Kolumne: Gegenpressing Asoziale Marktwirtschaft

Düsseldorf · Der neue Fernsehvertrag der Champions League trägt dazu bei, die Unterschiede zwischen den Fußball-Unternehmen zu verfestigen. Die Reichen werden noch reicher und bilden einen elitären Zirkel.

 Der Champions-League-Pokal.

Der Champions-League-Pokal.

Foto: dpa, lg sme ss nic

Das Wehklagen ist groß. Ab der übernächsten Saison erleben Fußballfreunde in Deutschland, was im befreundeten Ausland längst schon Normalfall ist. Die Champions League verschwindet aus dem frei empfangbaren Fernsehen. Wer künftig dabei sein will, wenn Cristiano Ronaldo an der Eckfahne seine Torbejubelungs-Tänzchen aufführt oder Manuel Neuer als Europas offensivster Torwart die Bayern durch die Meisterklasse treibt, der muss sich ein Tagesticket bei privaten Anbietern oder gleich einen Jahresvertrag besorgen.

Das ist neu für deutsche Fans, und ihr Klagen darüber entspringt der über viele Jahre genährten Überzeugung, es gebe ein Recht auf Fußball-Grundversorgung. Ganz abgesehen davon, dass sich schon heute ein größerer Teil der Fußballwelt dem frei empfangbaren, aber gebührenpflichtigen Fernsehen bereits entzieht, gibt es dieses Recht natürlich nicht. Der Endverbraucher der frei empfangbaren Sender muss einfach damit fertig werden, dass die Champions-League-Rechte dem ZDF nicht mehr als 70 Millionen Euro im Jahr wert waren.

So geht das auf dem Markt. Die Privaten haben tief in die Tasche gelangt und sollen 600 Millionen Euro an die Uefa gezahlt haben. Dieser Prozess ist nur ein Indiz dafür, dass die Kommerzialisierung des Showgeschäfts Fußball fortschreitet. Die Europäische Fußball-Union (Uefa) sieht sich offenkundig in der Pflicht, möglichst hohe Erlöse zu erzielen. Das kann man im real existierenden Kapitalismus normal nennen.

Es passt einfach in die Entwicklung. Ob man die schön findet, ist eine ganz andere Frage. Sie führt in diesem speziellen Fall nämlich auch dazu, dass sich die Abstände zwischen den Haupt- und Nebendarstellern der Unterhaltungsindustrie Fußball weiter vergrößern werden. Denn die Uefa ist so gut, aus ihren höheren Einnahmen den Teilnehmern an der Champions League auch höhere Prämien zu zahlen. Das gefällt den Teilnehmern am Millionenspiel Königsklasse natürlich. Schon jetzt verhilft einem deutschen Klub allein die Gruppenphase mit allen Nebengeräuschen zu 40 bis 50 Millionen Euro Zusatzeinkommen. Das liegt bereits in der Nähe von Jahresumsätzen vergleichsweise kleinerer Bundesligisten wie dem SC Freiburg, der im Jahr vielleicht 60 Millionen Euro bewegt.

Weil Geld ganz sicher Tore schießt (es muss nur genug davon ausgegeben werden können), werden sich Freiburg und andere arme Klubs bestimmt nie an die Spitze arbeiten können, selbst wenn sie aber auch alles richtig machen. Dafür ist Branchenriesen wie dem FC Bayern München bei Jahresumsätzen von 630 Millionen Euro die weitere Geldvermehrung in der Champions League garantiert. Auch darum ging es beim neuen TV-Vertrag.

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(RP)
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