Champions League Real Madrid — königlicher Glanz auf Schalke

Gelsenkirchen · Die ganz große Fußballwelt ist heute Abend beim Champions-League-Spiel in Gelsenkirchen zu Gast.

Real Madrid trainiert beim FC Schalke 04
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Der Himmel über der Arena auf Schalke ist an diesem Nachmittag königsblau. Drunter macht man es hier auch nicht. Bei schlechtem Wetter ist der Himmel eben königsgrau. So einfach ist das manchmal. Der FC Schalke 04 macht das Leben bunter.

Ein paar Kilometer vom Stadion entfernt muss man sich schon anstrengen, um dem Tristen um einen herum etwas Royales abzugewinnen. Hinter der Theke des Vereinslokals, nur ein paar Schritte von der alten Glückauf-Kampfbahn entfernt, steht Ronald Marcinkowski. Der Wirt wischt über den Tresen und spricht dabei große Worte gelassen aus. "Real, dat is super", sagt er, "wir sind superer. Wat soll bei dem Spiel schiefgehen? Da kannse als Schalke nich verlieren. Musse nur kämpfen, nur kämpfen musse, alles geben, dat wollen die Leut' sehen. Dann ist egal, wat da für Königliche kommen."

Es ist eines der größten Spiele in der Geschichte der Knappen. Der Malocherverein aus dem Pott mit dem Hang zum Glamour hat noch nie in seiner Historie im Vereinswettbewerb gegen Real gespielt — heute (20.45 Uhr/Live-Ticker) ist es im Achtelfinale der Champions League so weit. Im Presseraum, tief im Bauch des Stadions, stehen handgezählte 27 Kameras, um einzufangen, was es auf dem Podium einzufangen gibt.

Zunächst sitzen da oben die Vertreter aus dem Revier. Angreifer Klaas-Jan Huntelaar, Trainer Jens Keller und Verteidiger Felipe Santana. Huntelaar wird gefragt, ob das Spiel gegen die Madrilenen etwas Besonderes für ihn sei. Gekichere im Saal. "Etwas Besonderes? Es ist großartig, ich habe richtig Bock auf dieses Spiel", sagt der Niederländer, der ein Jahr (2009) für die Spanier spielte.

Real Madrids schwarze Serie in Deutschland
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Foto: ap, FP

Nächste Frage. Keller soll erzählen, ob er die Mannschaft anders einstellt als gegen andere Kontrahenten. "Nein, nicht anders", sagt er. "Die Partie ist genauso wichtig wie alle anderen Spiele." Trainer müssen wohl diese Sätze sagen. Ob es ihm einer glaubt, ist eine andere Sache.

Unlängst hat sich Julian Draxler zu Wort gemeldet. Der 20-Jährige sprach von einem "Kindheitstraum, dass du gegen so eine Truppe wie Real spielen darfst". Ob es für ihn zu einem Platz in der Startelf reicht, sagt Keller, ist noch nicht klar: "Müssen wir schauen." Keller findet, dass "wir sehr, sehr gut drauf sind". Gegen die "hinter Bayern München zweitbeste Mannschaft der Welt" verlangt er "auf jeder Position 100 Prozent, um ein kleines Wunder hinzubekommen". Übernatürliche Hilfsmittel hält er aber nicht für nötig: "Es gibt keinen Voodoo-Beauftragten, der was Besonderes macht."

Blick in die Statistik macht Hoffnung

Ein klitzekleiner Blick in die Statistik macht Hoffnung. Real Madrid will auf Schalke einen Komplex ablegen. Von 25 Spielen in Stadien hierzulande gewannen sie nur eins — vor 14 Jahren in Leverkusen. Die letzten sechs Gastspiele verloren sie. "Dann wollen wir doch probieren, diese Tradition fortzusetzen", erklärt Keller. Sportvorstand Horst Heldt gibt nicht viel auf diese Zahlen und stellt knapp fest: "Das ist eine Kack-Statistik." Ebenfalls für nicht relevant hält er die Tatsache, dass Cristiano Ronaldo in den vergangenen zwei Wochen keine Spielpraxis sammeln konnte, weil er in der Liga gesperrt war. Der teuerste Spieler der Welt hat in 32 Pflichtspielen für seinen Arbeitgeber 34 Tore erzielt. "Ich erwarte", sagt Heldt, "dass er auf dem Platz steht."

Zurück im Vereinslokal. Wirt Marcinkowski freut sich auf den Festtag. Für ihn ist Schalke natürlich auch ein gutes Geschäft. Viele versuchen mit dem Verein ihr Geld zu machen, die meisten scheitern indes. Viele Kneipen mussten in den vergangenen Jahren aufgeben, das gilt auch für etliche andere Geschäfte im Stadtteil. "Es ist alles nicht einfach, aber man muss es natürlich auch richtig anstellen", sagt Marcinkowski. "Bei uns läuft das Geschäft gut." Besonders heute wieder. Dann ist Feiertag auf Schalke — die Königsblauen empfangen die Königlichen.

(RP)
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