Wolfsburg feiert den Pokalsieg Der große Gewinner "King" Hecking verliert nur seine Mütze

Berlin/Wolfsburg · "King" schlägt Klopp, Wolfsburg feiert seine Pokalhelden, Dortmund sucht einfach nur das Weite: Am Tag nach dem 72. Pokalfinale hätte die Stimmungslage bei den Finalteams kaum unterschiedlicher sein können.

VfL Wolfsburg: Dieter Hecking bei Party in Wolfsburg mit Bier übergossen
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Hecking bei Party in Wolfsburg mit Bier übergossen

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Foto: afp, dg

Als großer Sieger durfte sich Dieter Hecking fühlen. Wolfsburgs Trainer gewann mit dem VfL zum ersten Mal in der Klubgeschichte den DFB-Pokal. Durch den 3:1-Erfolg stand der 50-Jährige, der eine Mütze mit der Aufschrift "King" trug, im Mittelpunkt und nicht der scheidende BVB-Coach Klopp.

Die Dortmunder hatten nach der zweiten Pokalfinal-Pleite in Folge am Sonntag keine Lust mehr auf Feiern. Am Dortmunder Flughafen herrschte Tristesse, zum Abschied von Klopp nach sieben Jahren waren kaum Fans erschienen. Ein Mannschaftsbus brachte den BVB-Tross zum Vereinsgelände, dann war die Ära Klopp vorbei.

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In Wolfsburg bereiteten derweil den Tag über rund 30.000 Fans den Pokalhelden einen umjubelten Empfang. Zum Höhepunkt zeigten sich die müden Schützlinge von Hecking am Nachmittag auf einer Bühne vor dem Rathaus. Geburtstagskind Bas Dost (26) tanzte zu seinem Lieblingsrap, kassierte aber genauso eine Bierdusche wie Hecking, der gleich von vier Spielern mit großen Biergläsern angegriffen wurde.

Zwei Stunden für zwei Kilometer

Zuvor waren die frisch gekürten Pokalsieger nach der Anfahrt im Sonderzug aus Berlin stürmisch am Hauptbahnhof empfangen worden. Von dort aus ging es per Autokorso zum Rathaus. Die Strecke ist nur drei Kilometer lang, doch die Fahrt dauerte fast zwei Stunden.

"Wir haben so gut wie gar nicht geschlafen. Solche Ereignisse muss man genießen", sagte ein angeschlagener Weltmeister Andre Schürrle nach der Ankunft in Wolfsburg. "Einige waren nicht lange im Bett", bestätigte Manager Klaus Allofs: "Wir haben kräftig deutsches Liedgut geschmettert."

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Immer wieder stoppte der Konvoi, die Spieler machten mit den Fans am Straßenrand Fotos oder standen für einen kurzen Plausch bereit. "Das ist beeindruckend, wenn man die Leute hier so gut gelaunt erlebt", sagte Torjäger Dost.

Am Abend zuvor hatte der VfL seinen größten Erfolg seit dem Gewinn des Meistertitels 2009 im Szene-Club Spindler und Klatt in Berlin-Kreuzberg mit 1100 Gästen ausgiebig gefeiert. Im Beisein von VW-Chef Martin Winterkorn, DFB-Präsident Wolfgang Niersbach und Fußball-Ikone Günter Netzer dauerte die Party bis in die frühen Morgenstunden. "Es haben sich alle auf der Tanzfläche versucht", sagte Abwehrspieler Timm Klose.

Hecking, der seinen ersten Titel als Trainer feierte, schnappte sich den Pokal und nahm ihn mit aufs Zimmer. "Der Pott ging mir durch zu viele Hände. Da habe ich die Verantwortung übernommen", sagte er schmunzelnd. Seine "King"-Schirmmütze, die er nach dem Abpfiff im Berliner Olympiastadion getragen hatte, ging verloren. "Nach einer der vielen Bierduschen war sie plötzlich weg", berichtete Hecking.

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Wolfsburg feiert seine Pokalhelden

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Über den Wert des Pokaltriumphes sagte Allofs: "Dieser Titel ist ganz oben anzusiedeln. Die Mannschaft hat Geschichte geschrieben, weil es der erste Pokalsieg des Klubs ist." Auch VW-Chef Martin Winterkorn war aus dem Häuschen. "Wo waren wir vor 15 Jahren, und wo sind wir heute. Der VfL ist auch für Volkswagen eine ganz wichtige Mannschaft, deshalb ist es gut, dass wir oben mitspielen", sagte der Konzern-Boss.

Lob gab es auch vom Weltmeister-Trainer. Für Joachim Löw war der VfL der verdiente Sieger. Wolfsburg sei über die gesamte Spielzeit die bessere Mannschaft gewesen. "Es freut mich für Dieter Hecking, er hat noch nie einen Titel gewonnen", so Löw.

Beim BVB war bereits am Samstagabend die Laune im Keller, doch der Treffer von Pierre-Emerick Aubameyang (5.) war einfach zu wenig. Der scheidende Trainer Jürgen Klopp hatte seine Jungs in den Arm genommen. "Es fällt mir schwer loszulassen", äußerte Klopp mit reichlich Wehmut in seinem Blick: "Der Abschiedsschmerz kommt langsam, das tut extrem weh."

(sid)
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