Juve und Khedira lösen Halbfinal-Ticket Barca "zerschellt an der Juventus-Mauer"

Barcelona · Der FC Barcelona hat im Camp Nou ein zweites Wunder verpasst und ist im Viertelfinale der Champions League gegen Juventus Turin ausgeschieden. Das 0:0 im Rückspiel reichte den Italienern, die das Hinspiel mit 3:0 gewonnen hatten.

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Foto: dpa, EM soe

Luis Enrique wollte sich nach seinem letzten Champions-League-Auftritt als Trainer des FC Barcelona nicht mit (Selbst-)Kritik aufhalten. Trotz und Pathos - das gefiel ihm nach dem enttäuschenden 0:0 im Rückspiel gegen Juventus Turin besser. "Wir hätten heute den Sieg verdient, haben bis zum letzten Moment gekämpft. Es ist ein Abend, um sich als Barca-Fan sehr stolz zu fühlen", sagte Enrique.

Was der 46-Jährige nur am Rande erwähnte: Barca ist zum zweiten Mal in Folge im Viertelfinale gescheitert, auch und vor allem weil der offensive Superstar-Block mit Lionel Messi, Neymar und Luis Suárez aus dem Spiel genommen war. In 52 Pflichtspielen der Saison hat das "MNS"-Trio 82 Treffer erzielt - ein kompromisslos verteidigendes Juventus erlaubte in 180 Minuten keinen einzigen.

"Barcelona hat von Beginn an Druck gemacht, wir haben dagegengehalten", sagte der deutsche Weltmeister Sami Khedira dem SID: "Dass wir gegen eine Offensive, wie Barcelona sie hat, in 180 Minuten kein Tor zugelassen haben, zeigt, wie sicher und kompakt wir in dieser Saison stehen",

Khedira gab erneut den umsichtigen Abräumer in der defensiven Zentrale, kassierte aber seine dritte Gelbe Karte und ist damit im Halbfinal-Hinspiel gesperrt. Dies ließ ihn aber unbeeindruckt - mit Hinweis auf das berühmte Juve-Kollektiv: "Alle bei Juventus arbeiten an einem Strang, um uns im Juni in Cardiff den großen Traum zu erfüllen. Wenn man es so weit geschafft hat, will man auch den Pokal."

Turin träumt, Barcelona hat ausgeträumt. "Ein Barca ohne Magie" (El Mundo Deportivo) "zerschellte an der Mauer von Juventus" (Sport) - die örtliche Sportpresse ging wenig zimperlich mit den Katalanen um, denen am Sonntag (20.45 Uhr) im Clasíco bei Tabellenführer Real Madrid auch der K.o. in der Meisterschaft droht: Bei einer Niederlage beträgt der Rückstand auf die Königlichen sechs Punkte und könnte in Reals Nachholspiel in Vigo sogar auf neun anwachsen.

Für den zum Saisonende scheidenden Luis Enrique liegen dennoch alle Hoffnungen auf La Liga. "Wir können am Sonntag beim direkten Konkurrenten Platz eins holen, das ist eine Riesenchance." Nach den Vorstellungen gegen Juventus sind an der Machbarkeit allerdings Zweifel erlaubt. Das Barca-Problem könnte sogar mehr grundsätzlich als eine Momentaufnahme sein.

Gegen Juventus reichte Barcelonas punktuelle individuelle Extraklasse wie schon im Vorjahr gegen Atlético Madrid (2:1/0:2) nicht, um sich gegen ein bestens eingestelltes Kollektiv durchzusetzen. "Barcelona hat eine superbe Offensive, aber nichts anderes", sagte Turins Trainer-Ikone Marcello Lippi in El País und sprach "vom freien Fall".

Fakt ist zumindest: In Messis vermeintlich sechs besten Karriere-Jahren im Alter von 24 bis 29 hat Barcelona nur einmal die Champions League gewonnen. 2014/15, in Enriques erstem Trainerjahr, mit 3:1 gegen Juve. Damals machte "MNS" noch den Unterschied, diesmal war auf Hin- und Rückspiel gesehen Juventus-Argentinier Paolo Dybala der bessere Messi.

Kataloniens Presse machte derweil Schiedsrichter Björn Kuipers für Barcas Scheitern mitverantwortlich. Nach dem desaströsen Auftritt des Ungarn Viktor Kassai bei Real gegen Bayern, so mutmaßte El Mundo Deportivo, habe der Niederländer aus Angst vor Fehlern nahezu keine Defensivaktion von Juventus unterbunden, die harte Gangart der Italiener, die Barca den Zahn zog, erst möglich gemacht.

Dies lässt zweierlei außer Acht. Im Viertelfinale gegen Paris St. Germain gelang einerseits beim 6:1-Rückspielsieg nach 0:4 im Hinspiel das vermeintliche Wunder nur, weil Schiedsrichter Deniz Aytekin kräftig mithalf und zudem PSG blindlings in den Untergang stürmte. Andererseits zeigten die Juventus-Spiele, dass die Barcelona-Taktik der vergangenen Dekade, nur auf "messianische" Geistesblitze zu vertrauen, überholt sein dürfte.

(ems/sid)
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