College-Meisterschaft Endspiel in den USA: Ein stolzer Münchner kämpft um den Titel

Los Angeles · Der Münchner Leo Stolz gilt als bester College-Spieler in den USA. Ab Freitag spielt er um die Uni-Meisterschaft - und mit ihm zwei weitere Deutsche.

Leo Stolz mag in Deutschland weitgehend unbekannt sein. Auch in den USA drehen sich die Leute nicht gerade um nach ihm. Aber Leo Stolz ist auch nicht irgendwer. Leo Stolz, 23 Jahre alt, geboren in München, ist zumindest jenen ein Begriff, die sich in den USA mit Fußball beschäftigen: Er gilt als bester Spieler einer College-Mannschaft.

Seine guten Ruf kann Stolz nochmal aufbessern, auch wenn er das nicht nötig hätte. Der Münchner spielt mit der renommierten UCLA (University of California Los Angeles) um den Titel der Uni-Liga NCAA. Im Halbfinale am Freitag treffen die Bruins auf die North Carolina Tar Heels, Finalgegner am Sonntag wäre die Universität Maryland-Baltimore (UMBC) oder Virginia der Gegner.

"Ich gehe davon aus, dass wir gewinnen", sagt Stolz. Gerade erst haben die Wasserballer der UCLA die Uni-Meisterschaft gewonnen - "ein unglaubliches Erlebnis", das er selbst erfahren will. Und mit ihm zwei weitere Deutsche: Felix Vobejda, bis Sommer 2013 aktiv beim VfL Osnabrück II, und Larry Ndjock aus Berlin, bis Sommer 2012 beim FC St. Pauli II, spielt ebenfalls bei den Bruins.

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Deutsche Spieler liegen im Trend. In Creighton, einem College in Omaha/Nebraska, standen die deutschen Fabian Herbers aus Ahaus im Münsterland, Vincent Keller aus der Talentschmiede des SC Freiburg und Timo Pitter aus dem fränkischen Oberschwarzbach im Kader des aus Deutschland stammenden und in den USA hochgeschätzen Trainers Elmar Bolowich. Creighton scheiterte im Viertelfinale an UMBC.

Die USA entwickeln sich zunehmend zu einem Land der unbegrenzten Möglichkeiten für talentierte deutsche Fußballer, die nicht nur auf eine Profikarriere setzen wollen, die eine Chance sehen, eine gute Ausbildung mit ihrem Sport zu verknüpfen. Stolz etwa spielte von der U15 bis zur U23 bei 1860 München, doch seine Eltern rieten ihm: Setz nicht alles auf Fußball, denk an deine Ausbildung.

Markt für Spieler aus Europa wird größer

Mittlerweile gibt es zahlreiche Agenturen, auch in Deutschland, die Spieler aus aller Welt an Universitäten in die USA vermitteln. Gegen Gebühren, versteht sich. Und der Markt für Spieler etwa aus Europa wird größer, da Talente aus den USA die Universitäten immer häufiger meiden und sich gleich den Nachwuchszentren der Profiliga Major League Soccer (MLS) anschließen.

Die 200 Colleges aus der 1. Division der USA sind damit zunehmend auf der Suche nach Spielern aus dem Ausland, die ihrer Mannschaft weiterhelfen können. Sport ist den Unis wichtig, das College in Creighton etwa hat keine Football-Mannschaft, den Fußballern aber für ein paar Millionen Dollar ein eigenes Stadion hingebaut. Im Schnitt kommen immerhin 3000 Zuschauer pro Spiel.

Stolz konnte aus mehreren Angeboten auswählen konnte. Erst landete er an der George-Mason-Universität in Virginia, dann transferierte er zur UCLA. Für die Fußball-Mannschaften der Universitäten stehen jeweils neun Vollstipendien zur Verfügung, sie gehen meist an die ausländischen Spieler. Stolz erspart sich damit Studiumgebühren und Kosten für die Unterkunft in Höhe von 56.000 Dollar.

"Mailand, England oder der Schweiz"

Ab Montag wird sich Stolz überlegen, wie es weitergeht. Er hat Politikwissenschaften und internationale Beziehungen studiert, in "Mailand, England oder der Schweiz" könnte er sich vorstellen, den Master zu machen. Auch die MLS lockt, beim Talent-Draft würde der Münchner früh ausgewählt werden - allerdings ohne Einfluss auf das künftige Team und sein Gehalt.

Ganz aufgegeben aber Leo Stolz den Traum von einer Profikarriere in Deutschland noch nicht. Im Januar wird er ein Probetraining bei Eintracht Braunschweig absolvieren.

(sid)
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