DFB-Pokalfinale in Berlin De Bruyne will Traum-Saison mit Pokalsieg krönen

Berlin · Vor vier Jahren sind innerhalb von zwei Wochen zwei ICE-Züge der Deutschen Bahn einfach an Wolfsburg vorbeigefahren. Obwohl sie dort einen planmäßigen Halt hatten. Das fanden vor allem die Wolfsburger unerhört. Schließlich hat ihre Stadt Enormes zu bieten.

Kevin De Bruyne: Fußballer des Jahres, Bundesliga-Rekordtransfer
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Das ist Kevin De Bruyne

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VW, die Autostadt, ein riesiges Outlet-Center am Bahnhof, die Autostadt, VW, ein riesiges Outlet-Center am Bahnhof. Ach ja, und natürlich Fußball. Vor vier Jahren lag der größte Triumph der Vereinsgeschichte zwei Spielzeiten zurück. Ziemlich überraschend wurde der VfL Wolfsburg 2009 deutscher Meister.

Ältere Menschen erinnern sich, wie ein lustiger Brasilianer namens Grafite die Bayern mit einem Hackentricktor vorführte. Am Samstag (20 Uhr/Live-Ticker) könnte dem Briefkopf des Klubs durch den Pokal-Triumph ein neuer Eintrag hinzugefügt werden. "Das wäre für die ganze Stadt etwas Großes", sagte Kapitän Diego Benaglio am Freitag im Berliner Olympiastadion.

Der Klub steht gerade am Anfang einer möglicherweise andauernd großen Erfolgsgeschichte, wie sie Dortmund in 106 Jahren des BVB-Bestehens immer wieder geschrieben hat. In der Liga landete man auf Platz zwei. Der Klub scheint sich dort einzurichten, wo Dortmund sein angestammtes Revier glaubt: in der Rolle des Verfolgers des FC Bayern.

Vorerst. Auf Dauer wollen die Wolfsburger der Rivale der Münchner werden. Es mangelt ihnen dabei weder an Talent noch an den notwendigen finanziellen Mitteln. Der Klub ist eine einhundertprozentige Tochter von VW. Und obwohl keine Bilanz ausweist, wie viel Geld der Konzern im Jahr in seine Fußballabteilung steckt, muss es sehr viel Geld sein. Beleg: Im Winter leistete man sich für eine Ablösesumme von rund 30 Millionen Euro die Dienste des Weltmeisters André Schürrle.

Es sagt einiges über die Klasse der Wolfsburger aus, dass Schürrle bislang nicht mehr als ein teurer Ergänzungsspieler war. Die drei wichtigsten Neuerwerbungen der vergangenen Jahre sind Trainer Dieter Hecking, Sportdirektor Klaus Allofs und Mittelfeldspieler Kevin De Bruyne. Hecking und Allofs haben mit Sinn und Verstand eine fußballerisch bestens harmonierende Mannschaft gebaut. Der Belgier De Bruyne, der aussieht wie Prinz Harry, ist ihr Herz. Er strukturiert das Spiel, er gibt die entscheidenden Pässe, und er ist mit seinen 23 Jahren ein Spieler von internationalem Format. Das weckt Begehrlichkeiten bei Klubs, die noch mehr Geld haben als Wolfsburg. Allofs lächelt sie weg. Wer De Bruyne haben will, der muss ganz tief in die Tasche greifen.

Einstweilen ist seine sportliche Heimat der VfL. Und mit einem Erfolg im Pokal kann der wieder etwas dafür tun, dass er einen größeren Abdruck auf der Fußballlandkarte hinterlässt. "Ich muss Ihnen nicht sagen, dass wir alles dafür geben", erklärte Benaglio. Ein gutes Zeichen: ICE-Zugführer vergessen immer seltener den Halt in Wolfsburg.

(pet)
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