2:1 im Finale gegen Frankfurt BVB beendet Titelfluch und jubelt über vierten Pokalsieg

Berlin · Thomas Tuchel jubelte ausgelassen und herzte seine Spieler, Pierre-Emerick Aubameyang wollte die ganze Welt umarmen: Nach ihrem wahrscheinlich letzten Spiel für Borussia Dortmund genossen der Trainer und der Siegtorschütze ihr ganz persönliches Finale in Schwarz-Gelb.

Borussia Dortmund jubelt über Triumph im DFB-Pokal
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So jubelt der BVB

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Es gehört zu den ewigen Geheimnissen des Fußballs, dass ein Spielverlauf selbst die erklärten Weisen dieses Sports noch überraschen kann. Da hatte Borussia Dortmunds Trainer Thomas Tuchel, der mit Recht zu den herausragenden Experten gezählt werden darf, den Verzicht auf seinen Spieler Nuri Sahin im Berliner Pokalfinale gegen Eintracht Frankfurt so begründet: "Wir wollten mehr Körperlichkeit im Mittelfeld, weil wir mit vielen hohen Bällen rechnen." Deshalb setzte er auf Matthias Ginter, einen kopfballstarken gelernten Innenverteidiger in die Zentrale.

Und was geschah: Frankfurt spielte flach, Dortmund verlor häufig die Kontrolle. Als die Eintracht im Schlussspurt mit weiten Schlägen verzweifelt ihr Heil suchte, da war Ginter längst in die Abwehr gewechselt. Und im Mittelfeld standen nun nicht gerade die baumlangen Kerls. Shinji Kagawa (1,75 m), Gonzalo Castro 1,71 m), Christian Pulisic (1,73 m) und Raphael Guerreiro (1,70 m) werden in diesem Leben keine Riesen mehr. Ganz nebenbei hatte Dortmund die Kontrolle wiedergewonnen. Der BVB gewann eine spannende Begegnung mit 2:1 (1:1), und er verdiente sich den Pokal durch eine klare Steigerung in der zweiten Halbzeit.

Borussia Dortmund: "Pokal-Triumph kann Thomas Tuchel nicht retten" - Pressestimmen
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Borussia Dortmund - Eintracht Frankfurt: Pressestimmen

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Tuchels Abschiedsgeschenk?

Es ist Tuchels erster Titel als Trainer im Männerfußball. Es könnte zugleich sein letztes Spiel als Coach von Borussia Dortmund gewesen sein. In dieser Woche treffen sich Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke und der Fußballlehrer zu einem Gespräch, das über Tuchels nähere Zukunft entscheiden wird. Trotz einer sportlich erfolgreichen Saison mit dem Pokalsieg und der direkten Qualifikation für die Champions League wird mit dem Abschied des Trainers gerechnet. Zu tief ist das Zerwürfnis mit Geschäftsführung und Teilen der Mannschaft.

"Ich bin leer, muss ich ehrlich sagen, ich bin komplett leer", sagte Tuchel in der ARD: "Das war ein hartes Stück Arbeit, nicht unser bestes Spiel. Aber egal, wir haben es geschafft. Ich habe mich gestern nicht getraut, so weit zu denken, konnte daher gut schlafen. Und so ist es jetzt perfekt."

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"Das sind tolle Momente, für die wir alle arbeiten", sagte BVB-Präsident Reinhard Rauball bei Sky: "Es war nicht einfach, wir haben recht gut angefangen, dann den Rhythmus aber nicht mehr gehabt. Es war ein sehr ausgeglichenes Spiel, aber die Mannschaft hat sich aufgerappelt und es sich verdient."

Auch für Pierre-Emerick Aubameyang könnte es das letzte Spiel für den BVB gewesen sein. Der Torjäger kokettiert offen mit einem Wechsel, Paris St. Germain soll sehr interessiert sein. Diese Personalie wird ebenfalls noch in dieser Woche verhandelt.

Zuvor machte Aubameyang noch einmal das, wofür die Dortmunder Fans ihn lieben. Er schoss das entscheidende Tor, als er einen Foulelfmeter zum 2:1 mit einem kühnen Heber verwandelte. Natürlich feierte er den Torerfolg mit einem Salto. Und beim Torjubel lief er zur Dortmunder Bank in die Arme von Marco Reus, der zwar seinen ersten Titel einfuhr, aber wegen einer Verletzung zur Pause ausgewechselt worden war.

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Seinen Beitrag zu einem unterhaltsamen Abend hatte er da bereits geleistet. Er leitete die Dortmunder 1:0-Führung mit einem sehenswerten Seitenwechsel ein, den Rest erledigten Lukas Piszczek mit einem Steilpass auf Ousmane Dembélé und Dembélé selbst, der Jesus Vallejo zu einem kleinen Tänzchen bat und den Ball mit einem satten Schuss unters Tordach setzte.

Was Dortmund hätte stark machen können, belebte den Widerstandsgeist des Außenseiters. Die Eintracht machte im Mittelfeld Druck auf Dortmund, und es erstickte die Spielentwicklung des BVB. Der Favorit geriet in Schwierigkeiten. Der Ausgleich nach der gemeinsamen Balleroberung durch Marco Fabian und den herausragenden Mijat Gasinovic war hochverdient. Ante Rebic stellte ihn nach Gasinovic' Zuspiel her. Und es wäre beinahe noch dicker gekommen für den BVB. Aber Haris Seferovic setzte den Ball nach Doppelpass mit Rebic an den Pfosten.

Reus und Schmelzer bleiben in der Kabine

Für Tuchel war es das Signal, seine Taktik zu überarbeiten. Reus blieb wie Marcel Schmelzer in der Kabine, Gonzalo Castro sollte im Mittelfeld die Aktionen ordnen, Ginter rückte nach hinten. Es dauerte, ehe sich die Umstellung positiv bemerkbar machte. Frankfurt blieb zunächst ein eindrucksvoll und kühl spielender Gegner. Aber die Dortmunder Dribbler Guerreiro, Dembélé und Pulisic erhöhten den Druck, Frankfurt musste sich tiefer in die eigene Hälfte zurückziehen, und der BVB brachte seine Qualitäten im Strafraum zur Geltung. Schon vor Aubameyangs Treffer vom Punkt hatten die Frankfurter schwierige Situationen zu überstehen. "Auch aus meiner Sicht ein verdienter Sieg", sagte Frankfurts Trainer Niko Kovac.

Sein Team ging trotzdem als ein sehr würdiger Finalist vom Platz. "Wenn ich gucke, wo wir letztes Jahr waren, in der Relegation, und nun im Pokalfinale, in dem wir dem BVB alles abverlangt haben, bin ich stolz. Die Mannschaft soll ruhig heute Abend die komplette Saison feiern", erklärte der Coach, "für mich war es trotz der Niederlage ein tolles Erlebnis."

Ganz toll war das Erlebnis natürlich vor allem für die Dortmunder, die im vierten Finale in Folge den ersten Sieg feierten. Die lange Berliner Nacht des BVB begann bereits im Stadion.

(pet)
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