"Kann diesen Käse nicht mehr hören" Dokumentation: Völlers Ausraster im Wortlaut

Reykjavik · Was Rudi Völler vor zehn Jahren so alles vom Stapel ließ, ist hier in unserer Dokumentation nachzulesen. Zunächst eine Abschrift der Dialoge mit den Völler-Attacken:

Das ist Rudi Völler
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Das ist Rudi Völler

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Foto: dpa/Hendrik Schmidt

Gerhard Delling: "Spätestens jetzt ist klar: Die Samstagabend-Unterhaltung steckt in der Krise."

Rudi Völler (am Ende der zweiten Antwort im Interview mit Waldemar Hartmann, plötzlich in Rage): "Das was der Delling da gesagt hat, das ist schon ne Sauerei! Samstagabendunterhaltung? Da soll der Delling doch zu "Wetten, dass" gehen und den Gottschalk ablösen."

Hartmann: "Was meinen Sie damit genau?"

Völler: "Das mit den Tiefpunkt, was der Delling gesagt hat; Wenn ich das schon höre: Tiefpunkt, niedriger Tiefpunkt und noch "n niedrigerer Tiefpunkt! Das ist eine Sauerei."

Waldmar Hartmann: "Was er sagen wollte ..."

Völler: "So ein Käse, ich lass' mir das nicht mehr bieten. Solche Sachen wie die vom Delling."

Hartmann: "Nun, Rudi, ich bin doch nicht der Rechtsbeistrand vom Kollegen Delling, ich bin Journalist! Ich stand mit dem Sepp Maier hinterm Tor die erste Halbzeit und wir waren uns einig, dass das ein statisches Spiel ist."

Völler: "Käse. So einen Käse will ich nicht mehr hören. so'n Scheiß! Das ist das Allerletzte, da wechsle ich doch den Beruf. (... ) Ich brauch das ja nicht: "Rudi du bist der Beste", "Rudi du bist der Schönste" - das brauch ich alles nicht."

Hartmann: "Für die Kritik ist doch Ihre Mannschaft der eigentliche Ansprechpartner!"

Völler: "Wir waren hier beim Tabellenführer! Da sollen wir hier herkommen und die einfach mal wegputzen, oder? So ein Mist.. Klar ist, dass vom Vize-Weltmeister ein Tick mehr kommen muss. Aber so ein Käse. Ich halte das nicht mehr aus, ich bin keiner, der hier an seinem Sessel festklebt wie der Ribbeck oder Vogts früher (...) Ihr müsst doch mal endlich vom hohen Ross runterkommen, früher... Was hat denn der Günter (Günter Netzer, d. Red.) früher für einen Scheiß gespielt? Standfußball war das doch früher. Alles in den Dreck zu ziehen ist für mich unterste Schublade."

Hartmann: "Ich verstehe die Schärfe nicht ..."

Völler: "Ja, du bist ja auch nicht gemeint. Du sitzt hier locker und in aller Ruhe und hast schon drei Weizenbier getrunken... "

Hartmann: "In Island gibt es gar kein Weizenbier, ich weiß nicht, ob wir jetzt in diesem Stil weitermachen sollen ... Wir können aber nachher auch gerne zur Dopingprobe gehen."

Netzer (wird zugeschaltet): "Es stimmt, dass wir früher auch schlecht gespielt haben. Wir haben dann auch zehn Klassespiele nacheinander abgeliefert. Aber so eine Anhäufung, wie sie jetzt Rudi Völlers Mannschaft abliefert, gabs bei uns nicht. Er kann froh sein, wie er bei uns im letzten Jahr noch weggekommen ist."

Völler: "Die zehn überragenden Spiele hintereinander will ich aber gesehen haben. Das muss vor dem zweiten Weltkrieg gewesen sein! (...) Das mit dem Weizenbier nehme ich zurück, sonst nichts. (...) Wenn ich mich jetzt nicht wehre, bin ich untragbar. Was sich Ribbeck und Vogts früher haben gefallen lassen, kann man mit mir nicht machen. Das ist mir die Sache nicht wert."

