Triple-Traum wird wahr Ex-Borusse ter Stegen gewinnt die Champions League

Berlin · Den größten Triumph seiner Karriere feierte Marc-Andre ter Stegen recht in sich gekehrt. Nach dem erlösenden 3:1 von Neymar in der 7. Minute der Nachspielzeit reckte der 23 Jahre alte Torwart des FC Barcelona kurz beide Fäuste in den Berliner Abendhimmel, beim Schlusspfiff steuerte erst ruhigen Schrittes auf seinen Kollegen Gianluigi Buffon zu, bevor er sich in die Traube der jubelnden Katalanen mischte.

Marc-André ter Stegen: Gladbacher Jung im Tor des FC Barcelona
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Das ist Marc-André ter Stegen

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Foto: dpa, apc ks

Der Sieg im Champions-League-Finale gegen Juventus Turin, der für Barca und ter Stegen in dessen erster Saison in Spanien das Triple bedeutete, war für den jungen Deutschen ein Wechselbad der Gefühle. Erst so gut wie beschäftigungslos, dann beim Gegentor durch Alvaro Morata (55.) so gut wie machtlos, dann ein wenig unsicher, am Ende in der Schlussoffensive der Italiener aber nicht wankend - ter Stegen hatte sich den Titel als jüngster deutscher Torwart, der je die Champions League gewonnen hat, wahrlich erarbeitet.

Schon beim Aufwärmen war der 23-Jährige der Erste. Bejubelt von den 20.000 Barca-Fans in der Ostkurve klatschte der 23-Jährige in seine knallorangenen Torwarthandschuhe und begann sein Programm. Auf der anderen Seite, im Marathontor und genau in ter Stegens Blickfeld, glänzte der riesige Champions-League-Pokal in der untergehenden Sonne.

"Er beherrscht seinen Käfig. Er ist eine Persönlichkeit und weiß, mit Druck umzugehen", sagte Barcelonas Trainer Luis Enrique über den Schlussmann, der den Kasten in der Meisterschaft regelmäßig für seinen chilenischen Konkurrenten Claudio Bravo räumen musste. Noch. "Wir sind sehr zufrieden mit seiner Saison. Er ist ein junger Torwart mit großer Zukunft", sagte Enrique.

Für zwölf Millionen Euro war der gebürtige Mönchengladbacher zu Beginn der Saison von der Provinz am Niederrhein zum Weltklub nach Barcelona gewechselt. Ein Schritt, den ter Stegen wohl nie bereuen wird.

"Er hat seit seinem Wechsel zu Barcelona noch einen Sprung gemacht", meinte Joachim Löw. Der Blick des Bundestrainers nach Barcelona ist für den Keeper enorm wichtig: In der Nationalmannschaft muss ter Stegen weiter um die Positionen hinter Welttorhüter Manuel Neuer kämpfen. Den WM-Titel vor einen Jahr in Brasilien bejubelte er von der heimischen Couch. Als Fan. Noch aber ist auf dem Weg zur EURO 2016 in Frankreich nur die Nummer eins an Neuer vergeben. Ter Stegen lauert auf seine Chance und muss sich erst einmal bei der anstehenden U21-EM beweisen.

Von seinen prominenten Mitspielern wird der viermalige Nationalspieler längst geschätzt. "Er ist ein toller Torwart und hat mich gleich am ersten Tag sehr angenehm überrascht", sagte der viermalige Weltfußballer Lionel Messi: "Ich kannte ihn überhaupt nicht, aber seine Eigenschaften könnten ihn zum besten Torwart der Welt machen."

Der scheidende Kapitän Xavi traut dem jungen Deutschen eine ganze Ära im Barca-Trikot zu. Er könne in den nächsten "10, 12 oder 15 Jahren Barcas Nr. 1 sein", sagte der Altstar: "Ich habe noch nie einen Torhüter gesehen, der so geschickt am Ball ist."

In bester Erinnerung behalten hat man den "verlorenen Sohn" auch bei seinem Stammverein Borussia Mönchengladbach, dem ter Stegen im zarten Alter von vier Jahren beigetreten war. "Es ist unmöglich, ihn zu vergessen", sagte Gladbach-Trainer Lucien Favre: "Er ist ein Top-Torhüter und auch als Mensch für uns sehr wertvoll gewesen."

(sid)
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