Vermeintlicher Außenseiter mit Rückenwind Borussia hat mehr zu verlieren als Fortuna

Düsseldorf · Die Niederrhein-Derbys zwischen Düsseldorf und Mönchengladbach hatten schon immer ihren ganz eigenen Reiz - auch in Zeiten, als die Fußballwelt noch eine andere war als heute.

Fortuna wird in der Liga von einer Euphoriewelle getragen.

Fortuna wird in der Liga von einer Euphoriewelle getragen.

Foto: dpa, bt

Eigentlich wollte Berti Vogts ja viel lieber zur Fortuna. Damals, als der spätere Weltmeister noch in der Jugend-Nationalmannschaft spielte. Borussia Mönchengladbach war in den frühen 1960ern fußballerisch noch im Werden, und Vogts schaute als Büttgener natürlich in die große Stadt am Rhein. "Als Junge bin ich mit der Fortuna-Fahne ins Rheinstadion gefahren", sagt er.

Auf die Idee, zur Borussia zu gehen, brachte ihn der Jugendauswahltrainer Dettmar Cramer. Er ahnte, dass in Mönchengladbach mit jungen Leuten, die Vogts aus den DFB-Nachwuchsteams kannte, und dem Trainer Hennes Weisweiler etwas heranwachsen würde.

Cramer lag richtig. Während die Fortuna zunächst mal eine Mannschaft zwischen den Ligen war und sich viel später als der kleine Nachbar vom Niederrhein in der Bundesliga etablierte, wurde der Provinzverein Borussia Mönchengladbach zu einer internationalen Größe.

Glanzzeit in den 70ern

Dennoch hatten beide Klubs ihre Glanzzeit in den 1970er Jahren. Die Gladbacher Fohlen mit Vogts, Netzer und Heynckes galoppierten zu Meisterschaften und zu internationalen Titeln. Die Fortuna mischte mit Zewe, Köhnen und den Allofs-Brüdern an der Spitze der Bundesliga mit, und sie gewann zweimal den DFB-Pokal.

Die Gladbacher mussten irgendwann ihren Dauerrivalen Bayern München ziehen lassen, Ende der 90er wurden sie sogar zu einer Art Fahrstuhlmannschaft zwischen erster und zweiter Liga. Die Fortuna stürzte sogar bis in die vierte Liga. Borussia hat sich aus dem tiefen Tal immerhin wieder in den Europapokal gekämpft, und sie gehört zu den ambitionierten Klubs der ersten Liga. Fortuna klopft vielleicht mal wieder ans Tor zur Bundesliga.

Es gibt wahrscheinlich keinen besseren Zeitpunkt für ein Pflichtspiel zwischen den beiden größten Vereinen am Niederrhein. Und die Tatsache, dass der Außenseiter im DFB-Pokalspiel Heimrecht genießt, erhöht den Reiz.

Fortuna hat eine gute Heim-Bilanz gegen Gladbach

Mönchengladbach wird sich vermutlich mit leisem Grausen daran erinnern, dass es vor fast genau fünf Jahren schon mal ein Pokalspiel in der Landeshauptstadt verlor. Jene Mannschaft, die sich anschickte, am Ende der Saison um die Champions-League-Plätze zu spielen, unterlag nach Verlängerung mit 0:1. Auch diesmal hat sie eine schwierige Aufgabe vor sich, denn sie hat mehr zu verlieren als der Zweitligist Düsseldorf.

Diese Ausgangslage kennen die Düsseldorfer aus ihren Treffen mit den Mönchengladbachern. Sie haben sich vor allem in Heimspielen nicht beeindrucken lassen, dass die Borussia der Favorit ist. Von den 30 Pflicht-Partien gegen Gladbach vor eigenem Publikum gewann die Fortuna 16, und sie verlor nur sieben. Der letzte Pflichtspielsieg der Borussia in Düsseldorf liegt 27 Jahre zurück, es war ein 1:0. Damals waren viele der heutigen Spieler nicht einmal geboren, und selbst die Trainer waren junge Kerle. Der Düsseldorfer Coach Friedhelm Funkel, damals 36, startete als Assistent bei Bayer Uerdingen in seine Trainer-Laufbahn, der Gladbacher Dieter Hecking spielte als 26-jähriger Stürmer für Waldhof Mannheim.

Das war in einer anderen Fußballwelt. Nicht einmal ein ausverkauftes Stadion gab es bei Spielen zwischen Fortuna und Borussia. Auch das ist diesmal anders.

(pet)
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