Kolumne: Gegenpressing Eindhoven statt Bayern — ZDF guckt in die Röhre

Düsseldorf · In der Champions League treten nächste Woche wieder die seltsamen Blüten des Handels mit Fußballrechten hervor. Dem ZDF droht ein Negativrekord.

 Luuk de Jong spielt mittlerweile für die PSV.

Luuk de Jong spielt mittlerweile für die PSV.

Foto: dpa, sam

Ein Straßenfeger war das Fußballspiel zwischen KAA Gent und dem VfL Wolfsburg am Mittwoch nicht gerade. Nur 5,73 Millionen schauten sich das Achtelfinal-Hinspiel an. Das ist für das ZDF der niedrigste Wert in der Champions League, seit es im November 2014 die Partie Bayer Leverkusen gegen AS Monaco zeigte (5,02 Millionen).

 RP-Sportchef Martin Beils.

RP-Sportchef Martin Beils.

Foto: RP

Und nächste Woche droht dem Zweiten der nächste Negativrekord. Denn am Mittwoch überträgt der Sender die Begegnung zwischen PSV Eindhoven und Atletico Madrid. Eindhoven ist ein interessanter Klub. Er war für viele große Spieler Durchgangsstation: für Ronaldo zum Beispiel (nicht den Portugiesen, sondern den Brasilianer), für Romario, Arjen Robben und Mark van Bommel, Ruud Gullit und Ruud van Nistelrooy. Doch die anstehende Begegnung ist etwas für Fußball-Feinschmecker — und für Gladbacher Fans, die mal sehen wollen, was aus dem bei Borussia gescheiterten Luuk de Jong geworden ist.

Die große Mehrheit des ZDF-Publikum interessiert doch eher, wie sich der FC Bayern München am Dienstag bei Juventus Turin schlägt. Auf diese Begegnung haben die Mainzer aber keinen Zugriff, sie kommen nur mittwochs zum Zug. Das Rechtegeflecht gestattet ihnen nur, das Rückspiel zwischen Bayern und Juve zu zeigen. Wer in der kommenden Woche die Münchner sehen will, muss Sky abonnieren oder in die Kneipe gehen. Es gibt eben — und das ist auch ganz gut — kein Grundrecht darauf, Bayern-Spiele live zu sehen. Das Kuriose an der Konstellation: Wolfsburg ist schuld. Denn wenn die Niedersachsen wie Leverkusen und Gladbach brav das Achtelfinale verpasst hätten, hätte das ZDF jede Begegnung des FC Bayern in der K.o.-Runde übertragen dürfen, egal ob an einem Dienstag oder Mittwoch. "Follow your team"-Option heißt das im Neudeutsch der Rechtehändler. Nun ist die Konstellation mit Übertragungsrechten und -pflichten deutlich komplizierter.

Grundsätzlich muss man aber die Frage stellen, was die Champions League im gebührenfinanzierten Fernsehen zu suchen hat. Sat.1. und RTL, die immer an solchen Rechten Interesse haben, bekommen derartige Übertragungen nachgewiesenermaßen auch hin. Und bei Sky gibt's guten Fußball für gutes Geld. Das ZDF, sprich der Gebührenzahler, gibt für die Champions-League-Rechte Jahr für Jahr dem Vernehmen nach 48 Millionen Euro. Viel Geld, vor allem wenn man Eindhoven gegen Atletico zeigen muss.

Ihre Meinung? Schreiben Sie dem Autor: kolumne@rheinische-post.de

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort