Bayern-Star gut gebrauchen. Beim Duell mit Weltfußballer Cristiano Ronaldo war "Europas Fußballer des Jahres" weit hinter den Erwartungen geblieben. Keine Überraschungsmomente, keine Geniestreiche, keine Tempo-Dribblings - nach dem 0:1 im Halbfinal-Hinspiel der Champions League gegen Real Madrid stellte sich die Frage: Wo ist Ribérys Leichtigkeit hin?

Zuspruch bekam er von seinem Flügelpartner Arjen Robben. "Man kann mal ein Spiel nicht so gut spielen. Er hat so viele gute Spiele für uns gemacht", sagte der Niederländer. "Wir brauchen nicht mit Einzelspielern anzufangen. Wir brauchen alle. Nächste Woche werden wir mit Franck richtig angreifen." Bezeichnend: Als der FC Bayern in der Schlussphase am gefährlichsten war, stand Instinktfußballer Ribéry nicht mehr auf dem Platz.

Fast zeitgleich mit Ronaldo war der 31-Jährige in der 72. Minute ausgewechselt worden. Der Portugiese, nach Verletzung noch lange nicht bei 100 Prozent, hatte nicht spektakulär gespielt, aber bei der Vorbereitung des Tores von Karim Benzema überaus effektiv mitgewirkt. Er wurde wie der für ihn eingewechselte Gareth Bale von der heimischen Kulisse entsprechend lautstark bejubelt. Ribéry musste gellende Pfiffe im Bernabeu-Stadion ertragen.

Real Madrid - Bayern München: Reaktionen
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Seit Wochen ist er auf der Formsuche. Vor allem nach seiner Gesäß-Operation im Februar, durch die er Rhythmus und Vertrauen verlor, zaubert er nicht mehr wie bei so vielen glanzvollen Auftritten davor. "Wir sind keine Maschinen", warb der Fanliebling zuletzt um Verständnis. "Ich bin 31 Jahre alt, manchmal braucht man ein bisschen Pause." Aber dafür ist die entscheidende Phase der Saison ein denkbar ungünstiger Zeitpunkt.

"Franck ist ein Stimmungsspieler", erklärte sein früherer Mitspieler und derzeitige ZDF-Experte Oliver Kahn. "Sehr schwer zu sagen, was ihn momentan bedrückt." Der frühere Nationaltorhüter erinnerte an den Pass von Ribéry beim Champions-League-Sieg vor einem Jahr auf Torschützen Robben. Solche Aktionen sind es, die dem Spiel der Bayern derzeit schmerzhaft fehlt. "Er ist derjenige, der den großen Unterschied ausmachen kann", betonte Kahn. Robben sei von Madrid "sensationell" aus dem Spiel genommen worden, Ribéry "einfach nicht in der Form".

Götze vergibt Chance zum Ausgleich
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Die Bayern dominierten das Spielgeschehen, Gastgeber Madrid aber hatte mehr Chancen und erzielte vor allem ein Tor. Bayern-Kapitän Philipp Lahm fand den Auftritt der Münchner dennoch "sehr, sehr positiv, nur das Ergebnis stimmt halt nicht." Dafür verantwortlich war auch Arrigo Sacchi (68). Reals Trainer Carlos Ancelotti. hatte sich Rat von seinem Lehrmeister geholt. Der früherer italienische Nationalcoach, Taktik-Genie und seit 13 Jahren im Ruhestand, gab die entscheidenden Tipps. "Ich rede sehr oft mit ihm. Er ist mein Lehrer", sagte Ancelotti: "Ich habe ihn am Mittag vor dem Spiel angerufen und mit ihm die Taktik besprochen."

Am Ende tüftelten die Italiener ein 4-4-2-System aus und damit eine Abkehr vom 4-3-3. Es wurde aus der Not geboren, denn die teuersten Spieler der Welt waren angeschlagen. Es war klar, dass immer nur einer auf dem Platz stehen würde. Weltfußballer Cristiano Ronaldo (94 Millionen Euro Ablöse) begann nach Muskelbeschwerden, Gareth Bale (91 Millionen, Erkältung) wurde für ihn eingewechselt .

(dpa/sid)
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