Traditionsverein stürzt ab Fans laufen Sturm gegen Hansa

In der Hansa-Familie rumort es gewaltig. Nach der Heimpleite gegen Kiel tat sich ein erster Riss zwischen Fans und der Mannschaft auf. Der Absturz in die Bedeutungslosigkeit steht bevor.

 Die Hansa-Fans waren nach dem Auftritt ihrer Mannschaft aufgebracht.

Die Hansa-Fans waren nach dem Auftritt ihrer Mannschaft aufgebracht.

Foto: dpa, nic

Nach der sportlichen Bankrotterklärung drohte bei Hansa Rostock für kurze Zeit die Eskalation. Rund 500 aufgebrachte Fans des Drittligisten versuchten, sich Zugang zum Foyer des Stadions zu verschaffen und die Spieler nach der 0:4 (0:1)-Heimpleite am Samstag gegen Holstein Kiel zur Rede zu stellen.

Trainer Karsten Baumann und sein Team stellten sich schließlich der Diskussion mit den Anhängern, auch deshalb artete die aggressive Grundstimmung nicht in Randale aus. Lediglich ein Hansa-Fan wurde wegen Widerstands von der Polizei vorläufig festgenommen. Die Stimmung beim ehemaligen Bundesligisten aber bleibt explosiv: Dem Tabellenvorletzten droht nach einer katastrophalen Hinrunde der Absturz in die Bedeutungslosigkeit.

"Es gibt viele Baustellen bei Hansa, und die müssen wir in der Winterpause alle gemeinsam bearbeiten", sagte Coach Baumann in der ARD. Der frühere Bundesligaprofi appellierte an die aufgebrachten Anhänger: "Wenn wir es nicht hinbekommen, dass wir alle zusammenstehen, dann brauchen wir die Rückrunde gar nicht erst anfangen."

Auch der Trainerwechsel von Peter Vollmann zu Baumann hat kurzfristig nichts bewirkt. Nach dem desolaten Auftritt in Erfurt (1:4) blamierte sich Hansa auch beim zweiten Auftritt unter Baumanns Leitung. Gegen Kiel setzte es die fünfte Niederlage in Folge, ein Aufbäumen gegen die Krise war nur ansatzweise zu erkennen.

Nicht nur sportlich steht dem letzten DDR-Meister das Wasser bis zum Hals. Auch finanziell droht mal wieder das Aus für die Mecklenburger. Um die Lizenz zu sichern, wirbt der Klub seit Wochen für ein Benefizspiel am 29. März 2015, bei dem eine Auswahl ehemaliger Bundesligaspieler um Klub-Idol Stefan "Paule" Beinlich gegen ein Team des Rappers Marteria antritt.

Der Musiker, der bis zur A-Jugend selbst die Fußballschuhe für Hansa geschnürt hat, saß gegen Kiel auf der Tribüne und musste tatenlos mitansehen, wie sein Herzensklub in seine Einzelteile zerfiel. Die Fans waren auf die Spieler richtig wütend, eine Eskalation konnte aber glücklicherweise verhindert werden.

Man könne nachvollziehen, "dass die Fans Angst um die Existenz des Vereins haben und deshalb ihre Unzufriedenheit verbal zum Ausdruck bringen wollten", sagte Rainer Friedrich, Vorstand Stadionmanagement und Prävention.

Grenzen dürften aber nicht überschritten werden, so Friedrich weiter: "Wir appellieren noch einmal an alle Fans auch in diesen für den Verein schweren Zeiten, trotzdem Vernunft an den Tag zu legen."

(sid)
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