Kolumne Gegenpressing "Shanghai, Shanghai - wir fliegen nach Shanghai!"

Der neue Adidas-Chef hält es für eine tolle Idee, das DFB-Pokalfinale in Shanghai austragen zu lassen. Der Protest in der Bundesliga hält sich in engen Grenzen. Denn die Klubs wittern in Fernost gute Geschäfte.

Diese Bundesligisten scheiterten in der 1. Runde
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Foto: dpa/Ina Fassbender

Die Bundesliga wäre gerne international eine ziemlich große Nummer. Ist sie aber nicht. Denn die Premier League ist auf vielen der begehrten Auslandsmärkte ein paar Nummern größer. Momentan zieht es alle Klubs in bewährter Goldgräber-Manier nach Asien. Dort wird zurzeit das große Geschäft gewittert. Borussia Dortmund ist mit einer Dependance in Singapur vertreten. Der FC Bayern München hat unlängst ein Büro in Shanghai eröffnet, der VfL Wolfsburg in Peking. Strategische Entscheidungen, um näher und schneller vor allem Sponsoren davon überzeugen zu können, in die Klubs zu investieren.

Natürlich, das wissen die Vordenker der Liga, kann man nicht nur nehmen, sondern muss auch etwas geben. Und so haben sie sich schon früh großzügig ein paar Gedanken gemacht. Karl-Heinz Rummenigge, der Vorstandsvorsitzende von Branchenprimus FC Bayern, fand eine ganze Zeit die Idee sehr schick, den sogenannten Supercup in Asien auszutragen. Keiner weiß zwar so ganz genau, was das mit dem Supercup soll, zumindest ist aber ziemlich sicher, dass die Bajuwaren jedes Jahr zu einer der beiden beteiligten Mannschaften gehören. Es geht immerhin um das erste Titelchen der Saison.

Nun ist die Strahlkraft der Veranstaltung überschaubar, und die Vereine haben bereitwillig nachgelegt. In der vergangenen Saisonvorbereitung sind Delegationen aus München und Dortmund zu Trainingsausflügen nach Fernost aufgebrochen. Und diese zarte Tradition soll in den kommenden Jahren kräftig ausgebaut werden. Die Stars der Bundesliga sollen direkt vorspielen - inklusive unzähliger Selfies mit verzückten Fans in einem sogenannten Wachstumsmarkt. Das bringt nette Erinnerungen für alle Beteiligten. Sehr sicher kurbelt es den Umsatz gehörig an. Der Nachholbedarf ist immens. Dortmund zum Beispiel verkauft jährlich 400.000 Trikots - 15 Prozent davon nur im Ausland. Oder Fernsehgeld. Die DFL sammelte bislang pro Jahr 70 Millionen Euro Fernsehgeld im Ausland ein, die Premier League 560 Millionen Euro. Ein Großteil kommt aus Asien. Tendenz stark steigend.

Damit die Bundesliga schon bald in noch viel, viel mehr Geld schwimmt, gibt es nun weitere bahnbrechende Visionen zur Umsatzsteigerung. Der neue Adidas-Chef Kasper Rorstedt, vorher für weiße Wäsche bei Henkel verantwortlich, kann sich sehr gut vorstellen, dass das DFB-Pokalfinale nicht mehr in dem total öden Berlin, sondern künftig im total schicken Shanghai ausgetragen wird. Im Prinzip eine prima Idee, wenn mit dem Kauf eines Tickets gewährleistet ist, dass die Beförderung per Linienflug statt jetzt mit dem Zugticket inklusive ist: "Shanghai, Shanghai - wir fliegen nach Shanghai!"

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(RP)
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