Zu ARD-Moderator Waldemar Hartmann, bei dem sich Völler später entschuldigt hat:

"Die Schärfe bringt ihr doch rein. Müssen wir uns denn alles gefallen lassen? Du sitzt hier locker auf deinem Stuhl, hast drei Weizenbier getrunken. Natürlich war das von dem einen oder anderen nicht so, wie ich mir das vorgestellt habe. Es kann doch keiner verlangen, dass wir hier her fahren und die Isländer 5:0 weg putzen. Aber so redet ihr doch alle."

"Das ist doch richtig, dass wir sicherlich in den letzten Monaten Spiele abgeliefert haben, die nicht in Ordnung waren. Nur wehre ich mich dagegen, das man nach solchen Spielen alles total in den Dreck zieht. Das ist das Allerletzte, unterste Schublade."

Völler, nachdem er sich nochmals in der ARD zuschalten ließ:

"Gewisse Dinge gehören sich einfach nicht. Ich bin auch nicht so wie der Erich Ribbeck und der Berti Vogts, die jahrelang an ihrem Stuhl festgehalten haben, egal was die Journalisten geschrieben haben oder im Fernsehen gesagt haben. Das ist mir das Ding nicht wert."

Völler auf der Pressekonferenz:

"Das ist so ein bisschen ein Ausbruch von mir gewesen, das lag mir schon lange auf der Seele. Es war Pech für Delling/Netzer, dass die Beiden es gerade waren. Das ist doch schon lange so im deutschen Fußball, das geht doch gar nicht so sehr nur um die deutsche Nationalmannschaft. Alle Gurus, diese Ex-Gurus, die irgendwann mal Fußball gespielt haben. Ob's der Kaiser (Franz Beckenbauer, die Red.) ist, den ich ja mag, der ja mein Trainer war, der mich nicht kritisieren würde. Der aber öfter in seinen Aussagen absolut überzieht, ob es bei Bayern ist oder bei uns. Und der Günter ja auch, und der Breitner auch. Natürlich sind sie Fußball-Experten. Aber es gibt bei uns im Moment in Deutschland eine Steilkurve nach oben, diese Häme, diese Kritik, gerade von Ex-Trainer oder Spielern, die früher große Karrieren hatten. Natürlich müssen sie ihren Lebensunterhalt verdienen, da habe ich absolutes Verständnis dafür. Aber ich finde es eben total überzogen."

"Ich könnte es mir einfach machen, mich kritisiert ja keiner. Da wird der Sturm kritisiert, da wird der kritisiert, da wird die Abwehr kritisiert. Ich könnte mich locker zurücklehnen uns sagen, och, ich hab ja nichts damit zu tun. Aber da wäre ich natürlich an der falschen Position. Da müsste ich sofort aufhören. Da wäre ich als Trainer untragbar. Und dieses ganze Gebilde, unsere Nationalmannschaft, die muss ich in Schutz nehmen."

"Was ich absolut ein Unding finde: Dieser absolut fehlende Respekt auch vor unseren Gegner. Natürlich haben wir schlecht gespielt und Glück gehabt, dass wir nicht verloren haben, aber diese ganzen Gurus. Wenn ich immer höre, wie gut die früher waren. Gegen die Isländer und gegen die Albaner haben sie alle nur hoch gewonnen früher. Das ist für mich eine absolute Sauerei. Das ist eine Meinungsmache. Das ist das Allerletzte. Das lasse ich mir nicht gefallen. Ich habe mit dem Berti Vogts ein sehr gutes Verhältnis, mit dem Erich Ribbeck sowieso, aber die haben sich das alles gefallen lassen. Die mussten das alles immer runter schlucken. Die haben sich nicht gewehrt. Und das mache ich nicht. Das ist mir die Geschichte nicht wert."

Völler nach der Pressekonferenz auf die Frage, ob das als Rücktrittsdrohung verstanden werden kann:

"Nein, nein. Ich musste das jetzt mal loswerden, bevor ich Magengeschwüre kriege."

(rl)
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