Nur einer macht den Unterschied Ronaldo ist der "weiße Riese", "Ibrakadabra" mal wieder entzaubert

Düsseldorf · Signifikante Unterschiede zweier Superstars: Nach seiner ganz persönlichen Show genoss Cristiano Ronaldo die Huldigungen. Gleichzeitig musste Zlatan Ibrahimovic mal wieder erklären, warum es für den großen Wurf erneut nicht gereicht hat.

Cristiano Ronaldo schießt VfL Wolfsburg mit einem Freistoß k.o.
9 Bilder

Ronaldos schießt Wolfsburg mit Freistoß k.o.

9 Bilder
Foto: dpa, hpl

Nein, bescheiden ist Cristiano Ronaldo nicht geworden. Ganz sicher nicht. Wie üblich feierte sich der 31-Jährige bei seinen Toren im Viertelfinal-Rückspiel der Champions League gegen den VfL Wolfsburg selbst.

Die Arme weit ausgebreitet, den Mund noch weiter aufgerissen, genoss der Portugiese die magische Nacht in Madrid. Der Hauptdarsteller war natürlich mal wieder er selbst. Er sog die Huldigungen des Publikums auf, den Applaus des oft als kritisch verschrienen Bernabeu.

Affektiertes Gehabe, werfen seine Kritiker wohl nun wieder ein. Ehrliche Freude, wohl auch verbunden mit reichlich Genugtuung, entgegnen seine Befürworter. Da kann es, vollgepumpt mit Adrenalin, sicher auch mal vorkommen, dass sogar Ronaldo nicht mehr weiß, wie viele Tore er nun letztendlich geschossen hat.

"Es war eine perfekte Nacht. Ich habe zwei Tore geschossen", setzte der Superstar von Real Madrid nach dem 3:0-Sieg gegen Wolfsburg an. Geschossen hatte er allerdings alle drei. Darauf hingewiesen, musste er lachen. "Ach ja, drei ...Das war eine meiner besten Nächte im Europapokal. Tore liegen in meiner DNA."

Man kann also beruhigt sein, plötzliche Bescheidenheit hat ihn nicht befallen. Die Statistik gibt ihm allerdings auch (mal wieder) Recht. In der bisherigen Königsklassen-Saison hat Ronaldo, der "weiße Riese" ("Bild") bereits 16 Tore erzielt. Der Rekord liegt bei 17 - gehalten von ihm selbst. Der ehemalige Weltfußballer ist mit 93 Toren auch Rekordschütze der Königsklasse. Seinen Rivalen Lionel Messi (83) hat er in dieser Statistik längst abgehängt.

Zlatan Ibrahimovic verschießt Elfmeter gegen Manchester City
8 Bilder

Ibrahimovic verschießt Elfmeter gegen City

8 Bilder
Foto: afp, alb

"Cristiano hat gezeigt, dass er der beste Spieler der Welt ist", schwärmte Real-Trainer Zinedine Zidane. Innenverteidiger Pepe meinte, Ronaldo sei den anderen "um Lichtjahre voraus". Natürlich sprach Ronaldo auch von einer insgesamt tollen Mannschaftsleistung, einem fantatischen Team. Wohl wissend, dass im Grunde er es war, der es nach dem 0:2 im Hinspiel doch noch möglich gemacht hat. Er ist da, wenn es darauf ankommt. Mit einer beeindruckenden Leichtigkeit und Selbstverständlichkeit erzielt er einen Dreierpack, wenn die Köiglichen einen brauchen.

Rund 2000 Kilometer nördlich musste ein anderer Superstar erklären, warum es nicht gereicht hat. Mal wieder nicht gereicht hat. Zum vierten Mal in Folge ist Paris St. Germain im Viertelfinale der Champions League ausgeschieden.

Zlatan Ibrahimovic ist nicht minder exzentrisch als Ronaldo, auch nicht weniger von sich selbst überzeugt, ebenfalls in großem Maße selbstverliebt, wenn auch auf eine andere Art und Weise. Wen man von den beiden trotz einiger Gemeinsamkeiten höchst unterschiedlichen Charakteren lieber mag, ist Geschmackssache. Was aber Fakt ist: Ibrahimovic macht in der Königsklasse im Gegensatz zu Ronaldo nicht den Unterschied.

Der Schwede wartet mit 34 Jahren weiterhin auf den Gewinn des Henkelpotts, trotz namhafter Stationen wie beim AC oder bei Inter Mailand, dem FC Barcelona oder Juventus Turin. Inter gewann die Champions League im Jahr eins nach Ibrahimovic, "Barca" ebenfalls. Damit Paris trotz der ganzen Scheich-Milliarden die Champions League endlich mal gewinnt, müsste Ibrahimovic den Klub wohl verlassen.

Dabei sollte es in dieser Saison endlich so weit sein, nationaler Meister sind die Hauptstädter bereits seit Mitte März. Doch diesmal war nach einem 2:2 und einem 0:1 in den Duellen mit Manchester City Schluss. Kevin de Bruyne war am Dienstagabend derjenige, der im Rückspiel den Unterschied machte. Nicht Ibrahimovic, der zuvor in fünf Spielen getroffen hatte.

"Zu Beginn der Saison haben alle gesagt: 'Oh la la, oh la la'. Wir haben genug Qualität in der Mannschaft", sagte Ibrahimovic. "Aber wenn es drauf ankommt, ist das etwas anderes. Eine Saison ist lang. Sie dauert zehn Monate, nicht einen oder zwei. Man muss zehn Monate lang Top-Leistungen bringen. Es muss zehn Monate lang heißen: 'Oh la la'", so der Schwede weiter.

Schwedens Fußballer des Jahres wird er seit 2007 jährlich. Nationale Meisterschaften und Pokalsiege in den Niederlanden, Italien, Spanien und Frankreich hat er ebenfalls zuhauf gesammelt. Dem Gewinn der Champions League, dem größten Titel im europäischen Fußball, läuft er aber weiter vergebens hinterher. Und Europas Fußballer oder Weltfußballer werden auch andere. Ronaldo zum Beispiel.

(are)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort