Dreierpack in der Champions League Ronaldo bringt die pfeifenden Fans zum Schweigen

Düsseldorf · Im Stadtderby gegen Atlético Madrid liefert Cristiano Ronaldo auf der großen Bühne Champions League wieder die große Show. Der Superstar von Real Madrid sendet eine klare Botschaft an die Fans, die ihm zuletzt kritisch gegenüberstanden.

Real Madrid: Cristiano Ronaldo feiert Tor-Gala gegen Atletico Madrid
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Ronaldo feiert Torgala gegen Atletico

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Foto: afp

Nach seinem Dreierpack beim 3:0-Sieg der "Königlichen" im Halbfinal-Hinspiel gegen den Stadtrivalen führte Ronaldo seine Finger zum Mund, deutete einen Pfiff an und machte dann per Handzeichen deutlich: "Sowas will ich hier nicht mehr sehen". Stattdessen forderte er den Applaus der Fans, der ihm an diesem Abend aber ohnehin sicher war. Nach dem Spiel auf den ungewöhnlichen Jubel angesprochen, sagte der Portugiese. "Ich will nur, dass sie mich nicht auspfeifen. Ich werde immer alles für diesen Klub geben."

Ein Weltfußballer, der gerade seine Tore Nummer 101, 102 und 103 in der Champions League gemacht hat, zudem in den vergangenen drei Partien in der Königsklasse acht Tore erzielt hat (fünf in den zwei Spielen gegen Bayern München, nun drei im Halbfinal-Hinspiel), muss seine Fans bitten, ihn nicht auszupfeifen? Tatsächlich. Zwischen "CR7" und dem Publikum im Estadio Bernabeu hatte es zuletzt gekriselt. Bevor er im Rückspiel gegen Bayern München dreimal traf, hatten beispielsweise einige Anhänger nach unglücklichen Aktionen laut gemurrt, andere gepfiffen. Das Operetten-Publikum war nicht amüsiert. "Sie sollen keine Straße nach mir benennen, sie sollen mich nur nicht auspfeifen", hatte Ronaldo nach dem 4:2-Sieg nach Verlängerung gesagt.

Nun verlieh er diesen Worten gestenreich Nachdruck. Dass er sich so schnell wieder Pfiffe anhören muss, scheint ob der erneuten Show in der Königsklasse unwahrscheinlich. Dass er Real im Alleingang Richtung Finale geschossen hatte, davon wollte Ronaldo aber nichts wissen. "Ich muss die Mannschaft beglückwünschen, sie hat überragend gespielt — ich musste dann nur noch die drei Tore machen", sagte der Europameister. Und direkt fügte er hinzu: "Wir sind noch nicht am Ziel, wir müssen konzentriert bleiben."

Champions League: Ronaldo, Messi & Co.- Rekordtorschützen der Königsklasse -
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Die Rekordtorjäger der Champions League

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Foto: dpa/Martin Rickett

Kroos glänzt im Schatten von Ronaldo

Einer dieser Teamkollegen, die Ronaldo hatten glänzen lassen, war der deutsche Weltmeister Toni Kroos. "Er ist das Herz von Real Madrid", schwärmte ZDF-Experte Oliver Kahn, "er macht das Spiel schnell, beruhigt es, spielt Pässe in entscheidende Räume, ist immer anspielbar, macht ganz, ganz wenige Fehlpässe. Er ist ein beruhigender und stabilisierender Faktor im Gebilde Real Madrid."

Das belegen auch die Zahlen: Kroos hatte stolze 123 Ballkontakte (Topwert!), gewann überragende 86 Prozent seiner Zweikämpfe und brachte 98 von 100 Pässen zum Mitspieler. "Ausbaufähig", nannte er seine Passquote augenzwinkernd. Eine andere Zahl unterstreicht Kroos' Bedeutung für Real: Kein anderer Königlicher wurde von seinen Mitspielern so oft gesucht wie er (85-mal), jeder siebte angekommene Pass landete demnach beim Deutschen.

Ronaldo war dennoch der Mann des Abends, das ist unbestritten. "Cristiano, der sitzende Stier" ,titelte die "Marca" in Anspielung auf den berühmten Indianer-Häuptling Sitting Bull. Denn auch so hatte Ronaldo seinen Dreierpack bejubelt: Lässig auf der Werbebande sitzend, die Arme verschränkt, kostete er die Huldigungen der Fans aus. "Man muss sagen, er ist da, wenn er gebraucht wird", sagte Kroos über den 32-Jährigen, "er ist unfassbar wichtig für uns, hat in seinem Kopf immer: Tore, Tore, Tore. Anders kriegst du solche Statistiken nicht hin." Über die Statistiken von Ronaldo herrschte an diesem Abend allerdings Uneinigkeit.

Real Madrid - Atletico Madrid: Die Bilder des Halbfinal-Hinspiels
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Real Madrid - Atletico Madrid: die Bilder

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Foto: rtr, gb

"398, 399 ... 400 Goles!", twitterte Real nach dem Sieg am Dienstagabend. In den Statistikbüchern wird Ronaldo aber noch mit 399 Treffern geführt. Hintergrund ist ein Spiel vor sieben Jahren gegen Real Sociedad San Sebastian. Damals wurde nach einem Freistoß von Ronaldo der Treffer dem Verteidiger Pepe gutgeschrieben. Real und Pepe selbst sprachen aber Ronaldo das Tor zu. Wie auch immer — am Sonntag kann der Superstar gegen den Abstiegskandidaten Granada auch rein statistisch die 400 vollmachen. Dann wäre ihm wohl auch erneut Applaus statt Pfiffe sicher.

Mit Agenturmaterial.

(areh)
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