Deutliche Niederlage im Pokal-Halbfinale Nicht alles Käse auf der Alm

Bielefeld · Norbert Meier macht das, was er immer nach Spielen macht. Der Trainer von Arminia Bielefeld sitzt auf dem Podium und beißt erst einmal in ein Käsebrötchen. Die Sache mit der Stulle hat er in Ostwestfalen zum Kult entwickelt. Und so erzählt Dieter Hecking zwei Plätze neben ihm davon, wie froh er ist, mit dem VfL Wolfsburg nach dem 4:0-Erfolg auf der Alm am 30. Mai im Pokalfinale gegen Borussia Dortmund zu stehen.

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Perisic trifft und gedenkt Malanda

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Foto: afp, PST/DG

Meier dagegen schmatzt genüsslich vor sich hin. Als er dann früher als gedacht dran ist, hat er noch einiges zu kauen. "Muss erst was runterschlucken", sagt er und genießt den Blick in den vollen Raum mit Journalisten, die zu ihm hochschauen. Meier mag große Bühnen. Mit Arminia ist er dicht davor, wieder mit den Großen mitspielen zu dürfen.

Pokal als nettes Zubrot

Der Pokalwettbewerb war nur ein nettes Zubrot. Die Pflicht heißt 3. Liga. "Wir können nicht davon ausgehen, dass wir alle sechs Wochen eine Mannschaft aus der Bundesliga aus dem Pokal schießen", verkündet Meier. "Mein Team hat in den vergangenen Monaten Großartiges geleistet. Wenn sie heute Abend ins Bett gehen, müssen sie das schon alles wieder aus ihren Köpfen raushaben. Wir haben ganz andere Ziele."

Am Samstag (14 Uhr) trifft Arminia (68 Punkte) im Spitzenspiel auf Holstein Kiel (65). Erster gegen Zweiter — wenn Bielefeld gewinnt, dürften sie ziemlich sicher für die 2. Bundesliga planen bei dann 71 Punkten. Duisburg auf dem Relegationsplatz (62) ist nur in theoretischer Lauerstellung. Meier hatte mit seinen Akteuren nach der Niederlage gegen Bielefeld einen Kreis gebildet. "Die Saison ist nicht vorbei", berichtet Angreifer Fabian Klos vom Inhalt der Unterredung. Weiter immer weiter lautet die taktische Ausrichtung. "Wir reißen uns jetzt seit einem Jahr den Arsch auf für den Aufstieg", sagt Klos. "Wenn wir jetzt Kiel schlagen, dann sind wir durch."

Natürlich werden die Arminen gefragt, ob sie nicht Angst hätten, nach diesen emotionalen Erlebnissen im Pokal, den Kopf wieder frei zu bekommen für das Tageswerk in der Liga. "Der Pep Guardiola hat neulich gesagt", erzählt Mittelfeldspieler Manuel Junglas, "entscheidend sind nicht die Beine, sondern der Kopf. Ich kann Ihnen versichern, bei uns sind alle Köpfe in Ordnung." Eine durchaus beruhigende Erkenntnis.

Arminia ist dank Meier wieder zu einer ernsthaften Adresse im nationalen Fußball geworden. Und Meier dank Arminia auch. Der 56-Jährige ist nachgewiesenermaßen ein erstklassiger Fachmann. Er weiß zu motivieren und eine taktische Handschrift zu hinterlassen. In Mönchengladbach endete sein Engagement als Trainer so lala, beim MSV Duisburg in einem Desaster. Die Kopfstoß-Affäre mit dem damaligen Kölner Albert Streit brachte ihn zu Fall.

"Wir sind noch nicht am Ende"

Bei Dynamo Dresden rehabilitierte er sich einigermaßen, in Düsseldorf machte er sich für höhere Aufgaben interessant. Fortuna führte er von der dritten bis in die Bundesliga. Es gibt durchaus Parallelen zu seinem aktuellen Wirkungskreis in Ostwestfalen. In Bielefeld sieht er seine Mission freilich noch lange nicht erfüllt. "Dieses Umfeld hat großes Potenzial", sagt er. "Wir sind noch nicht am Ende." Am Samstag will er mit Arminia den nächsten Schritt gehen.

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