DFB-Pokal Auslosung nach Mitternacht — was soll das?

Meinung | Düsseldorf · Es war schon nach Mitternacht, als Fußball-Deutschland am Mittwochabend endlich wusste, welche Mannschaften im Viertelfinale des DFB-Pokals aufeinandertreffen werden. Was soll das Ganze? Und vor allem: warum um diese Uhrzeit?

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Sicher, das Elfmeterschießen in Dortmund hatte die Auslosung nach hinten verschoben, aber auch so wäre es nach 23 Uhr geworden, bis das rituelle Kugel-Ziehen stattgefunden hätte. Doch egal, ob nun kurz vor oder sogar nach Mitternacht — eine Frage stellt sich in jedem Fall: Was soll das Ganze? Und vor allem: warum um diese Uhrzeit?

Es gab mal eine Zeit, da war der DFB-Pokal etwas für die ganze Familie. David gegen Goliath, Dorfverein gegen Profitruppe, große Enttäuschungen, große Überraschungen — es war für jeden etwas dabei. Es war die Zeit, in der ein DFB-Pokalfinale samstags um 18 Uhr stattfand. Zu einer Zeit also, als auch Kinder zugucken konnten. Doch etwas ist passiert mit dem DFB-Pokal — und eine Auslosung zu nachtschlafender Zeit ist vielleicht nur das Anzeichen, das dabei am meisten Kopfschütteln erzeugt.

Heute werden Pokalspiele unter der Woche erst um 20.45 Uhr angepfiffen, das Finale immer noch an einem Samstag, aber inzwischen erst um 20 Uhr. Natürlich gibt es ein Totschlagargument: Kommerzialisierung. Der DFB-Pokal ist nicht mehr der volkstümliche Wettbewerb von früher, er ist zwar immer noch der kürzeste Weg nach Europa, aber heute ist er dank TV-Erlösen und Sponsorengeldern schon für Vereine finanziell lukrativ, die nicht in Berlin und schon gar nicht in Europa ankommen. Und Kommerzialisierung sticht Volkstümlichkeit eben aus. Und Kommerzialisierung führt eben neben der Vermarktung der Trikotärmel im Pokal offenbar auch zu einer Auslosung nach Mitternacht.

Ja, die nächste Pokalrunde findet schon am 28. Februar und 1. März statt. Da ist es gut für die Klubs und ihre Anhänger, möglichst frühzeitig zu wissen, wohin sie reisen müssen. Aber wäre es ein logistisches Problem gewesen, wenn die ARD die Auslosung erst am Donnerstag im Morgenmagazin gezeigt hätte? Oder fünf Minuten vor der Tagesschau? Oder einfach nur als Live-Stream im Internet? Oder gar erst am Samstag in der Sportschau? Es geht ja nicht um die Planung von Europapokaltrips in den Ural.

Auslosungen, die im TV übertragen werden — da befindet sich der DFB-Pokal indes in bester Gesellschaft mit Champions League, Europa League, WM oder EM — haben sich aber nicht erst seit dieser Woche zu einer mentalen Geduldsprobe entwickelt für die, die tatsächlich einschalten. Denn wenn die Auslosung laut Ankündigung beginnen sollte, gibt es erst mal Einspieler, Experten-Interviews, Gebrauchsanweisungsvorträge für das Prozedere, je nach Gusto auch schon mal musikalische Darbietungen, bis dann mit gehörigem Verzug die pseudosakrale Zeremonie beginnt und auch der Letzte merkt, dass hier seine Lebenszeit böse über den Tisch gezogen wurde.

Es wird der Tag kommen, da wird eine Fernsehzeitschrift die DFB-Pokalauslosung als zweitägige Veranstaltung ankündigen. Ankündigen müssen. Von 23.45 Uhr bis 0.15 Uhr. Das wäre immerhin ehrlich.

(klü)
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