Protest gegen Pokal-Halbzeitshow DFB sucht Gespräch mit Fans

Berlin · Der Protest gegen das Rahmenprogramm beim DFB-Pokalfinale mit dem Auftritt von Helene Fischer alarmiert den Verband. Der DFB will sich der Kritik stellen.

Twitter-Reaktionen zum Pfeifkonzert gegen Helene Fischer
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Foto: rtr, sw

Der Deutsche Fußball Bund (DFB) stellt nach der massiven Kritik am Auftritt von Sängerin Helene Fischer die Halbzeitshow beim DFB-Pokalfinale in Berlin auf den Prüfstand. "Wir werden für die Zukunft aus dem vergangenen Samstag lernen", sagte DFB-Vizepräsident Peter Frymuth unserer Redaktion. "Es gilt ganz genau zu prüfen, was in Deutschland zu einem Pokalfinale passt - und was eben nicht. Es gibt sicherlich unterschiedliche Gedanken, wie man das Format gestalten kann. Wir müssen versuchen, alle Interessen einzubeziehen."

Kritik gab es nicht nur an der Halbzeiteinlage, die daherkam wie eine schlechte Kopie der Finalspiele in den US-amerikanischen Profiligen, sondern auch am Rahmenprogramm zum Auftakt. Erneut drehten sich Tänzerinnen in bunten, überdimensionierten Ballkleidern zu dröhnender Musik auf dem Rasen, ehe der ehemalige Eiskunstlauf-Weltstar Katarina Witt den Spielball mit einer Feierlichkeit in die Arena trug, die schon grotesk wirkte. Längst hatte das halbe Stadion in Wechselgesängen zwischen Dortmunder und Frankfurter Seite den DFB geschmäht. Vor allem Dortmunder Ultras setzten ihre Kurve mit Pyrotechnik regelrecht in Brand, und sie präsentierten geschmackfreie Banner mit der Aufschrift "Krieg dem DFB".

Frymuth wirbt dafür, genau diese harsche Kritik von großen Teilen der organisierten Fans gegen den DFB differenziert aufzuarbeiten. "Wer ganz genau erklärt hier eigentlich wem den Krieg und warum? Ist damit die ganze Arbeit des DFB gemeint? Also auch die Arbeit an der Basis? Oder wird hier auf generelle Entwicklungen im bezahlten Fußball abgehoben? Werden damit Strafen wegen Verfehlungen der Fans kritisiert?", fragt sich Frymuth. "Niemand kann ernsthaft an einer Entfremdung zwischen Verband und Fans Interesse haben. Wir werden uns damit offensiv auseinandersetzen und auch Gespräche mit vielen Beteiligten suchen." Es ist sicher an der Zeit, denn Hinweise auf die Entfremdung von Fans und Verband bieten nicht nur die Proteste von Berlin. Dass sie dort eine bisher ungekannte Lautstärke erhielten, lag nicht nur an dem Phänomen des gemeinschaftlichen Erlebens im Stadion, das mitreißende Stimmungen entstehen lassen kann. Und es wird dem DFB nicht gelingen, die Kundgebung allein der organisierten Minderheit von zündelnden Nachwuchs-Krawallos in die Schuhe zu schieben.

Dafür versucht der Verband, die Verantwortung für den Auftritt von Helene Fischer zumindest zu teilen. Die Idee sei über die Plattenfirma an den DFB herangetragen worden. Für den Schlagerstar ging es darum, für sein neues Album eine große Werbeplattform zu bekommen. Nachdem der Auftritt der Kollegin Anastacia, mit dem vor einer Woche im Münchner Bundesligafinale die Pause überzogen wurde, für viel Unmut gesorgt hatte, war die Zusage für Fischer mindestens ungeschickt. Das wird im Verband eingeräumt. Es heißt dort aber auch, dass viele Zuschauer "Atemlos durch die Nacht" mit großer Begeisterung begleitet hätten. Davon war wiederum im Stadion nichts zu hören.

(RP)
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