Wut und Entsetzen über unfaires Tor Luiz Adriano freut sich über sein Skandal-Tor

Kopenhagen · Es war der Aufreger des Champions-League-Spieltages: Nach einem Schiedsrichterball im Spiel zwischen dem FC Nordsjaelland und Schachtjor Donezk stürmte Luiz Adriano ungehindert auf das dänische Tor zu und schoss das 1:1. Nicht nur für die Dänen ein Skandal. Jetzt kündigt die Uefa Ermittlungen an.

CL 12/13: Adriano erzielt das unfairste Tor des Jahres
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Nachdem "Schachtjor-Schurke" Luiz Adriano mit der unsportlichsten Aktion der bisherigen Champions-League-Saison für Wut und Empörung gesorgt hatte, musste der Brasilianer noch froh sein, das Spielfeld unverletzt verlassen zu haben. "Wir haben ihn danach ein paar Mal hart angegangen, aber das war nicht genug. Ich hatte große Lust, ihn umzuhauen. Aber das musste ja alles im erlaubten Rahmen bleiben", sagte sein Gegenspieler Jores Okore vom dänischen Meister FC Nordsjaelland nach der 2:5-Niederlage gegen Donezk: "Es war schwer für mich, kühlen Kopf zu bewahren. Sowas habe ich noch nie erlebt."

Den Übeltäter störte auf dem Spielfeld die Anfeindungen seiner Gegner offensichtlich nicht. Er legte in der zweiten Halbzeit noch die Tore zum 4:2 und 5:2 nach. "Ich bin froh über alle meine Tore, auch über das erste", sagte Adriano bei der Abreise dem "Ekstrabladet".

Üble Beschimpfungen auf Facebook

Es war die 26. Minute, als sich Adriano mit dem Skandal-Tor des Jahres nicht nur in Dänemark zur neuen Hassfigur machte. Auch auf seiner Facebook-Seite wurde er übel beschimpft.

"Eine Unsportlichkeit, die ihresgleichen sucht", sagte Sky-Experte Lothar Matthäus. "Schachtjor, was erlaubt ihr euch? Eine himmelschreiende Ungerechtigkeit", kommentierte die italienische Sporttageszeitung "Gazzetta dello Sport". Der dänische Nationalcoach Morten Olsen schimpfte: "Dafür sollte es mehrere Spiele Sperre geben. Alles andere wäre eine Bankrotterklärung." Die Europäische Fußball-Union Uefa reagierte am Mittwoch und leitete ein Disziplinarverfahren wegen Verstoßes gegen die Verhaltensregeln ein.

Die Uefa beschuldigt den Stürmer, im Spiel gegen den FC Nordsjaelland (5:2) gegen Artikel 5 des Uefa-Disziplinarreglements verstoßen zu haben und leitete ein Disziplinarverfahren ein.

In dem Artikel heißt es, dass Spieler sich "loyal, integer und sportlich zu verhalten" haben. Gegen diese Statuten verstößt unter anderem, wer "sich beleidigend verhält oder in anderer Weise elementare Anstandsregeln verletzt." Der Fall Adriano wird am kommenden Dienstag von der Kontroll- und Disziplinarkammer der Uefa behandelt.

Doch was war passiert? Nach einem Schiedsrichterball seines Teamkollegen Willian, der eigentlich zum dänischen Torhüter Jesper Hansen gehen sollte, schnappte sich Adriano den Ball und sprintete los. An den verdutzten Abwehrspielern vorbei, alleine aufs Tor zu. Der völlig überrumpelte Hansen machte zwar noch einige verzweifelte Anstalten, den Ball abzuwehren, doch Adriano lief an ihm vorbei und erzielte das zwischenzeitliche 1:1.

"Adriano hat gesagt, es sei Instinkt gewesen. Ich entschuldige mich dafür", erklärte Donezk-Coach Mircea Lucescu bei der Pressekonferenz. Der ganze Vorfall war dem Rumänen sichtlich unangenehm, zumal auch die sofortige Wiedergutmachung kläglich scheiterte.

Ein Teil der Gäste-Akteure wollte den Fauxpas des "Schachtjor-Schurken" (Extrabladet) ausgleichen und Nordsjaelland ohne Gegenwehr ebenfalls einen Treffer erzielen lassen. Allerdings hatte sich das nicht in alle Teile des Teams herumgesprochen — Taras Stepanenko verhinderte die Fair-Play-Geste.

Dänen hoffen auf Bestrafung

Diese hätte vielleicht auch Nordsjaellands Trainer und Spieler beruhigen können. "In meiner Welt war dies ein unsportliches Verhalten und eine Rote Karte wäre angemessen gewesen", sagte Coach Kaspar Hjulmand. Und Kapitän Nicolai Stokholm erklärte: "Ich habe auf meine Armbinde herunter geschaut. Da steht etwas von Respekt. Davon haben wir nicht viel gesehen."

Die Dänen hoffen auf eine nachträgliche Bestrafung. "Ich weiß nicht, was angemessen ist", sagte Trainer Hjulmand: "Aber wenn wir es mit Fair Play im Fußball ernst meinen, müssen wir gegen so etwas hart vorgehen." In einem ähnlich gelagerten Fall wurde ein Spiel des englischen FA Cup 1999 zwischen dem FC Arsenal und Sheffield United übrigens wiederholt ...

(sid)
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