DFB-Pokalfinale 2015 Phantomtor-Schiri feiert Technik-Premiere

Berlin · Die Torlinientechnik wird beim DFB-Pokalfinale am Samstag zum ersten Mal im deutschen Fußball eingesetzt. Und ausgerechnet Felix Brych ist der Premieren-Schiedsrichter.

Die Phantomtore im deutschen Profi-Fußball
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Foto: afp, DANIEL ROLAND

Torlinientechnik, Felix Brych - war da nicht was? Und ob! Die Ironie ist deshalb fast schon beißend: Nur weil der Phantomtor-Schiedsrichter vor rund eineinhalb Jahren die Torlinientechnik nicht zur Verfügung hatte, als er sie dringend brauchte, kommt es beim DFB-Pokalfinale am Samstag (20 Uhr/Live-Ticker) zum Premiereneinsatz des Hilfsmittels in Deutschland - und ausgerechnet der Münchner darf ihn an vorderster Stelle miterleben.

Die monatelangen Diskussionen nach der Fehlentscheidung Brychs beim "Nicht-Tor" von Stefan Kießling am 18. Oktober 2013 in Sinsheim haben letztlich dazu geführt, dass der VfL Wolfsburg und Borussia Dortmund als erste deutsche Klubteams in den Genuss der Technik kommen werden. Den Weg für die Torlinientechnik-Ära hatten die Bundesligisten im vergangenen Dezember frei gemacht.

Doch mit dem kleinen Bonbon von Schiedsrichter-Boss Herbert Fandel für seinen damals arg gescholtenen Schützling, der trotz seines Patzers zur WM-Endrunde im vergangenen Jahr nach Brasilien reisen und dort bereits mit dem Hilfsmittel arbeiten durfte, ist die Ironie noch nicht am Ende.

Schließlich lag die finale Ursache für die Einführung der Technik beim Endspiel vor einem Jahr. Der nicht anerkannte Treffer des Dortmunders Mats Hummels im Spiel zwischen Bayern München und dem BVB (2:0 n.V.) fachte die Diskussion rund ein halbes Jahr nach dem Phantomtor noch einmal so an, dass sich die Klubs zur Einführung genötigt sahen.

"Es kann nur besser werden", sagte Dortmunds Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke mit Blick auf die Szene aus dem vergangenen Jahr: "Das war ein klares Tor. Hätte das gezählt, hätten wir das Spiel gewonnen."

Für Wolfsburgs Manager Klaus Allofs hat die Technik-Premiere dagegen nicht die ganz große Bedeutung. "In den letzten Wochen hat es kaum noch strittige Szenen gegeben. Ich glaube auch nicht, dass es im Endspiel dazu kommen wird", sagte der 58-Jährige.

Doch auch wenn die Technologie nicht gebraucht werden sollte, wird nach Ansicht des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) am Samstag Geschichte geschrieben. "Weil wir zum ersten Mal in einem Pflichtspiel auf diese Technik zurückgreifen, ist das auch ein sporthistorisches Spiel", sagte DFB-Generalsekretär Helmut Sandrock.

Nach dem Debüt im Pokal soll die neue Technik ab der kommenden Spielzeit auch in der Bundesliga zum Alltag gehören. In der nächsten Pokal-Saison wird das Hilfsmittel dann wohl dort zum Einsatz kommen, wo es vorhanden ist. Der verbindliche Einsatz ist ab dem Viertelfinale geplant. "Wir versprechen uns eine große Erleichterung, denn bei der Frage, war es ein Tor oder nicht, wird es künftig keine Diskussion mehr geben", sagte Lutz Michael Fröhlich, Abteilungsleiter des DFB-Schiedsrichterwesens, bei der Vorstellung des Systems am Dienstag in Berlin.

Bei der Frage nach dem System hatte sich der Ligavorstand für das aus dem Tennis bekannte britische Hawk-Eye (englisch für Falkenauge) entschieden. Der Vertrag läuft drei Jahre. TV-Zuschauer wie Stadionbesucher werden live sehen können, wie das System arbeitet.

Die auf Hochgeschwindigkeits-Kameras basierende Technik, die bereits in der englischen Premier League eingesetzt wird, soll rund 135.000 Euro pro Saison und Verein kosten (8000 Euro pro Spiel). Zuvor standen auch GoalControl und GoalRef, die ebenfalls vom Weltverband FIFA lizenziert sind, zur Auswahl. Das deutsche GoalControl-System war bei der WM in Brasilien zum Einsatz gekommen.

(sid)
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