Mit 3:1 hatten die Knappen schon geführt, eine Stunde lang spielten sie in Überzahl. Ein merkwürdiger Spannungsabfall in der letzten halben Stunde kostete sie beinahe den Sieg. Die Mannschaft schaffte es gerade noch mit viel Fortune, den Hebel noch einmal umzulegen.

Nach den beiden Unentschieden in den ersten beiden Vorrunden-Auftritten haben die Schalker nun beste Chancen, das Achtelfinale zu erreichen und wie schon in den vergangenen vier Jahren im wichtigsten Vereinswettbewerb zu überwintern. In seiner nächsten internationalen Partie tritt der Fußball-Bundesligist in zwei Wochen bei Sporting an und kann eine Serie fortsetzen.. Alle fünf Europacupspiele gegen portugiesische Mannschaften hat Schalke gewonnen.

Gut eine Viertelstunde nur hielt das Huub-Stevens-Gedächtnis-Mantra "Die Null muss stehen", das sich Di Matteo bei seinem Bundesligadebüt am vergangenen Wochenende gegen Hertha BSC zu Eigen gemacht hatte. Nach einem Eckstoß der Gäste hoppelte der Ball gemütlich durch den Schalker Strafraum und erreichte Nani. Der nach sieben Jahren von Manchester United zu seinem Stammverein zurückgekehrte Offensivspieler überwand Torhüter Ralf Fährmann mit einem arg unplatzierten Schuss.

Doch das Gegentor brachte die Schalker auf Betriebstemperatur. Sie kamen besser in die Zweikämpfe, fanden ihre Ordnung und bewahrten die Ruhe. Marco Höger machte sich besonders darum verdient, dass die Gastgeber Zugriff auf die Partie bekamen.

Den Ausgleichstreffer bekamen die Schalker auf dem Silbertablett serviert (34.). Sportings Kapitän Mauricio sprang Höger im Mittelfeld mit bedrohlicher Wucht ins Kreuz. Da er bereits verwarnt war, kam Schiedsrichter Sergej Karasew nicht umhin, ihm Gelb-Rot zu zeigen. Den aus der Szene folgenden Freistoß spielte Dennis Aogo auf den Kopf von Chinedu Obasi. Lissabons Torhüter Rui Patricio bekam die Kugel nicht unter Kontrolle und nahm den Ausgleichstreffer hin.

Fortan in Überzahl übernahmen die Hausherren die Kontrolle in der geschlossenen Arena. Sie ließen den Ball laufen und lauerten auf ihre Chancen. Klaas-Jan Huntelaar, der ein wenig Anlaufzeit brauchte, beteiligte sich immer mehr am Angriffsspiel. Stets hart an der Abseitslinie sorgte er für Unruhe in der etwas zu statischen Abwehr der Portugiesen. Torjägerqualität bewies der Niederländer, als er mit seinem erst 15. Ballkontakt das 2:1 erzielte (50.). Er setzte sich mit robustem Körpereinsatz durch und schloss einen von Julian Draxler und Obasi vorgetragenen Konter mit all seiner Routine ab.

Als Weltmeister Benedikt Höwedes fünf Minuten später auf 3:1 erhöht hatte, schien die Partie gelaufen. Doch die Nordkurve trommelte ihre Mannschaft kurzzeitig in den Schlaf. Kaan Ayhan, der Höwedes' Treffer mit einem Freistoß vorbereitet hatte, leistete sich eine Ungeschicklichkeit und verursachte einen Strafstoß, den Adrien Silva zum Anschlusstreffer nutzte (64.).

Doch damit noch nicht genug des Ungemachs. Der Offensive fiel es immer schwerer, nach Gegenstößen wieder den Weg zurückzufinden. Ein daraus entstehendes Loch in der Hintermannschaft der Gastgeber nutzte wiederum Silva mit einem Kopfball zum erstaunlichen 3:3 (78.).