DFB-Pokal HSV träumt von Europa, aber in Leipzig wartet Abstiegskampf

Hamburg · Zwischen Pokalträumen und Abstiegsängsten: Der Hamburger SV schöpft aus dem überzeugenden Auftritt gegen Köln neuen Mut für den schwierigen Kampf um die Bundesliga-Klasse.

Hamburger SV - 1. FC Köln: die Bilder des Spiels
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Hamburg - Köln: die Bilder des Spiels

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Foto: dpa, chc pat

Es war ein bisschen wie früher. "Noch drei Siege bis Europa", titelte das "Hamburger Abendblatt". Die "Bild" schrieb in großen Lettern von der "Pokal-Party" des Hamburger SV, und die "Morgenpost" stellte jubelnd fest: "Der HSV träumt von Berlin."

Die Stimmung an der Elbe erinnerte am Mittwoch schon fast an alte Zeiten, als der HSV noch eine große Nummer war und regelmäßig um Titel und Triumphe spielte. So waren die Spieler selbst, die den Blick nach dem überzeugenden 2:0 (1:0) im Achtelfinale des DFB-Pokals im Erstliga-Duell mit dem 1. FC Köln ganz schnell wieder auf das Wesentliche richteten: den Kampf um den Klassenerhalt in der Bundesliga.

"Es ist ein schönes Gefühl, dass wir das geschafft haben, aber wir müssen jetzt weiter kleine Brötchen backen und von Spiel zu Spiel denken", sagte Torhüter René Adler. Schon am Samstag warte mit RB Leipzig der "nächste schwere Gegner, aber wir fahren mit zwei Siegen im Rücken hin und wollen etwas mitnehmen".

"Wir lehnen jede Form von RB-Bashing ab"

Sportchef Jens Todt rief nach den hässlichen Szenen vom vergangenen Wochenende in Dortmund derweil zu einem friedlichen Umgang auf. "Wir lehnen jede Form von RB-Bashing ab, sind gegen Gewalt und ich finde es wirklich abstoßend, was kürzlich passiert ist", sagte Todt am Mittwoch. Am Samstag war es durch Hooligans von Borussia Dortmund zu gewaltsamen Übergriffen gegen Fans der Sachsen gekommen.

Dass die HSV-Profis mit neuem Selbstvertrauen nach Leipzig fahren können, bewiesen sie mit ihrer Vorstellung gegen ambitionierte Kölner. Trotz ausgiebiger Rotation - Coach Markus Gisdol brachte im Vergleich zum Erfolg gegen Bayer Leverkusen (1:0) sechs Neue - beherrschte der Drittletzte der Bundesliga die Partie, gab Spieltempo und Rhythmus vor und erarbeitete sich Chancen am Fließband.

Nach den Treffern von Gideon Jung (5.) und Bobby Wood (75.) schallten "Oh, wie ist das schön"-Gesänge durch das Volksparkstadion. 30 Jahre nach dem letzten von insgesamt drei Pokal-Triumphen träumen zumindest die euphorisierten Fans schon vom Finale am 27. Mai in Berlin.

Besonders Neun-Millionen-Mann Walace unterstrich am Dienstagabend sein großes Potenzial. Der brasilianische Olympiasieger forderte im Spielaufbau die Bälle, strahlte im Mittelfeldzentrum viel Ruhe aus und riss das Spiel an der Seite von Jung förmlich an sich. "Er hat das sehr ordentlich und couragiert gemacht", lobte Gisdol.

Zum großen Trumpf im Kampf um die Bundesliga-Klasse könnte am Ende aber vor allem die neue Heimstärke werden. Nach drei Siegen in der Liga gelang gegen Köln der vierte Pflichtspielerfolg in der heimischen Arena in Folge. Angesichts von noch acht ausstehenden Partien (von 15) vor eigenem Publikum gibt es also Anlass zu vorsichtigem Optimismus.

Doch Vorsicht ist geboten: Auch 2014 stand der HSV nach einem Sieg gegen Köln im Viertelfinale. In der Runde der letzten Acht folgte das jähe Ende aller Pokalträume (0:5 gegen Bayern München) - und in der Liga rettete sich der Klub mit Ach und Krach erst im Nachsitzen in der Relegation.

(sid)
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