Deutsche Klubs in der Champions League Auch Schalke setzt ein Zeichen

Düsseldorf · Die deutschen Teams starten überwiegend erfolgreich in die Champions League. Nur Bayer Leverkusen bleibt in den Startlöchern hängen. Bayern und Dortmund unterstreichen auf unterschiedliche Art ihre Klasse.

FC Chelsea gegen FC Schalke 04: Die Bilder des Spiels
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Chelsea - Schalke

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Selbst an den Tagen danach hat sich die Begeisterung in Dortmund nicht gelegt. Immer noch wird in Internetforen und am Trainingsgelände von der Vorstellung geschwärmt, die eine "Pressing-Maschine" (Trainer Jürgen Klopp) beim 2:0 gegen den FC Arsenal bot. Aber auch die deutschen Mitbewerber hatten überwiegend einen positiven Start in die Champions League - mit Ausnahme von Bayer Leverkusen, das den Sieg in Monaco vergab. Wo stehen die Bundesliga-Mannschaften?

FC Chelsea - FC Schalke 04: die Fakten
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Foto: dpa, fa sam

Schalke 04 hat die zahlreichen Skeptiker im eigenen Lager eindrucksvoll belehrt. Vor dem Auftritt bei Chelsea London wurde über die Höhe der Niederlage diskutiert (und natürlich, wie immer, über die Fähigkeiten von Trainer Jens Keller). Nach Klaas-Jan Huntelaars Treffer zum 1:1-Endstand bei einem der großen Favoriten ist vom Ende der Krise der Rede. Die Spieler sehen den spontanen Stimmungsumschwung, der außer um Schalke allenfalls im Dunstkreis der rheinischen Klubs mit derartigem Tempo vollzogen wird, irritiert. Nationalspieler Julian Draxler antwortete auf entsprechende Fragen zu Recht mit einer Gegenfrage: "Gestern war noch alles schlecht, jetzt holen wir ein Unentschieden, und alles soll wieder gut sein?"

Das Schalker Remis ist weit eher ein Beitrag zur Normalisierung. Die Mannschaft bewies, dass sie auf höherem Niveau konkurrenzfähig ist. Daraus den Anspruch aufs Achtelfinale abzuleiten, ist allerdings Unsinn. Schließlich war Chelsea (ebenso wie Schalke) nicht eben mit der besten Mannschaft angetreten.

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"Peng, Boateng"

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Bayer Leverkusen ging mit dem Rückenwind sehenswerter Sturmläufe in der Bundesliga in den ersten internationalen Auftritt der Saison. Selbst erste zarte Zweifel an der Zweckmäßigkeit eines geradezu hemmungslosen "Spiels gegen den Ball" nach zuletzt drei Gegentoren durch Werder Bremen ließen Bayer nicht vom taktischen Weg abkommen. In Monaco scheiterte das Team des neuen Trainers Roger Schmidt auch weniger an der taktischen Ausrichtung als vielmehr an der Großzügigkeit bei der Verschwendung bester Torchancen. Die Spielidee wegen der Niederlage zu verwerfen, wäre sicher nicht der richtige Weg. Trotzdem geht es nach den vielen Begeisterungsrufen im Land mal wieder darum, die richtige Vorstellung vom Fußball mit den passenden Ergebnissen zu untermauern.

Borussia Dortmund hat seinem Anhang (und dem neutralen Fußballvolk) beim 2:0 gegen Arsenal London mal wieder sehr eindrucksvoll die eigene Spielidee unterbreitet. Trainer Klopp ließ sich überhaupt nicht davon beeindrucken, dass er auf nahezu eine ganze Mannschaft sehr brauchbarer Athleten verzichten musste. Er vermittelte dem verbliebenen Aufgebot die Grundüberzeugung, mit Leidenschaft, Laufstärke, Geschwindigkeit und Teamgeist genügend Qualität aufbringen zu können, dass es zum Sieg gegen die hoch eingeschätzte kleine Weltauswahl aus der englischen Hauptstadt London reichen sollte. "Beim Anpfiff interessiere ich mich nicht mehr dafür, wer fehlt, sondern nur noch dafür, wer dabei ist", versicherte der Coach.

FC Schalke 04: Roman Neustädter rettet auf der Linie
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Neustädter rettet gegen Remy auf der Linie

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Foto: Screenshot Sky

Er betrieb erfolgreiche Überzeugungsarbeit. Selbst Nuri Sahin, einer der Langzeitverletzten mit einem großen Namen, bekannte: "Es haben viele gefehlt, aber man hat keinen vermisst." Das war ganz nach dem Geschmack seines Übungsleiters. Sehr bezeichnend für dessen Vorstellung vom Fußball war eine Szene aus den letzten Minuten der Begegnung. Als der erklärte Feingeist Henrikh Mkhitaryan irgendwo im Halbfeld einem Gegner mit energischer Grätsche den Ball vom Fuß nahm, zersägte Klopp am Spielfeldrand ganz große unsichtbare Bäume. Das Gesamtprodukt, jubelte der Coach, sei "nahe an der Perfektion" gewesen. Und natürlich hat das in ganz Europa Eindruck hinterlassen. Sicher auch in der Bundesliga, die zur Kenntnis nehmen muss, dass der große Bayern-Konkurrent in diesem Jahr noch ein bisschen größer geworden sein könnte.

Bayern Münchens Team ist zwar noch erkennbar auf der Suche nach der fußballerischen Identität für diese Saison. Aber es hat trotz prominenter Ausfälle ebenfalls Eindruck hinterlassen. In kühler Professionalität bearbeiteten die Bayern den englischen Meister Manchester City. Und sie warteten geduldig auf Torgelegenheiten. Ein paar ordentliche Chancen ließen sie verstreichen, die wichtigste führte in letzter Minute zum entscheidenden Treffer. Die Münchner durften sich für ihren Siegeswillen und die Disziplin feiern lassen.

Die fußballerische Vorstellung aber ließ noch nicht erkennen, wohin Trainer Pep Guardiola will. Es gab Ansätze für den ausdauernden Kombinationsfußball mit Kurzpässen, den der Katalane so schätzt. Es gibt aber nun auch Xabi Alonso, der eine völlig andere Natur ins Bayern-Spiel bringt. Seine eigene nämlich, die er mit großem Erfolg seit mehr als zehn Jahren auf der europäischen Bühne präsentiert. Er ist das Zentrum der Spielentwicklung, und er spielt gern weite Pässe, die so gar nicht zu Guardiolas System zu passen scheinen.

So sind die Bayern in dieser Frühphase der Saison erfolgreich, aber sie bezaubern nicht. Ihrem Spiel fehlen die überraschenden Momente, was auch daran liegt, dass die Flügel wegen der mangelnden Fitness von Arjen Robben und Franck Ribéry nicht passend besetzt sind. Und sie müssen sich insgesamt noch finden. Dass sie aber bereits Manchester City verdient bezwingen, wird die Konkurrenz mit Interesse bemerkt haben.

(RP)
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