Letzter Viertligist im DFB-Pokal Walldorf steht auf Männer mit Geld

Düsseldorf · Dass der Klub Astoria nach dem ersten US-Multimillionär benannt ist und das heimische Stadion Dietmar-Hopp-Sportpark heißt, sagt eigentlich alles. Doch der Schein trügt. Beim größten Außenseiter in der 2. Runde des DFB-Pokal sind noch echte Amateure am Werk.

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Walldorf - Bochum

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Zwar wird beim badischen Viertligisten täglich trainiert, aber erst um 17.30 Uhr - also nach Feierabend. Diese Arbeiter-Mentalität hat der Klub, der am Mittwoch (18.30 Uhr/Live-Ticker) in einem kleinen Südwest-Derby auf den 70 Kilometer entfernt beheimateten Bundesligisten Darmstadt 98 trifft, möglicherweise von Johann-Jakob Astor geerbt. Der kehrte Ende des 18. Jahrhunderts seinem Geburtsort Walldorf den Rücken, um wenige Jahre später in den USA als Pelz- und Immobilienhändler zum reichsten Mann seiner Zeit aufzusteigen.

Astors Söhne gründeten die Hotelkette Waldorf-Astoria. Der Klub erinnert noch heute mit seinem Namen an den berühmtesten Sohn der knapp 16.000 Einwohner zählenden Kleinstadt - die durch ihre verkehrsgünstige Lage zwischen der A5 und der A6 die Zentrale des Software-Riesen SAP und die Filiale einer großen schwedischen Möbelhaus-Kette beheimatet.

SAP ist indirekt auch der Grund für den Stadion-Namen. Schließlich hat die Stiftung von Firmen-Mitbegründer Hopp dem Verein eine Infrastruktur beschert, auf die die Konkurrenz nur voller Neid schauen kann. Klubhaus und Trainingsgelände sind topmodern, das Drumherum bei Astoria ist professionell. Nur die Akteure selbst sind eben Amateure.

Diesen Status wollen die Verantwortlichen auch erhalten. Höher als in die Regionalliga Südwest soll es für den Verein, der vor rund 20 Jahren noch in der Bezirksliga Heidelberg spielte, nicht hinausgehen. In seiner dritten Saison in der 4. Liga liegt Astoria derzeit auf dem 13. Platz. Die Generalprobe für das Darmstadt-Spiel hat die Mannschaft von Trainer Matthias Born am Freitag mit 0:1 gegen den FC Homburg verloren.

Dennoch wird die Partie gegen die Lilien nach Ansicht von Sportchef Roland Dickgießer ein "weiterer Festtag" für den Klub, der in der 1. Runde den Zweitligisten VfL Bochum ausgeschaltet hat. "Dem fiebern wir entgegen. Wir haben ja nichts zu verlieren. Wir können nur positiv überraschen", sagte der frühere Profi von Waldhof Mannheim: "Allen hier ist bewusst, dass der DFB-Pokal eine tolle Zugabe ist. Aber unsere Hausaufgaben müssen wir in der Regionalliga erledigen."

Völlig chancenlos sieht Dickgießer das Team um Benjamin Hofmann (dem Bruder des Gladbacher Profis Jonas) aber nicht. "Wir wollen Spaß haben. Und wir wollen alles tun, was in unserer Macht steht, um Darmstadt zu ärgern", äußerte der ehemalige Junioren-Nationalspieler: "Wir wollen die Chance nutzen, uns noch einmal deutschlandweit positiv zu präsentieren. Das wird uns gelingen, davon bin ich überzeugt."

Ein ähnliches Ziel verfolgen auch die zwei verbliebenen Drittligisten. Allerdings rechnen sich die Sportfreunde aus Lotte (gegen Bayer Leverkusen) und der Hallesche FC (gegen den Hamburger SV) auch konkrete Chancen aus. Die Gegner aus der Bundesliga gehen schließlich angeschlagen in die Partien.

(sid)
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