Champions League im öffentlich-rechtlichen TV ZDF startet ins Millionen-Spiel

Mainz · Die Champions League galt viele Jahre als Domäne der privaten TV-Sender. Nun steigt das ZDF in die Fußball-Königsklasse ein. 18 Partien pro Saison dürfen die Mainzer zeigen, das Gladbacher Spiel gegen Kiew macht den Anfang.

TV-Quoten: Die Top Ten der Fußball-Spiele
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Foto: afp, JONATHAN NACKSTRAND

Das ZDF ist bereit für das Millionen-Spiel Champions League. Mit der Playoff-Partie von Borussia Mönchengladbach gegen Dynamo Kiew beginnt an diesem Dienstag (20.45 Uhr/Live-Ticker) eine neue Ära für Fußball-Übertragungen im Fernsehen. "Wir haben unsere Schularbeiten gemacht", erklärte ZDF-Sportchef Dieter Gruschwitz im dpa-Gespräch. "Ich blicke dem Start mit großer Spannung und viel Freude entgegen", fügte der Mann hinzu, der als Gesamtleiter für das TV-Konzept Champions League (CL) amtiert.

In einem spektakulären Deal hatte der öffentlich-rechtliche Sender die private Konkurrenz bei der Rechtevergabe für die "Königsklasse" im April 2011 ausgestochen. Das ZDF soll geschätzte 54 Millionen Euro pro Jahr für den Dreijahresvertrag mit der Europäischen Fußball Union (UEFA) zahlen - bei diesem Preis passte der bisherige CL-Sender Sat.1. Die Mainzer dürfen in jeder Saison 18 Spiele live zeigen, darunter fallen die beiden Gladbacher Qualifikations-Begegnungen sowie das Supercup-Spiel zwischen dem FC Chelsea und Atletico Madrid am 31. August.

Welke der "einzige Neue"

Viele neue Arbeitsplätze hat der von RTL als "Gebührenverschwendung" kritisierte Coup nicht gebracht. Das ZDF vertraut seiner eingespielten Moderatoren- und Reporter-Riege. "Wenn man so will, ist Oliver Welke der einzige Neue", erklärte Gruschwitz zu der Personalsituation. Der 46 Jahre alte Welke, der bisher für Sat.1 und Kabel eins Europapokalspiele moderierte und sich im Zweiten als Anchorman der Nachrichtensatire "heute-show" einen Namen machte, wird der CL-Hauptmoderator.

Welke soll 12 der 18 Live-Sendungen präsentieren. Als zweiter Moderator kommt Jochen Breyer zum Einsatz. Der frühere Bayern-Keeper Oliver Kahn, der 2001 als Spieler die CL-Trophäe gewann, ist wie bei Länderspielen als ZDF-Experte dabei. "Das Trio steht sowohl für Kompetenz und Seriosität als auch für Leichtigkeit und jugendliche Frische", betonte Gruschwitz. Als Live-Reporter sprechen Béla Réthy, Oliver Schmidt, Thomas Wark und Wolf-Dieter Poschmann ins Mikrofon.

Die TV-Zuschauer müssen sich nur wenig umstellen, lediglich ein anderer Knopf auf der Fernbedienung muss gedrückt werden. Das ZDF überträgt wie bisher Sat.1 immer mittwochs um 20.45 Uhr ein Spiel mit deutscher Beteiligung. Bei maximal vier Bundesligaclubs (Dortmund, Bayern, Schalke, Gladbach) kann die Qual der Wahl zu "kniffligen Situation" führen. "Nach der Gruppen-Auslosung am 30. August wissen wir mehr. Ich werde auf keinen Fall allein entscheiden, sondern mich mit meinen Kollegen und Programmchefin Monika Thyen abstimmen", erläuterte Gruschwitz das Auswahlverfahren.

Zur Einstimmung und zur Refinanzierung der teuren Rechtekosten bietet das ZDF mittwochs vor den Spielen zwischen 19.25 und 19.35 Uhr ein "Champions-League-Magazin" an. Nur im Umfeld dieser zehnminütigen Sendung können Werbespots geschaltet werden, ansonsten gilt für die Spiele selbst das Werbeverbot im öffentlich-rechtlichen Fernsehen nach 20 Uhr.

Die Dienstag-Partien werden live nur von Sky gezeigt, der Pay-TV-Anbieter überträgt weiterhin alle CL-Partien. Sollte in der K.o.-Runde nur noch ein Bundesligist im Wettbewerb sein, darf das ZDF auch am Dienstag senden.

Ist kein deutscher Verein mehr im Rennen, besteht dennoch eine Sendeverpflichtung. Eine Situation, die Gruschwitz nicht erschrecken kann. "Die Globalisierung des Fußballs ist so weit fortgeschritten, da besitzen auch Champions League-Spiele ohne deutsche Clubs ein hohe Attraktivität", sagte der ZDF-Sportchef.

(dpa)
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