Derbys am Fließband 3. Liga startet als DDR-Oberliga mit West-Beteiligung

Dresden · Dynamo Dresden und der Chemnitzer FC gehen als Aufstiegsfavoriten in die Saison in der 3. Liga. Auch sonst liegt der Fokus vor dem Ligastart vor allem auf den Ostklubs.

Zahlen und Fakten zum Saisonstart
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Foto: dpa, abu jhe nic

Dynamo Dresden und der Chemnitzer FC als Aufstiegsfavoriten, eine Vielzahl an Traditionsduellen und riesiges Faninteresse: Vor dem Start der 3. Liga mit gleich acht Klubs aus der ehemaligen DDR-Oberliga ist die Euphorie in den neuen Bundesländern enorm. Vor allem der ehemalige Bundesligist Dresden geht ungewohnt offensiv in die Saison und hat als einziger der 20 Vereine die Rückkehr in die 2. Liga als großes Ziel ausgegeben.

"Ja, wir wollen aufsteigen", sagte Dynamo-Sportchef Ralf Minge der Sächsischen Zeitung: "Von der Mannschaft, die (im Vorjahr, d. Red.) ein gewisses Potenzial nachgewiesen hat, konnten wir so gut wie alle Leistungsträger halten und haben nochmal Qualität und Erfahrung dazugeholt."

Der Spieleretat des achtmaligen DDR-Meisters wurde um rund 30 Prozent auf etwa 3,8 Millionen Euro erhöht - auch deswegen sehen 17 der anderen 19 Trainer die Sachsen um den neuen Chefcoach Uwe Neuhaus in Umfragen als heißesten Kandidaten auf die Drittliga-Meisterschaft.

12.000 Dauerkarten hat der Klub verkauft und dürfte damit auch zum Zuschauerkrösus werden. Doch vor dem Start der "Bundesliga des Ostens" (O-Ton Ulf Kirsten) ist das Interesse auch an anderen Ost-Standorten enorm. Bei Aufsteiger 1. FC Magdeburg sicherten sich bereits 4500 Fans ein Ticket für die 19 Heimspiele, und auch beim Halleschen FC, Erzgebirge Aue und Energie Cottbus gingen jeweils mehr als 2000 Saisontickets weg. Aue gewann nach dem bitteren Zweitliga-Abstieg zudem mehr als 2000 neue Vereinsmitglieder.

Während sich Dresden, das in der abgelaufenen Saison trotz langer Durststrecke Sechster wurde, prominent mit Routinier Andreas Lambertz (Düsseldorf) sowie Mathias Fetsch (Augsburg) und Pascal Testroet (Bielefeld) verstärkte, investierte auch Chemnitz in der Kader. Durch die Verpflichtungen des Ex-Cottbusers Martin Fenin sowie von Ronny König (Darmstadt) und Christian Cappek (Offenbach) gehören die Himmelblauen von Trainer Karsten Heine wohl zu Dynamos größten Konkurrenten.

Wirklich auszurechnen sei die Liga vor dem Eröffnungsspiel zwischen Magdeburg und Rot-Weiß Erfurt am Freitag (20.30 Uhr) jedoch kaum. "Ich muss in dem Zusammenhang den Dresdner Sportdirektor Ralf Minge zitieren, der gesagt hat: '20 Mannschaften spielen gegen den Abstieg - und zwei steigen auf.' Dem ist nichts hinzuzufügen", sagte Heine der Freien Presse. Abzuwarten bleibe unter anderem, was die Zweitligaabsteiger VfR Aalen und Aue nach den personellen Umbrüchen leisten können.

Knapp 450 Transfers tätigten die Klubs in den vergangenen Wochen und übertrafen damit die Zahl aus dem Vorjahr (429). Finanziell sind dabei aber weiterhin kaum große Sprünge möglich, denn die Vereine arbeiten fast schon traditionell wirtschaftlich am absoluten am Limit.

Ein großes Ärgernis bleiben dabei die geringen Erlöse aus den TV-Verträgen. Während die Zweitligisten im Schnitt jeweils rund sechs Millionen Euro aus den Erlösen der TV-Vermarktung durch die DFL bekommen, erhalten alle 20 Drittligisten insgesamt lediglich 12,8 Millionen Euro von den öffentlich-rechtlichen Fernsehanstalten.

Bitter ist das vor allem für die teilweise chronisch klammen Ostklubs. Dresden, Magdeburg, Aue, Halle, Cottbus, Rot Weiß Erfurt sowie Chemnitz und Hansa Rostock werden 2015/2016 dafür sorgen, dass so viele Spiele wie noch nie live übertragen werden. Es gibt kaum einen Spieltag ohne Traditionsderby. Alleine an den ersten drei Spieltagen strahlt der MDR sieben Begegnungen live aus.

(sid)
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