Ballacks bitteres Aus Mourinho: "Der Feind hat gewonnen"

London (RPO). Ein frustrierter Michael Ballack war längst in den Katakomben verschwunden, als Jose Mourinho seine triumphale Rückkehr an die Stamford Bridge in vollen Zügen auskostete. "Meine Jungs werden immer meine Jungs bleiben. Aber diesmal war ich der Feind, und der Feind hat gewonnen."

"So ist das Leben", sagte der portugiesische Erfolgscoach, nachdem er Inter Mailand zu einem 1:0 (0:0) an seiner alten Wirkungsstätte geführt und die Champions-League-Träume des FC Chelsea bereits im Achtelfinale zunichte gemacht hatte.

Gleichgültig war Mourinho das Schicksal seines früheren Klubs aber keineswegs. "Ich bin glücklich über den Sieg, aber nicht glücklich über die Niederlage meiner Ex-Spieler, von Roman oder den Fans, die traurig nach Hause gehen", ergänzte "The Special One", der im September 2007 bei Chelsea entlassen worden war, obwohl er zwei Meisterschaften, einen FA-Cup und zweimal den Liga-Cup geholt hatte. Nur eben die Champions League hat gefehlt, das große Ziel des milliardenschweren Klubbesitzers Roman Abramowitsch.

"Als Roman in den Fußball kam, hat er vielleicht gedacht, dass es einfacher ist, die Champions League zu gewinnen. Es ist nicht einfach. Manchmal fehlen nur kleine Details", sagte Mourinho und blickte auf die "frustrierende Geschichte des Klubs" mit einem im Elfmeterschießen verlorenen Finale und vier zum Teil unglücklichen Halbfinal-Niederlagen.

Ballack, der in Vertragsverhandlungen mit Chelsea steht und dessen Zukunft in London ungewiss ist, hat große Teile dieser Geschichte miterlebt, am Mittwoch war er freilich nur Nebendarsteller. Nach einer durchwachsenen Vorstellung musste der Kapitän der deutschen Nationalmannschaft in der 62. Minute Joe Cole weichen. So erlebte Ballack, der weiter auf einen großen Titel wartet, die entscheidende Szene nur als Zuschauer: Samuel Eto'o markierte den späten Siegtreffer für Inter (78.) und eröffnete die Mourinho-Show.

"Mourinho hat die Mauern der Festung niedergerissen, die er einst selbst aufgebaut hatte", titelte die englische Boulevardzeitung The Sun nach der ersten Champions-League-Heimniederlage der Blues seit dem 22. Februar 2006 und fragte: "Warum hat Roman eigentlich Jose entlassen?"

Ganze Lobeshymnen gab es vonseiten der ansonsten nicht gerade mourinhofreundlichen Presse in Italien. "Heldenhafter Mourinho. Wenn Inter so weiterspielt, muss die Mannschaft nur noch sich selbst fürchten", schrieb die Gazzetta dello Sport, und der Corriere dello Sport ergänzte: "Mourinhos Inter hat begonnen, Seiten der Fußballgeschichte zu schreiben."

Will Chelsea in dieser Saison noch Geschichte schreiben, bedarf es nun Erfolgen in der Meisterschaft und im FA-Cup. Dessen ist sich auch Trainer Carlo Ancelotti bewusst, ansonsten dürften seine Tage gezählt sein. "Es ist normal, dass ein Trainer nach so einer Niederlage unter Druck steht. Wir haben aber noch zwei Wettbewerbe, die wir gewinnen wollen."

Inter, Spitzenreiter der Serie A, darf dagegen weiter vom Triple träumen, auch wenn Mourinho warnt: "Bis dahin ist es noch ein weiter Weg." Immerhin schaffte Inter aber erstmals seit 2006 mal wieder den Einzug ins Viertelfinale und bescherte zugleich der Serie A im Kampf um den vierten Champions-League-Platz gegen die Bundesliga wichtige Punkte.

(SID/chk)
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