Fortuna-Juwel gehört Borussia Neuhaus passt die Rolle des Pokalhelden

Düsseldorf · Als Borussia Mönchengladbach Mittelfeldspieler Florian Neuhaus im Sommer an Fortuna ausleiht, ahnt noch niemand, wie sich das Talent entfaltet und dass es Ende Oktober zum Pokalknüller zwischen den beiden Klubs kommt.

Das ist Florian Neuhaus von Borussia Mönchengladbach
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Das ist Florian Neuhaus

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Foto: dpa/Federico Gambarini

Zurzeit ist Florian Neuhaus ganz schön weit weg vom Schuss. Am Freitagabend stand er im Kader der deutschen U21-Nationalmannschaft gegen Aserbaidschan, wurde in der 67. Minute eingewechselt und machte mit dem 6:1-Sieg einen wichtigen Schritt in Richtung Europameisterschafts-Endrunde. Anschließend ging es weiter nach Norwegen, wo morgen um 19 Uhr in Drammen das nächste EM-Qualifikationsspiel gegen die Auswahl der Gastgeber ansteht. Neuhaus' Chancen auf einen Startelfplatz sind gestiegen, da der Dortmunder Mo Dahoud wegen Zahnschmerzen abgereist ist. Die Partien mit der DFB-Elf sind für Fortunas Mittelfeldspieler nicht nur eine Ehre, sondern zugleich eine willkommene Gelegenheit, dem Trubel in seiner neuen Heimat zu entfliehen.

Fortuna sorgt für Furore, steht nach neun Spieltagen an der Tabellenspitze der Zweiten Bundesliga und weist bereits fünf Punkte Vorsprung auf den Relegationsplatz drei auf. Das allein genügt im Rheinland schon für zünftige Euphorie - doch in Neuhaus' Falle geht das Ganze noch ein bisschen weiter. Aufgrund der überragenden Vorstellungen des 20-Jährigen in den ersten Saisonspielen entstand in der Landeshauptstadt ein enormer Hype. Neuhaus trumpfte vor allem in den Partien gegen Kaiserslautern (2:0) und Union Berlin (3:2) nicht nur wegen seiner wichtigen Treffer so groß auf, dass viele in ihm schon einen kommenden A-Nationalspieler sehen.

"Ich spüre Vertrauen, nicht nur das des Trainers, sondern auch das der Mitspieler", erklärte das Talent selbst dazu. "Deshalb fühle ich mich so wohl. Auf meiner Position im Mittelfeld und bei Fortuna sowieso. Ich hoffe, das alles geht noch lange so weiter." Bescheiden fügte er hinzu: "Sicher ist es ein Supergefühl, an der Tabellenspitze zu stehen, und natürlich habe ich Selbstvertrauen gewonnen. Aber wir haben Erfolg, weil wir bei Fortuna eine Einheit sind und genau wissen, wie hart wir noch an uns arbeiten müssen."

Der Hype freilich wird mit Blick auf den 24. Oktober nicht geringer werden. Dann steht das Niederrhein-Derby in der zweiten Runde des DFB-Pokals an - Fortuna erwartet Borussia Mönchengladbach, und der Erstligist ist nicht weniger als Florian Neuhaus' eigentlicher Brötchengeber. Die Gladbacher verpflichteten den gebürtigen Landsberger im Sommer nach dem Abstieg seines bisherigen Klubs 1860 München aus der Zweiten Liga, gaben ihm einen Fünf-Jahres-Vertrag. Da Sportdirektor Max Eberl und seine Mitstreiter ihm aber noch nicht sofort den Durchbruch in der deutschen Eliteklasse zutrauten, lieh ihn der Klub für ein Jahr an Zweitligist Fortuna aus. Zu diesem Zeitpunkt, einige Wochen vor dem Saisonbeginn, ahnte natürlich noch niemand, dass es im Oktober zum direkten Duell beider Klubs kommen würde.

Für viele Fortuna-Anhänger ist seit der Auslosung klar: Florian Neuhaus passt einfach ideal in die Rolle des Pokalhelden. Nur zu gern schreibt der Fußball schließlich immer wieder Geschichten, in denen ehemalige oder gar aktuell ausgeliehene Spieler ihrem früheren Klub einen sportlichen Nasenstüber verpassen. Deshalb ist es in Englands Profiligen üblich, Leihverträge mit der Klausel zu versehen, dass Spieler gegen ihre Stammvereine nicht eingesetzt werden dürfen. In manchen Momenten, wenn der Trubel gar zu groß wird, mag Florian Neuhaus vielleicht wünschen, dass es eine solche Klausel auch in Deutschland gäbe - Fortunas Fans jedoch sehen das ganz anders und freuen sich schon jetzt auf den Pokalgipfel.

(jol)
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